Thema des Tages

Wasser marsch in der Südhälfte

Da kam in den letzten eineinhalb Tagen über der Südhälfte des Landes
ordentlich was vom Himmel. Wie viel Niederschlag ist denn nun
tatsächlich gefallen und ist das viel?

Tief ANNETTE hat in den vergangenen 36 Stunden in der Südhälfte
Deutschlands für ordentlich Niederschlag gesorgt. Das Tief
entwickelte sich vorderseitig eines vom Ostatlantik auf West- und
Südwesteuropa übergreifenden Randtroges. Dadurch, dass das
Frontensystem ANNETTEs höhenströmungsparallel verlief und kräftige
Warmluftadvektion für eine umfangreiche Anreicherung der Luftmasse
mit Feuchtigkeit sorgte, zogen Niederschlagsgebiete immer wieder über
dieselben Gebiete hinweg. Gebietsweise schüttete es dadurch über
einen längeren Zeitraum hinweg wie aus Eimern.

In der Südhälfte kamen von Montagmorgen bis Mittwochmorgen verbreitet
20 bis 40 Liter pro Quadratmeter Regen vom Himmel (siehe Grafik
unter: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/1/5.html).
Besonders an den Westrändern der Mittelgebirge konnten sich die
Regenfälle zusätzlich stauen, sodass dort 40 bis 60 Liter pro
Quadratmeter niederprasselten. Im Nordschwarzwald, aber auch im
nördlichen Saarland und im Hunsrück lagen die Regenmengen sogar bei
teilweise 60 bis 80 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 48 Stunden.
Beispielsweise kamen in Holzbach im Hunsrück sowie in Forbach im
Schwarzwald 68 bzw. 78 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Vergleicht
man nun diese Werte mit den Monatsmittelwerten, so lässt sich
konstatieren, dass innerhalb von zwei Tagen mitunter ein Großteil des
Monatsniederschlags bereits gefallen ist.

Da ist es wenig verwunderlich, dass diese kräftigen Niederschläge
regional zu einem deutlichen Anstieg der Flusspegel führten. In einem
Streifen von Rheinland-Pfalz bis hinüber zum Bayerischen Wald
erreichten die Pegel die Hochwassermeldestufen 1 und 2. Am Oberlauf
des Mains und seinen Zuflüssen reichte es ganz vereinzelt auch für
die Meldestufe 3. Glücklicherweise kam aufgrund der fehlenden
Schneedecke keine Schneeschmelze hinzu. Dadurch wurde ein
überregionales Hochwasser verhindert. In Norddeutschland sowie direkt
an den Alpen fielen die Niederschläge deutlich geringer aus. Meist
kamen dort weniger als 10 Liter pro Quadratmeter zusammen. Nur in
Schauerstraßen über dem Norden war es auch etwas mehr.

Die andauernden Niederschläge sind inzwischen aber Geschichte und die
Wetterlage hat sich umgestellt. Die sehr milde und mit viel
Feuchtigkeit angereicherte Atlantikluft wurde nach Südosten
abgedrängt. Tief ÜMIT hat nun das Zepter in der Hand. Es führt von
Nordwesten her in Staffeln kalte Meeresluft polaren Ursprungs heran.

Damit ziehen in Verbindung mit einem teils stürmischen Westwind
einzelne Schauerstaffeln von Nordwesten übers Land. Heute gibt es
daher zunächst in der Nordhälfte Regen-, Schnee- und Graupelschauer –
vereinzelt mit Blitz und Donner. Eine Schneedecke kann sich aber
allenfalls im höheren Bergland ausbilden. In der Nacht zum Donnerstag
kommen die Schauer auch in die Südhälfte voran. Dort reicht es
gebietsweise ab 300-400 m für eine dünne Schneedecke. Viel Schnee
gibt es allerdings nicht.

Am Donnerstag wird es meist recht freundlich. Letzte Schneeschauer
treten anfangs noch in Richtung Alpen und im Bayerischen Wald sowie
im Erzgebirge auf. In der Nacht zum Freitag nähert sich dann aus
Westen ein neues Frontensystem und es kommen leichte Niederschläge
auf. Oberhalb von 200-300 m fallen diese als Schnee, sonst als
Schneeregen oder Regen. Mehr als 1 bis 5 cm kommen aber nicht
zusammen.

Auch in den Folgetagen bleibt es, bei der Jahreszeit entsprechenden
Temperaturen, leicht wechselhaft und es ziehen immer wieder von
Westen und Nordwesten her Niederschlagsgebiete übers Land. Während im
Tiefland dann nasskaltes Schmuddelwetter auf der Agenda steht, wird
es im Bergland zunehmend winterlich. Nachts und morgens kann es aber
selbst in tiefen Lagen auch mal ?Stundenmatsch? geben. Die Sonne
macht sich eher rar und zeigt sich am ehesten am Samstag in Richtung
Alpen und im Osten.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.01.2022

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