Thema des Tages
Winterhalbjahr bisher sehr trocken
Im heutigen Thema des Tages wird eine Zwischenbilanz des
Niederschlags im Winterhalbjahr geworfen. Es ist bisher deutlich zu
trocken.
Das Winterhalbjahr ist ja gemeinhin die Zeit, in der die Wasserbilanz
positiv ausfällt. Das heißt, der Eintrag in den Wasserhaushalt durch
Niederschlag überwiegt den Anteil der verdunstet. Damit ist der
Zeitraum auch gut geeignet um die Feuchtigkeit der Böden und das
Grundwasser wieder aufzufüllen. Der Winter schafft also quasi die
Voraussetzung für den bevorstehenden Sommer, wenn die Verdunstung die
Niederschläge üblicherweise überwiegt und damit eine negative Bilanz
des Wasserhaushaltes auftritt. Je mehr Niederschlag also im Winter
fällt, desto eher können auch Trockenphasen im Sommer abgefedert
werden.
Schauen wir nun einmal auf die zurückliegenden Monate: Seit (dem
Monat) September sind die gefallenen Niederschlagsmengen in vielen
Regionen eher unterdurchschnittlich, zum Teil deutlich. Gerade der
Monat September brachte im Deutschlandschnitt nur etwas mehr als die
Hälfte der zu erwartenden Niederschlagsmenge. In den mittleren
Landesteilen sogar noch darunter mit nur knapp 44 % in Hessen.
Auch im Oktober setzte sich in einigen Regionen die Trockenheit fort.
In Sachsen kamen gar nur gut 41 % an Vergleich zum vieljährigen
Mittelwerte zwischen 1991 bis 2020 zusammen. Im Deutschlandschnitt
waren es knapp 82 %, wobei nur im Norden die Mengen etwas über dem
Mittel lagen.
Der November zeigte große Unterschiede. So fielen im Osten teils
größere Niederschläge, sodass in Brandenburg und Berlin die Bilanz
mit 142 % klar über dem vieljährigen Mittelwert lag. Im Süden und
Westen blieb es hingegen ziemlich trocken. In Baden-Württemberg waren
es nur knapp 52 % des Solls. Im Deutschlandmittel kamen gut 79 %
zusammen.
Auch der Dezember blieb im Deutschlandmittel zu trocken mit gut 86 %.
Wenig Niederschlag gab es in Thüringen, wo landesweit nur knapp 60 %
der üblichen Menge registriert wurde. Einzig in Bayern und
Baden-Württemberg landete die Monatsmenge knapp über dem Mittelwert.
Der Januar ist nun zu zwei Dritteln vorbei. Gerade über der Mitte
Deutschlands hat es im ersten Monatsdrittel viel Niederschlag
gegeben, sodass das Flächenmittel in Thüringen, Hessen und
Rheinland-Pfalz/Saarland bereits jetzt überdurchschnittlich ist. Nach
Osten und Südosten zu fehlt hingegen noch einiges im
Niederschlagstopf. In den kommenden zehn Tagen kann sicherlich noch
etwas Niederschlag hinzukommen. Abgesehen von kleineren Regionen
sehen die Prognosen aber nicht sehr üppig aus. Damit dürfte auch der
Januar im Flächenmittel über ganz Deutschland wieder zu trocken
ausfallen - der dann fünfte Monat am Stück.
Um eine bisherige Gesamtbilanz zu ziehen, bietet sich die Betrachtung
des Winterhalbjahres an, welches den Zeitraum zwischen astronomischen
Herbst- und Frühlingsbeginn definiert (gerechnet 21.9 bis 21.3.).
Mittlerweile sind zwei Drittel des Winterhalbjahres vorbei. Die
bisherige Niederschlagsmenge sollte also bei mindestens 67 % liegen.
Tatsächlich kann dies nur der Norden für sich behaupten, in
Mecklenburg-Vorpommern sind bereits drei Viertel erreicht. Im
Deutschlandschnitt sind es hingegen nur 58 %, wobei in NRW und Hessen
gerade einmal die Hälfte gemessen wurde. Schaut man noch etwas mehr
ins Detail, so findet man Regionen, die nochmal deutlich geringere
Mengen aufweisen. Zu nennen ist vor allem der Bereich zwischen
Mittel-/Nordhessen, Westfalen und dem südlichen Niedersachsen bis in
die Region rund um den Harz. Dort ist bisher zum Teil weniger als ein
Drittel gefallen. Heraus sticht auch der Süden (vornehmlich das
Alpenvorland) und die Lausitz. Dort beläuft sich die Bilanz bisher
auf nur rund 40 %.
Die deutlich unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen machen sich
auch im Boden bemerkbar. So herrscht derzeit selbst im Oberboden ein
deutliches Defizit an Feuchtigkeit genau in den Regionen, die bisher
den im Verhältnis wenigsten Niederschlag bekommen haben
Damit das Winterhalbjahr noch sein Soll erreichen kann, muss im
letzten Drittel, also noch ziemlich viel Niederschlag fallen. Danach
sieht es aber erst einmal nicht aus. Nach dem kurzen Wintereinbruch
mit starken Schneefällen im östlichen Alpengebiet und am Erzgebirge
bzw. im Vogtland dominiert bis mindestens Ende des Monats weiter
Hochdruckeinfluss. Entsprechend fällt nur wenig Niederschlag.
Sollte es hingegen bei der Fortdauer der Trockenheit bleiben, wäre
dies ein alles andere als guter Start in das kommende Sommerhalbjahr.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.01.2022
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