Thema des Tages

Der Nebel macht den Unterschied

Vielerorts scheint derzeit ganztägig die Sonne. Allerdings besitzt 
das Hochdruckwetter durchaus "Schönheitsfehler", denn Herbstzeit ist 
auch wieder "Nebelzeit".

Beim aktuell vorherrschenden sonnigen Spätsommerwetter möchte man gar
nicht an das nahende Herbstwetter denken. Auch der Autor der heutigen
Ausgabe des "Thema des Tages" freut sich über die etwas stabilere 
Hochdruckphase ohne größere Niederschläge und längere sonnige 
Abschnitte bei sommerlichen Temperaturen. Allerdings besitzt die 
Hochdruckwetterlage auch kleinere "Schönheitsfehler". Denn nicht jede
Region in Deutschland kommt voll und ganz in den Genuss dieses 
Spätsommers. 


Mit dem Rückgang der Tageslänge steigt in den Morgenstunden auch 
wieder die Gefahr örtlicher Nebelfelder. Die Tage werden kürzer, die 
Nächte länger und somit dauert die nächtliche Auskühlung länger an. 
Gerade bei schwachen Windverhältnissen während herbstlicher 
Hochdrucklagen und einem meist nur gering bewölkten oder klaren 
Himmel kann sich die Luft im Laufe der Nacht bis zur sogenannten 
Taupunkttemperatur abkühlen. Bei dieser Temperatur handelt es sich 
jedoch keineswegs um die Temperatur, ab der Eis taut, sondern 
vielmehr um jene Temperatur, ab der sich Tau beispielsweise auf 
Wiesen niederschlägt (siehe www.dwd.de/lexikon). Bei Erreichen der 
Taupunkttemperatur ist die Luft mit Wasserdampf gesättigt, der dann 
zu kondensieren beginnt. Es bilden sich winzige Nebeltröpfchen. Diese
Art des Nebels bezeichnet man auch als "Strahlungsnebel".  


Wird dabei die horizontale Sichtweite in Augenhöhe nicht allzu sehr 
beeinträchtigt (Sichten von 1 bis 8 Kilometer), spricht man in 
meteorologischen Fachkreisen von "Dunst". Beträgt die Sicht jedoch 
weniger als einen Kilometer, herrscht definitionsgemäß "Nebel". 
Unterschreitet die Sichtweite überregional die Schwelle von 150 
Metern, wird laut den Warnkriterien des Deutschen Wetterdienstes eine
Nebelwarnung fällig. 


Dabei kann die Andauer dieser amtlichen Warnung im Herbst durchaus 
variieren. Während sich der Nebel im aktuellen Septembermonat im 
Laufe des Tages aufgrund des noch höheren Sonnenstandes meist 
vollständig auflöst, kann er ab Oktober in windgeschützten 
Niederungen bereits den ganzen Tag anhalten und die Sonne - wenn 
überhaupt - lediglich als blasse, trübe Scheibe am Himmel erscheinen 
lassen. Besonders nebelanfällig sind beispielsweise das Donautal und 
der Bodensee. Dort sorgt die Nähe zum Wasser für zusätzliche 
Feuchtigkeit in der Umgebungsluft.


Auch in diesen Tagen kann man die Nebelfelder beim Blick auf das 
Satellitenbild recht einfach ausmachen. Während höhere Wolkenfelder 
über Deutschland hinwegziehen (beispielsweise im Westen), bleiben die
Nebelschwaden über mehrere Stunden hinweg ortsfest und variieren 
lediglich in ihrer Ausdehnung. In den Nächten auf vergangenen Sonntag
(05.09.) und Montag (06.09.) bildete sich unter anderem im Thüringer 
Becken dichter Nebel, teils mit Sichtweiten unter 150 m. Dieser hielt
sich dort durchaus auch bis in die Nachmittagsstunden, bis es die 
Sonne endlich schaffte, den Nebel "wegzuheizen" (Luft wird erwärmt 
und die relative Luftfeuchte sinkt ab). Im Anschluss schien auch im 
Thüringer Becken die Sonne an einem nahezu blauen Himmel. Lediglich 
über dem Bergland bildeten sich einige Quellwolken (siehe Animation 
unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/9/7.html).


Dennoch konnte man den Einfluss des Nebels noch bis in die 
Abendstunden verfolgen. Denn während sich nebelfreie Regionen bereits
am Sonntagvormittag aufheizen konnten, dauerte es in den 
neblig-trüben Regionen bis zum Nachmittag, bis sich die Sonne endlich
durchsetzte. Dies wiederum konnte man noch am Abend beim Ablesen der 
Tageshöchstwerte feststellen. Während im Thüringer Becken nur 
Höchstwerte nahe 20 Grad zustande kamen, im Süden Sachsen-Anhalts in 
Naumburg an der Saale sogar nur 16 Grad, wurden auf der 
gegenüberliegenden Seite des Thüringer Waldes im Werratal in 
Veilsdorf sommerliche 25 Grad registriert. 


Der Nebel macht also derzeit den Unterschied ? zumindest wenn es 
darum geht, ob die Region einen Sommertag (Tageshöchstwerte ab 25 
Grad Celsius) erreicht oder eben nicht. Auch in den kommenden Nächten
muss weiterhin stellenweise mit dichten Nebelfeldern gerechnet 
werden. Zum Wochenende nimmt die Nebelneigung aber ab. Das 
Hauptaugenmerk wird dann wohl zunehmend auf den drohenden Gewittern 
liegen.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 07.09.2021

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