Thema des Tages

Wassermassen im Straßenverkehr

In den vergangenen Wochen konnte man es häufiger erleben: Der Himmel 
öffnet plötzlich seine Schleusen und die Straßen stehen rasch unter 
Wasser. Ist man dabei mit dem PKW unterwegs, besteht die Gefahr von 
Aquaplaning.

In den vergangenen Wochen wurde in den Medien fast täglich von 
heftigen Niederschlägen berichtet, die regional Keller und 
Unterführungen überfluteten oder kleinere Bäche und Flüsse zum 
Überlaufen brachten. Auch in der vergangenen Nacht konnten wieder 
extreme Niederschlagsmengen in Teilen von Nordbayern, Thüringen, 
Sachsen und Sachsen-Anhalt verzeichnet werden. Am heftigsten traf es 
aber Nordrhein-Westfalen. Dort registrierte die Station Haan-Gruiten 
bei Düsseldorf in 12 Stunden 93 Liter pro Quadratmeter (l/qm), davon 
fielen 72 l/qm in nur 3 Stunden. Lokal deutet das RADAR in der 
24-Stunden-Summe beispielsweise bei Hagen (ebenfalls NRW) auch auf 
Mengen von deutlich über 100 l/qm hin. Am heutigen Mittwoch und in 
der kommenden Nacht steht vor allem der Nordwesten und Westen 
Deutschlands im Fokus. Dort können gebietsweise erneut extreme 
Niederschlagssummen ähnlicher Größenordnung auftreten. 

In einer solch kräftigen ?Schütte? kann auch schnell mal eine Straße 
überschwemmt werden. Dann besteht für Autofahrer:innen unter 
bestimmten Umständen die Gefahr von Aquaplaning. Sicherlich haben die
meisten schon von diesem Phänomen gehört, die eine oder der andere 
wird auch schon bereits die unangenehme Bekanntschaft damit gemacht 
haben. Aber wie kommt es dazu und wie verhalte ich mich richtig? 

Zunächst einmal warnt der Deutsche Wetterdienst vor Stark- und 
Dauerregenereignissen, entsprechend sollte man in diesen Regionen im 
Straßenverkehr besondere Vorsicht walten lassen. Allerdings handelt 
es sich dabei meist nur im lokal eng begrenzt auftretende Phänomene. 
Aufgrund sich ansammelnder Wassermassen kann dann Aquaplaning 
auftreten. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das vom 
heranrollenden Reifen verdrängte Wasser auf der Straße nicht mehr 
schnell genug abfließen kann. Dann schiebt sich das Wasser wie ein 
Keil unter die Reifenaufstandsfläche, wodurch der Reifen den Kontakt 
zur Straße verliert und auf den Wasserfilm aufschwimmt. Durch den 
Kontaktverlust können auch meist keine Lenk- oder Bremskräfte mehr 
auf die Fahrbahn übertragen werden und dem Fahrer droht ein 
Kontrollverlust.

Damit Aquaplaning überhaupt erst entsteht, werden aber eine Vielzahl 
an Einflussfaktoren benötigt: 

Zunächst braucht es einen Wasserfilm auf der Straße. Die Dicke des 
Wasserfilms ist abhängig von der Niederschlagsintensität (im Sinne 
von Niederschlagsmenge pro Zeiteinheit) und der Wassermenge, die von 
der Fahrbahn abfließen kann. Mit zunehmender Höhe des Wasserfilms auf
der Straße steigt die Gefahr von Aquaplaning.

Natürlich sind aber auch einige Faktoren des Fahrzeugs von großer 
Bedeutung. Beispielsweise spielt die Geschwindigkeit des Fahrzeugs 
eine Rolle. Je höher diese ausfällt, desto größer die 
Aquaplaninggefahr. Dies ist auch der einzige Faktor, der vom 
Autofahrer bei Gefahr sofort beeinflusst werden kann. Ebenfalls von 
großer Bedeutung ist die Bereifung. Je schlechter das Profil (Form 
und Tiefe) des Reifens und je breiter der Reifen ist, desto eher 
neigt er zu Aquaplaning. Aus fahrdynamischen Gesichtspunkten ist es 
besser, die Reifen mit dem besten Profil auf der Hinterachse zu 
montieren. Ebenso wirkt sich zu geringer Reifendruck negativ aus. 
Zusätzlich erschwert eine durch niedrigen Reifendruck bedingte 
Neigung der Aufstandsfläche nach innen das seitliche Verdrängen des 
Wassers. Weiterhin haben der Zustand der Stoßdämpfer und zu einem 
geringen Teil auch das Fahrzeuggewicht sowie die Lastverteilung auf 
Vorder- und Hinterräder einen Einfluss auf die Entstehung von 
Aquaplaning. 

Auch die Bauart und der Belag der Fahrbahn spielen eine Rolle. Ein 
unebener Belag und eine geringe Straßenneigung führen vermehrt zu 
Aquaplaning. Entsprechend besteht vor allem in Senken, 
Unterführungen, Kurven und bei Spurrillen erhöhte Gefahr. 

Gerät man dann wider Erwarten in die Situation, dass sich sehr viel 
Wasser auf der Straße sammelt, schaltet man lieber das Radio aus. 
Treten laute Wassergeräusche im Kotflügelbereich auf, ist das eine 
klare Vorwarnung für ein mögliches Auftreten von Aquaplaning. Im 
besten Fall reduziert man bereits im Vorfeld die Geschwindigkeit des 
eigenen Fahrzeugs und vergrößert den Abstand zum Vordermann. 

Fällt nun die Lenkung auffällig leicht oder steigt die Motordrehzahl 
bei ansonsten gleichbleibender Fahrt plötzlich an, ist das Auto mit 
den Wassermassen überfordert. Um die Folgen abzumildern, sollte man 
besser nicht bremsen, da ein gebremstes Rad während des Aufschwimmens
blockieren und den Wasserkeil nicht mehr überrollen kann. Dadurch 
wird die Aquaplaningphase nur verlängert und im Fall, dass das 
blockierte Rad wieder Bodenkontakt erhält, kann es zum Ausbrechen des
Fahrzeugs kommen. Stattdessen sollte man den Fuß nur vom Gas nehmen 
und die Kupplung treten bzw. bei Automatik in den Leerlauf schalten. 
Weiterhin ist von hastigem Gegenlenken abzuraten, das Lenkrad sollte 
möglichst gerade gehalten werden. Die beste Maßnahme ist sicherlich 
erst einmal ruhig zu bleiben. So schnell das Aquaplaning auftritt, so
schnell ist es meist dann auch wieder vorbei. 

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 14.07.2021

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