Thema des Tages

Goldener September

Was die Sommermonate Juli und August nicht so recht geschafft haben, 
leistet nun der erste Herbstmonat: Stabiles Sommerwetter.

Klar ist es für die Nebel- und Hochnebel geplagten Menschen in Teilen
des Nordens und der Mitte ein Hohn. Mit Blick auf das ganze Land sind
diese Regionen aber nur ein Schönheitsfehler in einem ansonsten 
ziemlich sommerlichen Septemberauftakt. Regen hat es abgesehen von 
einzelnen Berglandgewittern noch keinen gegeben. Stattdessen wurde in
einigen Regionen bereits nach fünf Tagen das erste Drittel beim 
Sonnenscheinsoll erreicht. Bei Spitzenwerten bis 29 Grad zeigt sich 
der Monatsauftakt in einigen Regionen schon fast hochsommerlich. Im 
Südwesten des Landes wurden zum Teil schon drei bis vier Sommertage 
erreicht (Maxima 25 Grad und mehr).

Stellt sich die Frage, was ist im ersten Herbstmonat eigentlich 
üblicherweise zu erwarten?

Den wärmsten Septembermonat seit Aufzeichnungsbeginn gab es 2006, der
eine Durchschnittstemperatur von 16.9 Grad erreichte und damit in 
jenem Jahr sogar etwa 1.5 K wärmer war, als der Vormonat August. In 
etwa gleich auf war auch der September 2016.  Das Jahr mit den 
meisten Hitzetagen im ersten Herbstmonat war vielerorts das Jahr 
1947. Im Südwesten des Landes, wie beispielsweise in Karlsruhe, 
Freiburg oder Heidelberg wurde an insgesamt 10 Tagen die 30 Grad 
Marke überschritten. Ein Sommertag (über 25 Grad) gab es in der 
Spitze an über 20 Tagen.
Dass es im September auch ganz anders ausschauen kann, beweist das 
Jahr 1912 als die monatliche Durchschnittstemperatur bei nur 9.1 Grad
lag. In der jüngeren Vergangenheit fällt das Jahr 1996 mit einer 
kalten Mitteltemperatur von 10.9 Grad auf. Neben den ersten 
Nachtfrösten sind vor allem zum Ende des Monats erste Schneefälle 
auch bis in mittlere Lagen nicht ausgeschlossen, wie beispielhaft das
Jahr 2002 zeigt.

Bei der Sonnenscheindauer (Messungen verfügbar ab 1951) gibt es ein 
anderes Jahr, welches eindeutig in den Fokus rückt. Der September 
1959 liegt mit Abstand auf dem ersten Platz, wobei im Südwesten 
vereinzelt sogar die Marke von 300 Sonnenstunden geknackt wurde. 
Damit wurde zum Teil die doppelte Sonnenscheindauer erreicht, die in 
einem Septembermonat üblich ist.
Ganz anders verlief der Herbststart im Jahr 2001. Oftmals wurde nicht
einmal die Hälfte der zu erwartenden Sonnenmenge erreicht. In 
Frankfurt am Main gab es mit 48 Sonnenstunden weniger als ein Drittel
der Monatsmenge.

Bleibt noch der Niederschlag. Nicht überraschend ist es wieder das 
Jahr 1959, dass den bisher geringsten Monatsniederschlag brachte. In 
einigen Regionen fiel überhaupt kein Regen, wie beispielsweise in 
Weißenfels in Sachsen-Anhalt oder in Homburg an der Saar. Im 
Deutschlandmittel gab es nur knapp 9 % der üblichen Monatsmenge oder 
knapp 6 Liter auf den Quadratmeter.
Auf der anderen Seite der Skala ist der graueste Septembermonat auch 
der nasseste gewesen: 2001. Mit im Schnitt 137 Litern pro 
Quadratmeter wurde deutschlandweit mehr als die doppelte Monatssumme 
erreicht. Rund um den Harz sowie in Teilen von Niedersachsen wurde 
sogar viermal so viel Niederschlag gemessen als für den September 
üblich.

Die Spannbreite im ersten Herbstmonat des Jahres ist also eine 
ziemlich große und das nicht nur bei der Temperatur. Wie sich der 
September 2021 in der Gesamtbilanz schlagen wird, kann man noch nicht
absehen. Klar ist aber, dass er bisher sehr sonnig, trocken und teils
sommerlich warm verläuft. Dies bleibt bis auf kleinere Ausnahmen auch
bis zum Donnerstag noch so, wobei die Spitzenwerte nur knapp unter 
der 30 Grad Marke liegen. Zum Wochenende nimmt schließlich der 
Tiefdruckeinfluss von Westen her zu. Aufkommende Schauer und Gewitter
erinnern aber bei weiter warmen Temperaturen eher an Sommer, denn an 
Winter. Wie es dann in der kommenden Woche weiter geht ist noch nicht
sicher, die Bandbreite der Modelllösungen noch groß. Es gibt aber 
gewisse Chancen, dass sich wieder verstärkt Hochdruckeinfluss 
durchsetzen und damit vielleicht der goldene September fortsetzen 
kann.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 06.09.2021

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