Thema des Tages

Wetterzauber

Mit Geschichtenliedern einmal raus aus dem Alltagsstress - nicht nur 
für die Kleinen eine willkommene Abwechslung.


"Gar nicht so sehr weit
hinter der Stadt,
über die Brücke,
am anderen Ufer des Flüsschens,
dort beginnt ein großer, großer Wald.
Und wo der Wald sieben Tage tief ist,
leuchtet es geheimnisvoll."

Na, haben Sie es erkannt? Das sind die einleitenden Worten vom 
Hörspiel "Der Traumzauberbaum" mit Geschichtenliedern von Reinhard 
Lakomy und Monika Ehrhardt-Lakomy. Das - man kann schon mit Fug und 
Recht behaupten - Meisterwerk in Sachen Kindermusik wurde im Jahr 
1980 veröffentlicht und ist so zeitlos wie Daft Punks "Get Lucky" und
Journeys "Don't Stop Believin'" zugleich. Es verpackt liebevoll 
Poesie und Musik in kleinen Geschichten, die von unnachahmlich 
neckischen Charakteren wie den Waldgeistern "Moosmutzel" und 
"Waldwuffel" verkörpert werden.

Der am 19. Januar 1946 in Magdeburg geborene Reinhard Lakomy war 
bereits in frühester Kindheit von der Musik fasziniert, komponierte 
schon mit 5 Jahren seine ersten Stücke und erhielt Klavierunterricht.
Was ihn auszeichnete, war sein vielfältiges Spektrum. Er machte sich 
nicht nur als Jazzmusiker einen Namen und spielte als damals 
16-jähriger gemeinsam mit der Legende Louis Armstrong bei dessen 
Empfang in Magdeburg, sondern komponierte nebenbei auch Lieder für 
Schlagerstars wie Thomas Lück und Andreas Holm. Außerdem startete 
Lakomy selbst mit Titeln wie "Es war doch nicht das erste Mal" durch.
Zudem besaß er auch ein Faible für elektronische Musik und ergatterte
den großen Synthesizer von Mick Jagger. In seiner langen Laufbahn 
komponierte Lakomy unter anderem Stücke für die Komische Oper Berlin 
sowie etliche Filmmusiken beispielsweise für den Polizeiruf oder das 
Sandmännchen. Gemeinsam mit seiner Frau, der Schriftstellerin Monika 
Ehrhardt, entstand dann Ende der 70er Jahre "Der Traumzauberbaum". 
Mit den Stimmen von Angelika Mann und Veronika Fischer verbreiten die
Lieder nicht nur bei Kinder Gänsehautatmosphäre und geben Kraft für 
sämtliche Lebenslagen. 

Nach kurzer schwerer Krankheit starb Reinhard Lakomy am 23. März 2013
in Berlin. In diesem Jahr wäre er demnach 75 Jahre alt geworden, 
bekam erst kürzlich - wie auch Rio Reiser - vom Berliner Senat ein 
Ehrengrab zugesprochen. Vielsagend ist Lakomys Antwort darauf, woher 
sein Gespür für beliebte Kindermusik resultierte: "Wenn Sie sich 
gerne an ihre eigene Kindheit erinnern, mag so etwas gelingen."

Kindlich aufbereitete Bezüge zum Wetter finden sich in seinen Werken 
zuhauf. Bestes Beispiel: das Regenlied (Traumzauberbaum)

Eine dicke Regenwolke kommt über's Meer.
Eine dicke Regenwolke leise und schwer.
Hat den Bauch voll Wassereimer,
soviel Wasser trägt sonst keiner.

Muss die Welt begießen, die Bäume und die Wiesen
Und auch mein Radieschenbeet, das habe ich allein gesät.

Plitsche, Platsche, Regentropfen,
wie sie auf die Dächer klopfen.
Waschen alles blitzeblank,
lieber Regen vielen Dank.
Hast es wirklich gut gemeint, mach nun, dass die Sonne scheint!


Gerüchteweise waren die Zeilen und Melodien sogar ausschlaggebend 
dafür, dass beim Autor bereits in frühester Kindheit die Grundlagen 
für die spätere meteorologische Laufbahn gelegt wurden. Wenn Sie 
neugierig geworden oder noch auf der Suche nach einer tollen 
Geschenkidee für das kleine Töchterchen oder den Enkelsohn sind, dann
hören Sie doch einfach mal rein - es lohnt sich! Und keine Angst: Die
musikalische und inhaltliche Vielfalt ist so gewaltig, dass keine 
Gefahr besteht eine ganze Generation neuer Meteorologen 
heranzuziehen.  


Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 13.09.2021

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