Thema des Tages

Der Siebenschläfer 2021: Eine Abrechnung.


Bauernregeln waren früher das A und O für Landwirte, wenn es um die 
Vorhersage des Wetters ging. Zu den bekanntesten zählt dabei die 
Siebenschläferregel. Wie sie sich dieses Jahr nach genau sechs Wochen
bewährt hat, lesen Sie im heutigen Thema des Tages.


Die Technik macht's möglich: Dank des Internets kann man von und für 
nahezu jeden Ort der Welt jederzeit eine Wettervorhersage einholen 
(zumindest, wenn die Verbindung mitspielt?). Auch sonst wird man 
durch Rundfunk und Zeitungen wettertechnisch immer auf dem Laufenden 
gehalten. Daran war früher natürlich nicht zu denken. Da die Menschen
und insbesondere die Landwirtschaft damals wohl mindestens genauso 
vom Wetter abhängig waren wie heute, wurde versucht, mit gezielten 
und zum Teil langjährigen Beobachtungen den weiteren Ablauf des 
Wettergeschehens vorherzusagen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse 
wurden schließlich oftmals sogar in Reimform niedergeschrieben und 
sind uns heutzutage als sogenannte "Bauernregeln" bekannt.

Auch wenn ihr Eintreten bei wortwörtlicher Betrachtung meist sehr 
stark mit dem Begriff "Zufall" in Verbindung steht, besitzen einige 
davon doch einen wahren Kern. Das gilt vor allem, wenn man die Regeln
etwas freier deutet. Nehmen wir uns zum Beispiel mal die 
Siebenschläferregelung vor: "Das Wetter am Siebenschläfertag noch 
sieben Wochen bleiben mag.". Sechs Wochen sind mit dem heutigen 
Sonntag seit dem 27.06.2021 bereits vorbei. Hat die Regel bis dato 
Recht behalten?

Legen wir einfach mal jedes Wort dieser Regel auf die Goldwaage und 
schauen uns den diesjährigen Siebenschläfertag mal genauer an. 
Sommerlich warm war es! Verbreitet konnten die Wetterstationen 
Höchsttemperaturwerte zwischen 25 und 30 Grad vermelden. Einzig im 
Umfeld der Küsten, auf den Bergen und von der Eifel bis zum Hunsrück 
reichte es nicht für einen Sommertag (also für mindestens 25 Grad). 
Dazu gab es vielfach 10 bis 15 Sonnenstunden, im Westen und Südwesten
trübten ab dem Nachmittag allerdings Schauer- und Gewitterwolken das 
Himmelsbild. Im Norden sowie in weiten Teilen der Osthälfte blieb es 
dagegen trocken.

Und so soll es auch die vergangenen sechs Wochen gewesen sein? 
Sicherlich nicht! Schauer und Gewitter prägten nicht nur die Zeit 
seit dem Siebenschläfertag, sondern eigentlich den gesamten 
(meteorologischen) Sommer. Die Regel mag dann also für den Westen und
Südwesten gepasst haben, gegen eine wochenlange Trockenheit im großen
Rest Deutschlands spricht dann aber doch einiges, z.B. die knapp 200 
l/m² in der Uckermark am 30.06. Temperaturtechnisch blieb die große 
Hitze bisher zwar weitgehend aus, das Niveau vom 27.06. wurde aber 
auch eher nur noch sporadisch und wenn, dann keinesfalls über einen 
längeren Zeitraum erreicht. 

Alles in allem war das dann doch eher nichts mit der 
Siebenschläferregel in diesem Jahr, sofern man sie wortwörtlich 
nimmt. Sieht man die Regel allerdings ein bisschen lockerer und nimmt
als Basis den Wettercharakter zwischen Ende Juni und Anfang Juli, hat
das dieses Jahr bisher dann doch recht gut gepasst. 2021 gliedert 
sich damit auch gut in die Statistik ein, nach der in etwa 60 bis 70 
% der Fälle der Wettercharakter um den Monatswechsel Juni/Juli herum 
auch der vorherrschende der nächsten drei bis vier Wochen ist.

Es macht also zusammengefasst wenig Sinn, das Wetter der nächsten 
Wochen an einem bestimmten Tag festzumachen. Mit hundertprozentiger 
Sicherheit lässt sich wohl nur sagen: "Fliegt der Bauer übers Dach, 
ist der Wind weiß Gott nicht schwach".


Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 08.08.2021

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