Thema des Tages

Der deutsche Radarverbund - Teil 1

Regenschirm mitnehmen, ja oder nein? Zur Beantwortung dieser Frage 
kann sich ein Blick auf das sogenannte Regenradar einer Wetter-App 
lohnen. Doch woher kommen die Daten dieses Regenradars?

Als nationaler Wetterdienst betreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) 
das einzige Wetterradarnetz in Deutschland, den sogenannten 
Radarverbund. Gemeinsam mit den Wetterradaren der anderen nationalen 
Wetterdienste in Europa bildet es den europäischen 
Wetterradarverbund. Denn bekanntermaßen macht das Wetter, und damit 
auch Niederschläge, nicht an Landesgrenzen halt. Das Wetterradar ist 
das einzige Messverfahren, bei dem Niederschläge flächendeckend und 
dreidimensional erfasst werden können. 


Die neueste Generation der Radargeräte, die beim DWD seit 2015 im 
Einsatz ist, kann nicht nur zeigen, wo und wie viel Niederschlag 
fällt, sondern anhand der Daten kann auch unterschieden werden, ob es
regnet, hagelt oder schneit. Außerdem können die Geräte auch 
Informationen über die vorherrschende Windgeschwindigkeit liefern. 
Insgesamt sind in der Bundesrepublik 17 operationelle Radaranlagen in
Betrieb, weitere vier Standorte sind für die nächsten Jahre in 
Planung (siehe Abbildung zum Thema des Tages unter 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/8/4.html). 
Zusätzlich betreibt der DWD an seinem Meteorologischen Observatorium 
Hohenpeißenberg (MOHp) sein Forschungs- und Qualitätssicherungsradar.



Aber warum betreibt man Wetterradarsysteme überhaupt? 
Das Wetterradar ist heutzutage unverzichtbar geworden, gerade für das
Nowcasting. Dies beschreibt vor allem die Vorhersage bis zu zwei 
Stunden. Dabei kann beispielsweise die Verlagerung von 
Niederschlagsgebieten abgeschätzt werden. Besonders im Sommer können 
sich innerhalb von wenigen Minuten auch kleinräumige Gewitterzellen 
mit starkem Niederschlag bilden. Diese können flächendeckend nur über
das Wetterradar erkannt werden. Außerdem hilft das Wetterradar bei 
der Abschätzung der Stärke der einzelnen Gewitter. Damit gehört es zu
einem der wichtigsten Bausteine des DWD-Warnmanagements. 


Die Bilder aller Radarstandorte werden zu einem Gesamtbild (Komposit)
zusammengefügt, hinzu kommen dabei noch die Radardaten, die der DWD 
über den internationalen Datenaustausch aus Europa erhält. Nur so 
sind punktgenaue Unwetterwarnungen vor Starkniederschlagsereignissen 
überhaupt möglich. Über die Windmessungen aus dem sogenannten 
Doppler-Effekt können auch Rückschlüsse auf mögliche Tornados 
geschlossen werden.


Da Radardaten so wichtig sind, entwickelte der DWD das speziell auf 
die Bedürfnisse von Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen 
zugeschnittene Online-Warnsystem KONRAD (KONvektionsentwicklung in 
RADarprodukten). Damit wird in einfacher und verständlicher Weise 
dargestellt, wo zum Beispiel Hagelkörner niedergehen. Auf KONRAD 
basiert das Feuerwehr-Wetter-InformationsSystem FeWIS. Feuerwehren, 
Katastrophenschutz, Polizei und andere Hilfsorganisationen nutzen es,
um damit beispielsweise Vorkehrungen für Unwetterereignisse zu 
treffen. Im RADOLAN-Verfahren (RADar-OnLine-ANeichung) werden 
Radardaten mit punktuellen Niederschlagsmessungen aus dem 
Bodenmessnetz kombiniert. So können recht genau örtliche 
Niederschlagsmengen bestimmt werden. Hochwasserwarnzentralen können 
so früh erkennen, wo möglicherweise Hochwasser droht. Das 
Niederschlagsradar ermöglicht den Meteorolog:innen des DWD, 
gemeindegenaue Warnungen für gefährliche und extreme 
Niederschlagsereignisse auszugeben. 


Aber nicht nur bei der Wettervorhersage spielt das Wetterradar eine 
wichtige Rolle. Auch die Klimatolog:innen nutzen die so gewonnenen 
Daten für die Klimaforschung, in denen es um langfristige Analysen 
von Niederschlagsereignissen, ihre Intensität, Verteilung oder um 
deren Veränderungen geht. 


Aufgrund der Änderung des DWD-Gesetzes im Jahr 2017 werden 
Radardaten, die der DWD über seinen einzigartigen Radarverbund 
gewinnt, über Open-Data entgeltfrei zur Verfügung gestellt. So können
beispielsweise private Wetterfirmen in ihrer eigenen Wetter-App 
ebenfalls ein Regenradar anbieten. Aufgrund eines Urteils des 
Bundesgerichtshofes vom 12.03.2020 darf der DWD in der kostenfreien 
Version der WarnWetter-App nur noch eingeschränkt meteorologische 
Inhalte anbieten. Dazu zählen auch die vollständigen/ hochaufgelösten
Daten der eigenen Wetterradarsysteme, die in der entgeltfreien 
Version nicht gezeigt werden dürfen. Gegen einen einmaligen 
In-App-Kauf von 1,99 Euro können diese und viele weitere 
meteorologische Informationen, sogenannte Kontextinformationen, 
jedoch freigeschaltet werden. 


In einem zweiten Teil wird im Rahmen der Rubrik "Thema des Tages" in 
den kommenden Wochen dann erläutert, wie ein Radarsystem genau 
funktioniert und welche meteorologischen Größen man aus den Messungen
ableiten kann.

MSc.-Met. Sebastian Schappert und Gertrud Nöth (Presse- und 
Öffentlichkeitsarbeit)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 04.08.2021

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