Thema des Tages

Hitze und Sonne im Zusammenspiel mit Feuchte lassen den Körper auf 
Hochtouren laufen!

Alle freuen sich über die sommerlichen, teils heißen Temperaturen und
den Sonnenschein! Wirklich alle? Die Kurzzeithitze bringt den Körper 
vor allem von älteren und kranken Menschen sowie auch der Tiere 
wieder auf Hochtouren. Entsprechend sollten in einigen Regionen des 
Landes durchaus erste Sonnen- und Hitzeanpassungen getroffen werden. 


Nachdem Hoch ELFI dem Tiefdruckeinfluss nicht mehr standhalten konnte
und sich nach Osten abdrängen ließ, liegt Deutschland derzeit 
zwischen den Stühlen. Eine Hochdruckbrücke, die das Azorenhoch mit 
Hoch ELFI über Osteuropa verbindet, steht tiefem Luftdruck über Nord-
und Nordwesteuropa gegenüber. In der Tiefdruckzone übernimmt dabei 
zunehmend das kräftige Tief LUCIANO das Wetterzepter und wandert 
allmählich Richtung Nordsee. Auf der Westflanke von Hoch ELFI 
sickerte schon seit ein paar Tagen warme bis sehr warme Luft aus 
Südeuropa ein. Somit konnten die Temperaturen vor allem in der 
Südhälfte gebietsweise sogar in den heißen Temperaturbereich über 30 
Grad ansteigen. Auf der Vorderseite von LUCIANO nimmt die Zufuhr von 
der sehr warmen, teils heißen subtropischen Luft nun nochmals Fahrt 
auf. Allerdings ist die Luft auch mit ordentlich Feuchte 
angereichert, sodass diese im Süden auch schon schwül daherkommt. Am 
heutigen Samstag sowie am morgigen Sonntag stellt sich eine 
Wetter-Dreiteilung in Deutschland ein. Der Norden kommt leicht 
unbeständig und windig daher, der Süden schaurig, teils gewittrig und
heiß und die Mitte freundlich und sommerlich. Bei dem bisherigen, 
eher typisch mitteleuropäischen Sommer aus der Vergangenheit kann in 
größeren Teilen des Landes zumindest von einem heißen sommerlichen 
Intermezzo gesprochen werden. Mit der heißen und teils feuchten Luft 
wird aber nun auch der Körper wieder deutlich stärker beansprucht. 
Aber auch die Sonne hat im eigentlichen Hochsommermonat August noch 
richtig Kraft. 

Besonders deutlich merkt man die Kraft der Sonne auf der Haut oder an
seiner Kleidung. Aber auch die Umgebung kann das Empfinden der 
Sonnenstrahlung stark beeinflussen (z.B. die Stadt als Wärmeinsel). 

Von wesentlicher Bedeutung für den Wärmehaushalt ist die sogenannte 
"Albedo" (v. lat. albus "weiß"). Sie ist ein Maß für das 
Rückstrahlvermögen von diffus reflektierenden, also nicht selbst 
leuchtenden Oberflächen, angegeben als das Verhältnis von 
reflektierter zu einfallender Lichtmenge. Eine Oberfläche mit einer 
Albedo von z.B. 0,3 reflektiert 30% der einfallenden Strahlung und 
absorbiert 70%. Je heller die Oberfläche, desto größer ist ihre 
Albedo. 

Die höchsten Albedo-Werte bis 0,95 werden bei (Neu-) Schnee erreicht.
Trockener heller Sand verfügt über eine Albedo zwischen 0,30 bis 0,45
und strahlt entsprechend bis zu 45% der kurzwelligen Sonnenstrahlung 
zurück. Allerdings werden über 55% der Strahlung absorbiert, sodass 
sich der Sand soweit aufheizen kann, dass man am Strand teilweise das
Gefühl hat sich die Füße zu verbrennen. Der etwas dunklere Sand der 
Wüsten liegt nur geringfügig unter diesen Werten. Bei Grasflächen 
oder Waldgebieten werden noch bis zu 20% der einfallenden Strahlung 
reflektiert. Die geringste Reflektion und somit die größten 
Absorptionswerte weisen Wasser (kleiner 0,1) und durch das 
vorherrschende "dunkle" Mauerwerk auch Straßen und Städte (0,1-0,18) 
auf.

Kleidung kann je nach Farbe und Stoff mehr oder weniger viel Wärme 
speichern. So absorbiert dunkle Kleidung die Sonnenstrahlen sehr 
stark und wandelt sie in langwellige Wärmestrahlung um, was wir dann 
direkt auf der Haut spüren können. Während dieser Effekt vor allem in
den noch kühleren Frühlingsmonaten als angenehm empfunden wird, kann 
er im heißen Hochsommer doch eher zur Qual werden. Dann sind leichte 
helle Stoffe sowie generell kurzärmlige Bekleidung optimal. Helle 
Kleidung (weiß, gelb, etc.) heizt sich nicht so stark auf und 
reflektiert stattdessen einen großen Anteil der kurzwelligen 
Sonnenstrahlung. Doch sollten unbedeckte Hautflächen auch bei einem 
kurzen Hitzeintermezzo dringend durch Sonnencreme geschützt werden. 

Die Feuchte in Kombination mit der Hitze wirkt sich dann auch 
innerhalb des Körpers nachhaltig aus. Von besonderem Interesse ist 
dabei der thermische Wirkungskomplex. Zu diesem Wirkungsbereich 
gehören alle Größen, die für den Austausch von Wärme zwischen dem 
lebenden Organismus und der ihn umgebenden Atmosphäre von Bedeutung 
sind. Die wichtigsten meteorologischen Größen sind dabei 
Lufttemperatur, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und Strahlung. Für 
eine zahlenmäßige Erfassung und Einordnung des Wohlbefindens, der 
Gesundheit und der Leistungsfähigkeit des Menschen ist es notwendig, 
die thermischen Umweltbedingungen des Menschen in einer physiologisch
korrekten sowie wirkungsvollen und praktischen Weise aufzubereiten, 
darzustellen und weiterzugeben. 

 Damit die inneren Organe und das Gehirn eines Menschen optimal 
funktionieren können, muss die Körpertemperatur auf einem konstanten 
Niveau (~37°C) gehalten werden. Dafür sollten die Wärmeproduktion im 
Organismus und die Wärmeabgabe an die Umgebung über einen längeren 
Zeitraum im Gleichgewicht stehen. Vom Wärmegleichgewicht abweichende 
Bedingungen werden dem Menschen - über das Gehirn gesteuert - durch 
Frieren oder Schwitzen bewusst und führen so zu einer Anpassung des 
Verhaltens, z.B. durch Ablegen von Kleidung, Verminderung der 
Aktivität oder Aufsuchen von geschützten bzw. klimatisierten Räumen.

Um das thermische Empfinden auf Basis der vorgefundenen 
Umgebungsbedingungen zu analysieren und vorherzusagen, betreibt der 
Deutsche Wetterdienst aufbauend als thermisches Bewertungsverfahren 
das sogenannte "Klima-Michel-Modell". Dabei greift er auf die 
"gefühlte Temperatur" als eine Variante der äquivalenten Temperatur 
zurück, die die Anpassung der Bekleidung an die aktuellen thermischen
Bedingungen berücksichtigt. Allerdings gelten die Bewertungen jeweils
nur für einen aufrecht stehenden Menschen. Der Klima-Michel 
beschreibt bei der Bewertung einen Norm-Menschen. Dieser erbringt 
eine Arbeitsleistung von 172,5 Watt bzw. 135 Watt pro Quadratmeter 
Hautoberfläche. Dies entspricht dem Zustand "Gehen" mit etwa 4 km/h 
in der Ebene.

Derzeit werden darauf aufbauend die Warnschwellen an Ober- und 
Hochrhein sowie in Teilen Bayerns überschritten, sodass dort eine 
Hitzewarnung vor starker Wärmebelastung ausgegeben wurde. Vor allem 
ältere und kranke Menschen sollten in diesen Gebieten viel trinken 
und tagsüber eher kühle Räumlichkeiten aufsuchen. 

Doch schon ab Montag wird das Land auf der Rückseite von Tief LUCIANO
von kühler Atlantikluft geflutet. Damit beendet LUCIANO dann auch die
sommerlich warme, teils heiße Witterungsperiode und bringt einen 
Vorgeschmack auf den Herbst. 

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 14.08.2021

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