Thema des Tages

Ein nasser Sommer 2021 in Deutschland - aber überall (Teil 1)?

In diesem Jahr erlebten wir in Deutschland einen recht nassen Sommer.
Doch wo waren die Abweichungen vom Durchschnitt besonders hoch und 
gab es auch zu trockene Regionen? Diesen Fragen gehen wir in einem 
zweiteiligen Thema des Tages nach, wobei wir uns heute zunächst den 
nassen Regionen widmen.

Nach den drei trockenen Sommern 2018, 2019 und 2020 gestaltete sich 
der Sommer 2021 in Deutschland unbeständig und regenreich (s.a. die 
kürzlich erschienene Pressemitteilung zum "Deutschlandwetter im 
Sommer 2021"). Teilweise nahm der Regen sogar extreme Ausmaße an, was
nicht folgenlos blieb - von lokalen Überschwemmungen bei heftigen 
Gewittern bis hin zur Flutkatastrophe im Westen Deutschlands. Im 
deutschlandweiten Flächenmittel kamen insgesamt 305 l/qm zusammen und
damit 27% mehr als die vieljährigen Mittel der Jahre 1961-1990 (239 
l/qm) und 1991-2020 (241 l/qm). Somit handelte es sich zwar um einen 
relativ nassen, aber keinesfalls extrem nassen Sommer. In der 130 
Jahre langen Messreihe seit 1881 rangiert der Sommer 2021 "nur" auf 
Platz 17. Dem Spitzenreiter aus dem Jahre 1882 mit 358 l/qm konnte er
(im wahrsten Sinne des Wortes) nicht das Wasser reichen.

Dabei gab es beachtliche regionale Unterschiede. Die größten 
positiven Abweichungen vom vieljährigen Mittel wurden im Süden 
Sachsen-Anhalts und den angrenzenden Regionen Sachsens und Thüringens
sowie in der Uckermark, in Teilen Mittel- und Unterfrankens und in 
der Eifel verzeichnet. In diesen Regionen fiel teils mehr als das 
doppelte der sonst üblichen Regenmenge im Sommer. Die größte 
Abweichung zum vieljährigen Mittel meldete Weißenfels an der Saale 
mit 237% (384 l/qm). Die nasseste Ecke Deutschlands war hingegen wie 
in den meisten Jahren der unmittelbare Alpenrand, wo 600 bis 900 l/qm
Regen fielen. Spitzenreiter war hier die Obere Firstalm nahe des 
Spitzingsees mit 952 l/qm, was aber nur 36% über dem vieljährigen 
Mittelwert dieser Station liegt.

Alle drei Sommermonate (Juni, Juli, August) waren nasser als die 
jeweiligen Durchschnittmonate, jedoch auch hier mit recht großen 
regionalen Unterschieden (siehe beigefügte Abbildung). Der Juni fiel 
vor allem südlich von Main und Mosel sowie in der Uckermark deutlich 
zu nass aus. In Ludwigsburg/Uckermark regnete es mit 209 l/qm mehr 
als das 3,5-fache des "normalen" Monatsniederschlags, was vor allem 
auf ein Starkregenereignis zum Monatsende zurückzuführen war, bei dem
in dieser Region verbreitet 100 bis über 150 l/qm innerhalb von etwa 
12 Stunden vom Himmel prasselten. Dass trotz dieser immensen 
Regenmengen größere Überschwemmungen ausblieben, lag vor allem an der
flachen Landschaft sowie den sandigen Böden in der Region, die es 
ermöglichten, dass der Regen zu einem großen Teil versickern konnte. 
Eine noch größere Abweichung wurde allerdings in Rheinhessen 
registriert, wo in Bad Dürkheim mit 230 l/qm fast die 4-fache 
Monatsmenge (396%) gemessen wurde. Auch in den mittleren Landesteilen
sind dunkelblaue oder violette Kleckse zu erkennen, die meist mit 
lokal heftigen Gewittern zu erklären waren.

Die größten Abweichungen im insgesamt ebenfalls nassen Juli wurden im
Westen und dort insbesondere in der Eifel und in der Kölner Bucht 
beobachtet, wo etwa das 3-fache der sonst üblichen Regenmenge fiel 
(z.B. Rodder/Eifel: 333% [230 l/qm], Köln-Stammheim: 294% [235 
l/qm]). Am 14. Juli kam es in dieser Region zu einem Jahrhundertregen
mit verbreitet 100 bis teils über 150 l/qm, was das verheerende 
Hochwasser an der Ahr, der Erft und weiteren kleineren Flüssen im 
Westen zur Folge hatte. Interessanterweise war dieses Regenereignis 
vergleichbar mit dem beschriebenen Regen in der Uckermark zwei Wochen
zuvor. Dass die Auswirkungen ungleich schlimmer ausfielen, lag v.a. 
an der Orographie mit engen Flusstälern, in die das Wasser gebündelt 
abfloss. Zudem stechen, wie schon im Juni, die Regionen südlich der 
Alb sowie im westlichen Mittelfranken mit großen positiven 
Abweichungen ins Auge. An den linken Nebenflüssen der Regnitz kam es 
Anfang des Monats ebenfalls zu schlimmen Überschwemmungen mit neuen 
Rekordpegelständen, was zum einen mit heftigen Niederschlägen (bis 
100 l/qm in 24 Stunden) sowie den bereits aus dem nassen Juni 
weitgehend gesättigten Böden zu erklären war. Der meiste Regen wurde 
am östlichen Alpenrand registriert (z.B. Ruhpolding-Seehaus: 369 l/qm
[158%], Berchtesgaden-Oberau: 331 l/qm [154%]), was auch dort heftige
Überschwemmungen und Hangrutsche nach sich zog. Dadurch wurde 
beispielsweise die Rodelbahn am Königssee zerstört.

Der August zeigte sich vor allem vom südlichen Brandenburg über 
Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Bayern von seiner nassen Seite.
Im südlichen Sachsen-Anhalt sowie in der angrenzenden Leipziger 
Tieflandsbucht und im östlichen Thüringen fiel sogar die drei- bis 
vierfache Menge des durchschnittlichen monatlichen Niederschlags 
(z.B. Bad Bibra-Altenroda: 355% [195 l/qm]). Dies war u.a. hohen 
Niederschlagssummen um 100 l/qm am 22. August geschuldet. Es gab 
örtliche Überschwemmungen, die aber ebenfalls bei Weitem nicht die 
Ausmaße der Flutkatastrophe im Ahrtal annahmen.

Dem aufmerksamen Betrachter der Abbildung ist aber sicherlich 
aufgefallen, dass auf den Karten der drei Sommermonate auch rötliche 
Bereiche auftauchen, also Regionen in denen weniger Regen als im 
Monatsdurchschnitt gemessen wurde. In der nächsten Woche widmen wir 
uns im zweiten Teil der Frage, ob es auch in der gesamten 
Sommerbilanz 2021 in Deutschland zu trockene Regionen gab.


Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 08.09.2021

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