Thema des Tages

Unwetterwarnungen und ihre Vorgeschichte

Zahlreiche schwere Gewitter haben in den letzten Tagen die Warnkarte
des DWD rot und teilweise sogar violett gefärbt. Darauf hingewiesen
wurde aber auch schon vorher in Form einer Vorabinformation. Aber was
steckt eigentlich genau dahinter?

Unwetterlagen kommen deutschlandweit jedes Jahr einige Male vor.
Das zeitliche Auftreten gestaltet sich dabei hochvariabel.
Nach Tagen oder Wochen mit ruhigem Wetter kann es plötzlich über
mehrere Tage hinweg wild zur Sache gehen.
Insbesondere sich regenerierende Gewitterlagen sorgen im Sommer gerne
für Stress beim diensthabenden Vorhersager, aber zum Beispiel auch
die Sturmserie im Spätwinter dieses Jahres hatte es warntechnisch in
sich.

Nun kommen diese Unwetter für den Vorhersagemeteorologen in der Regel
nie aus heiterem Himmel.
Je nach zu bewarnendem Parameter hat man oft eine Vorlaufzeit von 24
oder mehr Stunden, um einschätzen zu können, ob eine Wetterlage
unwetterträchtig ist oder nicht.
Sturmlagen zum Beispiel betreffen oft größere Regionen in ihrer
gesamten Fläche und sind dadurch bereits im Vorfeld relativ gut
abzugrenzen.
Schwieriger wird es dagegen oft bei Gewitterlagen.
Anhand diverser Parameter wie zu erwartenden Windböen,
Niederschlagsmengen und Hagel- oder gar Tornadopotential lässt sich
die Unwetterneigung generell zwar einschätzen, aber das genaue
Auftreten der Gewitter und die individuelle Ausprägung einer jeden
Gewitterzelle sind dann noch einmal eine Geschichte für sich.
Denn es gilt: Nicht jedes Gewitter ist automatisch ein Unwetter, auch
wenn das individuell manchmal anders empfunden wird.
Es gelten dafür fest definierte Schwellwerte bei Wind, Niederschlag
oder Hagelgröße, die dafür in der Regel überschritten werden müssen.

Bewarnt werden diese akuten Wetterereignisse dann jeweils mit einer
amtlichen Wetter-, beziehungsweise Unwetterwarnung.
Insgesamt sieht das Warnsystem des DWD dabei vier Warnstufen vor, von
gelb (Wetterwarnung) über ocker (markante Wetterwarnung) hin zur
roten Unwetterwarnung und violetten extremen Unwetterwarnung.

Neben diesen „scharfen“ amtlichen (Un-)wetterwarnungen gibt es aber
auch noch das Werkzeug der sogenannten „Vorabinformation vor
Unwetter“.
Dabei handelt es sich nicht – und das scheint oft noch immer
missverstanden zu werden – um eine konkrete Warnung im eigentlichen
Sinne.
Vielmehr ist eine Vorabinformation Unwetter ein Hinweis für Behörden,
Katastrophenschutz und Bevölkerung auf eine bevorstehende
Unwettersituation.
Dies soll unter anderem die Vorbereitungs- und Reaktionszeit im
Vorfeld deutlich erhöhen.
Gleichzeitig dient die Vorabinformation als Hinweis darauf, die
Aufmerksamkeit auf das kommende Wettergeschehen zu lenken und aktiver
als üblich zu verfolgen.

In einer Vorabinformation wird das Gebiet hervorgehoben, in denen das
Auftreten von Unwetterereignissen am wahrscheinlichsten erscheint.
Es bedeutet aber keineswegs, dass anschließend im gesamten Gebiet
auch Unwetterereignisse stattfinden.
Die Erstellung einer Vorabinformation erfolgt dabei durch Beurteilung
der verschiedenen Modellvorhersagen und den Erfahrungen der
Vorhersagemeteorologen.
Je nach Ereignis beträgt die Vorlaufzeit dabei in der Regel zwischen
6 und 48 Stunden, in seltenen Ausnahmefällen sogar noch länger.
Deswegen gilt es, bei einer ausgegebenen Vorabinformation nicht nur
das Gebiet, sondern auch den ausgewiesenen Zeitstempel zu
berücksichtigen.
Dieser gibt an, in welchem Zeitraum ein Unwetterereignis
voraussichtlich zu erwarten ist.
Eine Vorabinformation ist dabei nicht in Stein gemeißelt.
Gewinnt der Vorhersagemeteorologe neue Erkenntnisse durch aktuellere
und bessere Modellvorhersagen, wird eine Vorabinformation auch immer
wieder angepasst, vor allem in ihrer Ausdehnung.
Das kann unter anderem dazu führen, dass eine Vorabinformation in
einem Gebiet auch bereits vor Eintritt des Ereignisses wieder
aufgehoben wird, weil zum Beispiel Unwetter in diesem Gebiet
zwischenzeitlich unwahrscheinlich geworden sind.

Vorabinformationen für Unwetter werden auch nicht für jedes
Unwetterereignis im Voraus ausgegeben.
Eine Ausgabe erfolgt üblicherweise immer dann, wenn größere
zusammenhängende Gebiete von Unwetter betroffen sein könnten, und die
Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen eines Unwetterereignisses
hinreichend hoch ist.

Abschließend lässt sich damit zusammenfassen: Nicht für jedes
Unwetter gibt es eine Vorabinformation. Eine Vorabinformation ist
noch keine Warnung, sondern ein erster Hinweis. Eine Vorabinformation
wird immer durch eine „echte“ (Un-)wetterwarnung bei absehbarem
Eintritt eines Ereignisses ergänzt. Und: Eine Vorabinformation kann
sich im Vorfeld immer nochmal ändern.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.05.2022

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