Thema des Tages

Rodelfrust in Nordwestdeutschland

Am heutigen Samstag ist bereits knapp die Hälfte des meteorologischen
Winters vorbei und vor allem im Nordwesten gab es bisher kaum Schnee.
Im Osten und Südosten dagegen konnte die weiße Pracht schon öfter
beobachtet werden. Eine Halbzeitbilanz.

Mit dem gestrigen 14.01.2022 sind nun 44 des 89 Tage andauernden
meteorologischen Winters 2021/2022 (01.12.2021 bis 28.02.2022)
vergangen. Damit haben wir quasi die Halbzeit erreicht. In Sachen
Schnee fällt das Fazit dazu bisher ziemlich unterschiedlich aus.
Während die Schneefans vor allem in den nordöstlichen und
südöstlichen Landesteilen bereits häufiger zum Zuge kamen, hatten im
Nordwesten Deutschlands vor allem diejenigen Glück, die mit Schnee
nichts anfangen können (siehe dazu die Grafik zur Anzahl der Tage mit
einer geschlossenen Schneedecke von mindestens 0,5 cm Höhe bis
einschließlich dem 13.01.2022 unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/1/15_Bild.png).

So gab es im Nordwesten an vielen Stationen in diesem Winter noch
keinen einzigen Tag, an dem eine Schneedecke registriert wurde. Vor
allem von der Nordsee bis zum Münsterland und Rheinland, aber auch in
Teilen des südöstlichen Niedersachsens und Sachsen-Anhalts steht die
Null. Wenn sich dort Schneeflocken zeigten und diese vorübergehend
liegen blieben, so waren sie spätestens am nächsten Morgen zum
täglichen Messtermin um 7 Uhr MEZ wieder verschwunden
(„Stundenschnee“). Schlittenfahren auf den eh meist nur flachen
Hügeln in diesen Regionen war damit bisher so gut wie unmöglich, was
insbesondere bei Kindern natürlich Frust auslöste (bzw. immer noch
auslöst). „Rodelfrust“ gibt es allerdings auch in einigen
Flussniederungen im Westen und Süden Deutschlands sowie im Saarland.
Auch dort leuchtet in der Grafik öfter die Null auf.

Mehr Schneedeckentage wurden dagegen im Nordosten und im Südosten
Deutschlands erfasst. Gebietsweise sind die Zahlen selbst im
Flachland zweistellig. In Vorpommern beispielsweise lag sogar schon
bis zu 21 Tage Schnee und damit fast die Hälfte des Winters bisher.
Aber auch in Bayern verwandelte der Schnee die Landschaften immer
wieder in Weiß, die Straßen dagegen in Rutschbahnen.

Schneesicherer waren natürlich die Berge. So hatte der Begriff des
„Berglandwinters“ erneut Hochkonjunktur. 20 bis 40 Schneedeckentage
zeigen, dass dort meist über längere Zeit Schnee lag. Volle 43 Tage
mit einer Schneedecke schafften beispielsweise Oberstdorf im Allgäu
(Bayern) und ein paar weitere Stationen in den höher gelegenen Alpen
sowie im Bayerischen Wald.

Wie geht es nun mit dem Winter bzw. dem Schnee weiter? Nach einem
Wintereinbruch mit flächendeckenden Schneefällen bis ins Tiefland
sieht es derzeit nicht aus, auch wenn es in den nächsten Tagen
zeitweise kühler wird als bisher und gebietsweise leichte
Niederschläge aufkommen. Für mehr als „Berglandwinter“ oder
„Stundenschnee „im Tiefland reicht es aber voraussichtlich erst
einmal nicht.

Für „Ski und Rodel gut“ müssen die Hoffnungen also auf den Rest der
zweiten Hälfte des Winters gelegt werden. Bei den meisten
Wettermodellen für Langfristvorhersagen stehen die Zeichen allerdings
weiterhin auf zu mild, was dem Schnee natürlich abträglich wäre. Ganz
ähnlich sah es aber auch im vergangenen Winter aus, als im Februar
dann doch noch ein größerer Wintereinbruch mit zum Teil viel Schnee
bis ins Tiefland folgte – Wiederholung nicht ausgeschlossen.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.01.2022

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