Thema des Tages

Ist denn schon Herbst? Die Tiefs DIRK, ELIOR und nun FERDINAND lassen
dem sonnigen Hochsommer kaum Chancen.

Wo ist das Sommerhoch? Der diesjährige Hochsommer scheint eher 
durchwachsen zu werden. Immer wieder sorgen Tiefs für neue Regenfälle
samt Gewitter und prägen somit den typische mitteleuropäischen Sommer
2021. Nur regional kann sich das Wetter auch mal länger beruhigen.

Der bisherige Sommer in Deutschland war mehr von Schauern und 
Gewittern bis hin zu länger andauernden kräftigen Regenfällen 
geprägt, als durch Sonne und heiße Temperaturen. Für viele ist der 
Sommer 2021 kein richtiger Sommer. Doch gerade der Sommer 2021 mit 
seiner unbeständigen und mäßig warmen bis warmen Witterung ist 
eigentlich ein typischer mitteleuropäischer Sommer, wie es ihn im 
letzten Jahrhundert häufig gab. Die letzten Jahre bzw. letzten beiden
Jahrzehnte mit zahlreichen heißen, sonnigen und trockenen Sommern 
haben die Wahrnehmung diesbezüglich etwas getrübt. Wer nun auf einen 
tollen Hochsommer hofft, wird wohl zumindest mittelfristig weiter 
enttäuscht. 

Die derzeitige und noch bevorstehende Witterungsperiode steht voll 
und ganz im Zeichen der zahlreichen Tiefs über Nordwest- und 
Nordeuropa. Am heutigen Donnerstag tummeln sich z.B. Tief DIRK über 
Finnland und Tief ELIOR über der Südwestküste Norwegens und spannen 
eine großräumige Tiefdruckzone auf, die das Wetter in Nordwest-, 
Nord- und Teilen Mitteleuropas bestimmt. Damit die Tiefdruckzone 
nicht an Kraft einbüßt, gesellt sich nun noch Tief FERDINAND hinzu, 
der schon südwestlich von Irland liegt und nun Richtung Nordsee 
weiterzieht. Daraus resultierend wird neben Tief FERDINAND auch 
dessen Ausläufer das Wetter in Deutschland beeinflussen.  

Schon am morgigen Freitag kann Tief FERDINAND von Westen zunehmend 
das Wetterzepter bei uns übernehmen. Auf der Vorderseite schiebt 
dieser nochmals einen Schwung sehr warmer, teils heißer (26 bis 31 
Grad) und leider auch feuchter Luft in den Süden und Teilen des 
Ostens. Einhergehend nimmt vom südlichen Oberrhein bis nach 
Niederbayern das Schauer- und Gewitterrisiko wieder zu. Im Norden und
Nordwesten macht sich Tief FERDINAND ebenfalls bemerkbar, indem 
dichte Wolkenfelder aufziehen und die aufkommenden schauerartigen, 
teils gewittrigen Niederschläge den unbeständigen "Status Quo" 
erhalten lassen. Länger sonnige Abschnitte gibt es dabei vor allem 
noch von Nord- und Ostbayern bis nach Brandenburg.

Auch im weiteren Vorhersageverlauf dominiert die Tiefdruckzone über 
Nordeuropa das Wetter in Mitteleuropa. Zeitweise kann sich durch 
Tiefentwicklungen südöstlich der Alpen sogar eine Tiefdruckrinne bis 
in den Mittelmeerraum ausbilden. Zudem wird die Tiefdruckzone immer 
wieder durch mehr oder weniger starke Tiefdruckgebiete regeneriert, 
die vom Nordatlantik über die Britischen Inseln hinweg gen Nordsee 
ziehen. 

Bis einschließlich Sonntag kann Deutschland grob in drei verschiedene
Wetterregionen eingeteilt werden. Über der Mitte, etwa von Hessen bis
nach Brandenburg scheint kompensierendes Absinken, also eine Art 
schwacher Zwischenhocheinfluss die Niederschlagsneigung zu dämpfen, 
sodass es dort abgesehen von schwachen Regenschauern mit Durchzug von
Tiefausläufern vielfach trocken bleibt. Anders im Norden und 
Nordwesten, wo mit der Nähe zu den Tiefs über der Nordsee bzw. 
Nordeuropa weitere Schauer und einzelne Gewitter auf dem Programm 
stehen. Im Süden kommt es noch dicker, dort beginnt die Kaltfront von
Tief FERDINAND zu "schleifen". Da sich zudem über dem südöstlichen 
Mitteleuropa wie oben schon erwähnt ein weiteres Tief bildet, kann 
der Tiefausläufer nicht weiterziehen, sondern beginnt zu wellen und 
wird teilweise sogar noch intensiviert. Die Folge sind zunächst in 
der feuchtwarmen bis heißen Luft aufkommende Schauer und Gewitter, 
die im Verlauf in schauerartig verstärkte und teils länger anhaltende
Niederschläge übergehen. Dabei sind regional hohe Regensummen 
möglich. 

Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass vor allem die 
Urlauber im Umfeld von Nord- und Ostsee sowie im Alpenraum bzw. 
dessen Vorland stark sein und den Regenschutz griffbereit halten 
müssen. An der See sollte wegen des Windes der Regenmantel im 
Vergleich zum Regenschirm die bessere Wahl sein. Zudem transportiert 
Tief FERDINAND auf der Rückseite kühle Atlantikluft ins Land, sodass 
die Temperaturen am Wochenende eher wenig sommertauglich sind und nur
auf mäßig warmem bis warmem Niveau liegen. Im Dauerregen im Süden 
oder bei auflandigem Wind an der Küste ist sogar die 20-Grad-Marke 
nicht in Reichweite, sodass für dortige Urlauber auch der eine oder 
andere Pulli im Urlaubsgepäck nicht fehlen sollte.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 29.07.2021

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