#DWD -> #Thema des Tages 2022-03-01: Wie entsteht ein Wetterbericht?
Thema des Tages
Wie entsteht ein Wetterbericht?
Immer wieder erreicht uns die Frage: Wie entsteht denn eigentlich ein
Wetterbericht? Was nutzen wir Meteorolog:innen für Modelle, schauen
wir einfach in den Himmel oder woher haben wir die ganzen
Wetterdaten?
Der Wetterbericht – ein wichtiger Baustein im täglichen Leben und
omnipräsent. Entgegen den Frotzeleien, dass wir eine Vorhersage auf
Basis dessen verfassen, was die Glaskugel sagt, wie hoch der Frosch
auf der Leiter klettert oder was die Würfel anzeigen, ist die
Erstellung eines Wetterberichts doch sehr viel komplizierter.
„Ein Orkantief über der nördlichen Nordsee sorgt für eine
ausgewachsene Sturmlage in weiten Teilen von Deutschland.
Heute wechselnd bewölkt und immer wieder schauerartige Niederschläge,
vereinzelt auch kurze Gewitter. Höchstwerte im Norden 7 bis 10 Grad,
sonst 10 bis 16 Grad. Verbreitet Sturmböen und schwere Sturmböen, von
der Mitte bis in den Norden auch einzelne orkanartige Böen
(Unwetter!). Auf den Bergen und an der See vereinzelt Orkanböen.“
So las sich der Wetterbericht für Deutschland vor etwa zwei Wochen.
Ganz schön viele Informationen in einem zugegebenermaßen sehr
komprimierten Text. Formal gibt es für die Wetterberichte des
Deutschen Wetterdienstes (DWD) einige Vorgaben. Sie werden immer im
Telegrammstil verfasst, das heißt ohne Verwendung von Verben. Dann
stellt sich der grundlegende Aufbau eines Wetterberichts so dar, dass
zuerst die Wetterlage kurz beschrieben wird und anschließend folgt
die Wetterentwicklung. Diese setzt sich zusammen aus der Beschreibung
der Bewölkungsverhältnisse und Angaben zum Niederschlag im zeitlichen
Verlauf, Nennung der Temperaturmaxima bzw. -minima und zum Schluss
die Angabe der Windstärke sowie Windrichtung. Dabei sollte dieses
Schema möglichst immer beibehalten werden.
Doch woher bekommen Meteorolog:innen nun diese ganzen Informationen,
um einen Wetterbericht zu verfassen? Größtenteils läuft ihre Arbeit
tatsächlich vorm Bildschirm ab. Dabei betrachten sie verschiedene
Wettermodelle, zum Beispiel das ICON-Modell (Icosahedral
Nonhydrostatic Model) des DWD, das amerikanische GFS (Global Forecast
System), oder das Modell des Europäischen Zentrums für mittelfristige
Wettervorhersage (EZMW). In diese Modellberechnungen gehen sämtliche
möglichst weltweit verfügbare Daten ein, wie Bodenmessungen,
Radiosondenaufstiege, Satellitenmessungen, Schiffsmeldungen,
Flugzeugmessungen und vieles mehr. Diese Eingangsdaten werden dann
von Hochleistungsrechnern verarbeitet bzw. in die Modelle
eingespeist. Die Modelle haben dabei unterschiedliche
Charakteristiken, wodurch sich die Berechnungen unterscheiden. Häufig
werden zunächst Prognosen für die ganze Welt erstellt und dann für
bestimmte Regionen in höherer Auflösung verfeinert.
Genau jetzt kommen Meteorologinnen und Meteorologen ins Spiel, denn
nun liegt es an ihnen, aus der Fülle von Modellberechnungen einen
allgemein verständlichen und natürlich richtigen Wetterbericht zu
verfassen. Dazu gleichen sie beispielsweise den Ist-Zustand mit dem
für den aktuellen Zeitpunkt berechneten Zustand ab. Gibt es hier
bereits größere Differenzen, dann wird das Modell an diesem Tag eher
nicht verwendet, denn wenn die Anfangsbedingungen nicht stimmen, dann
wird der Fehler im weiteren Verlauf in der Regel noch größer. Des
Weiteren weiß man häufig, welches Modell bei bestimmten Wetterlagen
seine Stärken und Schwächen hat. Beispielsweise bildet ein Modell
besser die räumliche Niederschlagsverteilung ab, während ein anderes
bei den Niederschlagsmengen besser liegt. Außerdem vergleichen wir
die vorliegenden Modelle. Wenn von zehn Prognosen neun Sturm
berechnen und einmal nur ein laues Lüftchen wehen soll, dann ist
ersteres wesentlich wahrscheinlicher.
Nun liebe Leserinnen und Leser, Sie merken, wie komplex und
kompliziert es sein kann, einen einfach verständlichen und genauen
Wetterbericht zu verfassen. Aber genau dies macht uns Wetterberatern
täglich sehr viel Freude, denn es passiert ständig etwas Neues und
Abwechslung ist definitiv geboten. Und sollte man einmal nicht mehr
weiterwissen, dann kann man sich ausnahmsweise auch mal des alten
Spruches: „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, dann ändert sich das
Wetter oder es bleibt wie es ist“ bedienen.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.03.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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