Thema des Tages

Polarlichter – Sonnenwinde am Himmel

Sicherlich haben die meisten von Ihnen schon einmal Bilder von den
bunten Leuchten am Nachthimmel gesehen, die man allgemein als
Polarlichter bezeichnet. Gibt es dafür eine physikalische Erklärung
oder verbergen sich dahinter etwa doch tanzende Geister am Himmel?
Und kann man sie wirklich nur in den Polarregionen beobachten?

Polarlichter gehören definitiv zu den eindrucksvollsten
Erscheinungen, die am Himmel auftreten können. In der Nacht von
Sonntag auf Montag konnte man diese sogar über Norddeutschland
betrachten, was nur sehr selten vorkommt. Und obwohl fast jeder schon
davon gehört hat, wissen viele nicht, was die Ursache dafür ist.
Dabei ist die Erklärung eigentlich gar nicht so kompliziert, wie sie
scheint.

Noch im 18. Jahrhundert ging man davon aus, dass die Lichter durch
Reflexion des Sonnenlichts an Eiskristallen in Wolken entstehen.
Einige Zeit später konnte diese Theorie widerlegt werden und heute
weiß man, dass der Auslöser ein anderer ist:
Die Sonne sendet nämlich kontinuierlich elektrisch geladene Teilchen
aus. Diese werden regelmäßig als Bündel ausgestrahlt, die man als
Sonnenwinde bezeichnet. Da die Sonne hierbei etwa eine Million Tonnen
Materie pro Sekunde ins All schießt, kann man erahnen, dass dabei
riesige Mengen Energie frei werden. Ein Teil der Winde trifft dann
auf das Magnetfeld der Erde und wird durch dieses in Nord- und
Südrichtung abgelenkt. Damit wirkt das Magnetfeld wie ein
Schutzschild, der die Biosphäre und damit auch uns Menschen vor den
energiereichen Sonnenwinden abschirmt. An den Polen läuft das
Magnetfeld zusammen und daher wird hauptsächlich dort einem Teil der
Winde der Eintritt in die Atmosphäre dann doch ermöglicht, wodurch
Polarlichter überhaupt erst entstehen können. Denn wenn die Teilchen
der Sonne in die Atmosphäre gelangen, treffen sie auf bereits
vorhandene Teilchen und regen diese an. Dabei wird viel Energie
freigesetzt, die in Form von Licht sichtbar wird. Außerdem entstehen
Ströme, die wir als gleitende Bewegungen wahrnehmen. Polarlichter
sind übrigens kein reines Phänomen der Nordhalbkugel, sondern treten
natürlich auch in den polaren Breiten der Südhalbkugel auf. Während
der wissenschaftliche Name des Nordlichts ?aurora borealis? lautet,
wird das Südlicht als ?aurora australis? bezeichnet.

Wie Sie vielleicht auch schon wahrgenommen haben, sieht man
Polarlichter am häufigsten in grüner Farbe. Diese entsteht durch die
Anregung von Sauerstoffteilchen, hauptsächlich in etwa 100 km Höhe.
Aber auch rötliche Farbe kann dabei zu sehen sein, diese entsteht
jedoch in Höhen von etwa 200 km. Deutlich seltener kommt es ebenso zu
violettem bis blauem Licht. Hier werden Stickstoffteilchen angeregt,
wofür sehr viel mehr Energie nötig ist.

Am häufigsten sind die Polarlichter in Alaska, Kanada, Island,
Finnland, Norwegen und Grönland beobachtbar, insbesondere in den
Wintermonaten begünstigt die Polarnacht eine Sichtung. Bei besonders
starken Fällen kann es passieren, dass sich die Lichter außerhalb der
Polarregionen zeigen. So konnte man dieses Spektakel beispielsweise
2013 sogar über Berlin bewundern.

Bis heute haben sich einige Mythen bezüglich der Polarlichter
gehalten. So glaubten die Inuit in Kanada schon bevor es
wissenschaftliche Erklärungen zur Entstehung gab, dass sich hinter
den Lichtern tanzende Geister der Vorfahren verbergen, die auf diese
Art und Weise versuchen, Kontakt aufzunehmen und man ebenso mit
diesen kommunizieren könne. Menschen in Skandinavien glaubten indes,
dass die Polarlichter Reflexionen großer Heringsschwärme in den
Meeren seien und somit auf eine gute Ausbeute beim Fischen hindeuten.

Was man letzten Endes glaubt, kann natürlich jeder selbst
entscheiden. Fest steht jedoch, dass es sich um ein einzigartiges
Erlebnis handelt, Polarlichter zu beobachten.

Praktikantin Alina Otto in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met. Marcel
Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.03.2022

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