Thema des Tages

„Ganz schön Wetter“ in Europa

Nicht nur in Deutschland wird es in diesen Tagen wettertechnisch
spannend. Auch in anderen Regionen Europas gibt es „ordentlich
Wetter“. Wo genau? Das lesen Sie in der heutigen Ausgabe des Themas
des Tages.

Bereits in den vergangenen Tagen wurde an dieser Stelle im Thema des
Tages auf den anstehenden Wetterwechsel in Deutschland hingewiesen.
Hoch „Walpurga“, die in den vergangenen Tagen für das „grau in grau“
verantwortlich war, verabschiedet sich heute allmählich über
Osteuropa in Richtung Zentralasien und macht somit den Weg über
Deutschland zunehmend frei für tiefen Luftdruck. Somit steht am
kommenden Wochenende pünktlich zum ersten Advent zumindest im Süden
teilweise Neuschnee bis in tiefste Lagen auf dem Programm. Die
Details dazu können Sie im gestrigen Tagesthema
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/11/23.html)
nachlesen.

Aber nicht nur in Deutschland hat das Wettergeschehen in den
kommenden Tagen einiges zu bieten. Tief „Zeus“ zeigt sich aktuell
bereits mit einem nicht zu verachtenden Kerndruck von rund 984 hPa
zwischen Island und Norwegen (Stand: 08:00 Uhr MEZ) und erreicht am
Donnerstag Südschweden. Bereits im heutigen Tagesverlauf zeigt
„Zeus“, was in ihm steckt. Vor allem die Färöer- und die
Shetlandinseln, ab dem Abend aber auch der Nordosten Schottlands
werden kräftig durchgeschüttelt. „Zeus“ hat nämlich für diese
Regionen Orkanböen im Gepäck. Auf seinem Weg nach Südschweden
schwächt sich der „höchste aller griechischer Götter“ aber allmählich
ab, sodass es an der deutschen Nordseeküste allenfalls für stürmische
Böen reichen sollte. Allerdings ist es mit dem Sturm in diesen
Regionen dann nicht vorbei. Ein weiteres Tief, welches am morgigen
Donnerstag erst noch im Lee von Grönland geboren wird und den Namen
„Andreas“ tragen soll, erreicht am Freitag dann ebenfalls die Nordsee
und sorgt erneut für Böen bis Orkanstärke. Auf den Shetlands sowie an
exponierten Küstenabschnitten Schottlands können die Böen womöglich
extreme Orkanstärke mit Windgeschwindigkeiten von über 140 km/h
annehmen. Wer es also so richtig stürmisch mag, dem wäre ein Kurztrip
in den Norden Schottlands „wärmstens“ zu empfehlen. Ein kleines
Extra: Besonders in der Nacht zum Samstag wird dort eine signifikante
Wellenhöhe von rund 10 m vorhersagt.

Lässt man den Blick ins Mittelmeer schweifen, zeigt sich auch dort
bereits schon heute ein Tief namens „Yilmaz“. Dieses bringt im Norden
Spaniens und im Süden Frankreichs bereits heute schon einiges an
Regen. Da die Schneefallgrenze im nördlichen Spanien sowie im Bereich
der Pyrenäen um 1000 m schwankt, sehen diese Regionen bereits heute
schon Neuschnee. „Yilmaz“ zieht jedoch am Freitag in Richtung
Norditalien bzw. in die Adria ab. Nachfolgend stellt sich dann eine
nördliche Strömung ein. Und hier kommen die bereits oben
angesprochenen Tiefdruckgebiete „Zeus“ und das noch zu gebärende
Gröndlandtief „Andreas“ ins Spiel. Diese Tiefdruckgebiete schwächen
sich auf ihrem Weg nach Mitteleuropa zwar ab, sorgen jedoch dafür,
dass polare Kaltluft recht weit nach Süden vordringen kann. Somit
sinkt die Schneefallgrenze mit am Wochenende aufkommenden
Niederschlägen allmählich weiter ab. Dabei schwankt diese dann
besonders im Norden Spaniens bzw. im Bereich der Pyrenäen zwischen
600 und 1000 m. Die Gebirgsketten stehen der einfließenden Luftmasse
mit ihrer West-Ost-Ausrichtung im Wege, wodurch es zu einem
nördlichen Anstauen der Niederschläge kommt. Da die höchsten Gipfel
über 2500 m im Kantabrischen Gebirge und über 3000 m in den Pyrenäen
hoch sind, kann man nun recht einfach eins und eins zusammenzählen:
Es wird in Berglagen einiges an Neuschnee zusammenkommen. Akkumuliert
man die Neuschneemengen bis Montagfrüh auf, so zeigen die Modelle
beachtliche 90 bis 150 cm, lokal sind sogar Mengen um bzw. über 200
cm drin.

Um nun aber „Yilmaz“ nicht aus den Augen zu verlieren, werfen wir
auch noch einen Blick ins zentrale und östliche Mittelmeer. Denn
dieses wird im Laufe der Woche dann ebenfalls von „Yilmaz, der vor
nichts zurückweicht“ (Namensbedeutung), heimgesucht. Dieser zieht,
wie oben angesprochen, über Korsika und das Ligurische Meer in den
Norden Italiens und kann sich dabei sogar aufgrund zunehmender
Antriebe aus höheren Luftschichten noch etwas verstärken. An seiner
Südflanke „drückt Yilmaz“ ab Donnerstag mit einer kräftigen
westlichen Strömung feuchte Mittelmeerluft ans Festland, wo sich
diese in Form von kräftigen Schauern und Gewittern entlädt. Besonders
im Fokus stehen dabei die italienische Westküste, etwa von Latium bis
Kalabrien, sowie die Küstenregionen der östlichen Adria von
Südkroatien bis Nordalbanien. Bis Montagfrüh können dort regional 100
bis 250 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Vereinzelt sind sogar
300 bis 400 l/qm drin, lokal muss dann durchaus mit Überschwemmungen
gerechnet werden. Im Laufe des Wochenendes sind dann auch zunehmen
Griechenland und die Türkei von den Niederschlägen betroffen,
wenngleich die Mengen dort geringer ausfallen sollen. Dazu muss in
vielen Mittelmeerregionen besonders am Wochenende mit Sturmböen
gerechnet werden, teilweise sind auch schwere Sturm- oder orkanartige
Böen möglich. Es steht also in Teilen Europas eine spannende zweite
Wochenhälfte vor uns!

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.11.2021

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Diesen Artikel und das Archiv der „Themen des Tages“
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema

Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon