Thema des Tages

(Un)Wetterwarnungen des DWD - Nutzen für viele Zielgruppen

Wetter kann lebensgefährlich werden und große Schäden hinterlassen. 
(Un)wetterwarnungen des DWD informieren über bevorstehende 
Wettergefahren. Für welche Zielgruppen sind diese Warnungen hilfreich
und welche Warnstufen gibt es?

Die verheerenden Starkregenfälle in dieser Woche zeigen, welche große
Gefahr Wetter auch bei uns in Deutschland birgt und welche immensen 
Schäden es hinterlassen kann. Mindestens 133 Tote sind bisher zu 
beklagen (Stand: 17. Juli, 10 Uhr), ganze Häuser stürzten durch 
reißende Flutwellen ein und Ortschaften wurden verwüstet. Frühzeitige
Unwetterwarnungen können Leben retten und helfen dabei, sich so gut 
wie möglich auf bevorstehende Unwetter vorzubereiten oder 
Schutzmaßnahmen einzuleiten. Daher zählt die Information und Warnung 
der Bevölkerung vor Wettergefahren jeglicher Art zu den wichtigsten 
hoheitlichen Aufgaben im Geschäftsbereich "Wettervorhersage" des 
Deutschen Wetterdienstes (DWD). Es wird vor Wind/Sturm, Gewitter, 
Stark- und Dauerregen, Nebel, Schneefall, Schneeverwehungen, 
Glätte/Glatteis und starkem Tauwetter gewarnt (siehe Warnkriterien, 
u.s. Link).

Doch für wen sind diese Warnungen hilfreich? Natürlich hängt dies 
stark vom Wetterereignis ab. Bei Starkregenfällen wie zuletzt nutzen 
unsere Vorhersagen und Warnungen den Hochwasserschutzzentralen der 
Länder zur Einschätzung und Prognose möglicher Hochwasserereignisse. 
Feuerwehren und Hilfsorganisationen wie das Technische Hilfswerk oder
die Bundeswehr nutzen Warnungen bei der Einsatzplanung. Von großer 
Bedeutung sind Wetter- und Unwetterwarnungen auch für Organisatoren 
von Freiluftveranstaltungen. Nähert sich zum Beispiel dem 
Festivalgelände von "Wacken Open Air" ein Gewitter, sind Warnungen 
des DWD ein wichtiger Bestandteil bei der Entscheidung, ob evakuiert 
werden muss oder ob weiter gefahrenlos der Metalband zugehört werden 
kann. Bei Wochenmärkten kann insbesondere Sturm zum Problem werden. 
Durch eine rechtzeitige Warnung und darauffolgende Schutzmaßnahmen 
kann verhindert werden, dass Stehzelte weggeweht werden und Besucher 
in Gefahr gebracht werden. Im Winterhalbjahr geben Schnee- und 
Glättewarnungen Hinweise, wo Straßenmeistereien mit Räum- und 
Streufahrzeugen ausrücken müssen.

Wetter- und Unwetterwarnungen sind zudem für jeden Bundesbürger 
wichtig, im Beruf, zum Schutz des Zuhauses und in der Freizeit. 
Erfährt Klaus Hundertwasser (Namen fiktiv) frühzeitig, dass ihm 
sintflutartige Regenfälle bevorstehen, kann er seinen Keller oder 
sein Grundstück vor einem drohenden Hochwasser schützen. Weiß Förster
Michael Goldlaub, dass es am Nachmittag stürmisch wird, wird er 
sicherheitshalber Waldarbeiten verschieben, um nicht durch einen 
umstürzenden Baum in Lebensgefahr zu geraten. Auch für Gertrud 
Wetter, die ihren runden Geburtstag mit einer rauschenden Gartenparty
feiern möchte, könnten Wetterwarnungen nicht uninteressant sein. 
Drohen Gewitter mit Sturmböen, verzichtet sie vielleicht auf das 
Aufstellen eines Gartenzeltes und räumt zur Vorsorge die Garage aus, 
um im Notfall die Grillparty dorthin verlegen zu können. Wird gar ein
Orkan erwartet, kann Sigmund Sturm rechtzeitig lose Gegenstände 
befestigen oder in Sicherheit bringen. Wie Sie sehen, sind 
(Un)Wetterwarnungen für unterschiedlichste Zielgruppen relevant - von
Behörden über Großveranstalter bis hin zur Privatperson.

Die Warnmeteorologen der regionalen Außenstellen und der Vorhersage- 
und Beratungszentrale im DWD geben Wetterwarnungen in farblich 
unterschiedlichen Warnstufen aus. Gelbe Warnungen sind eher als 
Wetterhinweis anzusehen. Mit größeren Schäden ist noch nicht zu 
rechnen. Dennoch bewahren sie uns vor wetterbedingten Überraschungen.
So können beispielsweise Erdbeerbauern im Frühjahr bei einer 
Frostwarnung ihre zarten Erdbeerpflanzen vor Frostschäden schützen 
und der Hobbygärtner weiß, wann er empfindliche Pflanzen ins warme 
Haus stellen sollte. Auch wenn die Auswirkungen bei gelben Warnungen 
meist gering sind, ahnen Pendler, die in manche Metropole an Rhein 
und Main fahren möchten, dass ihnen bei einer Warnung vor leichtem 
Schneefall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein 
Verkehrschaos blüht 

Besteht für Ihre Region eine orangefarbene Warnung (Warnung vor 
markantem Wetter), kann es bereits zu Schäden und mehr oder weniger 
großen Auswirkungen kommen. Durch Sturmböen können Äste abbrechen und
Gegenstände umherfliegen und durch Stark- oder Dauerregen können 
Bäche über die Ufer treten oder Straßen überschwemmt werden.

Geht es wettermäßig so richtig zur Sache, zieht der Warnmeteorologe -
anders als beim Fußball - bereits VOR dem Ereignis die "rote Karte", 
sprich: es wird eine Unwetterwarnung ausgegeben. Nun ist mit größeren
Schäden an der Infrastruktur und Beeinträchtigen im öffentlichen 
Leben zu rechnen. Bei Gewittern sind diese meist nur räumlich sehr 
eng begrenzt, bei Durchzug eines Orkantiefs sind hingegen großflächig
erhebliche Schäden wahrscheinlich. Erscheint sogar die Farbe 
dunkelrot auf der Warnkarte, wird ein extremes und sehr 
schadensträchtiges Unwetter erwartet. Bei den Regenfällen der 
vergangenen Tage wurde eine solche Warnung für Teile des Ruhrgebiets 
über das Bergische Land und die Kölner Bucht bis zur Eifel und dem 
nördlichen Hunsrück ausgegeben. Eine derart großflächige "Warnung vor
extremem Unwetter" ist aber Gott sei Dank nur selten vonnöten.

Wir als verantwortliche Warnmeteorologen des DWD hoffen, dass trotz 
der erschreckend vielen Todesopfer durch die ausgegebenen Warnungen 
das ein oder andere Todesopfer verhindert werden konnte und das Hab 
und Gut von vielen Menschen rechtzeitig geschützt werden konnte. Das 
trifft natürlich nicht nur auf die aktuelle Naturkatastrophe zu, 
sondern auf jedes Unwetter, vor dem wir in den letzten Jahren und 
Jahrzehnten gewarnt haben.


Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 17.07.2021

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