Thema des Tages

Hitzewelle in Kanada und Teilen der US-Westküste

Eine über mehrere Tage andauernde Hitzewelle mit Temperaturen von 
fast 50 °C und dutzende Waldbrände sorgen noch immer für verheerende 
Zustände in Teilen Kanadas und der USA. Grund war eine blockierende 
Hochdruckwetterlage.

150 Kilometer nordöstlich von Vancouver, in der kanadischen Provinz 
British Columbia, am Rande von Coast Mountains und Kaskadenkette 
gelegen, befindet sich ein Dorf namens Lytton, das bis vor wenigen 
Tagen kaum 300 Einwohner zählte. Der kleine Ort war bisher alles 
andere als weltweit bekannt und schaffte es dennoch in die 
Schlagzeilen der internationalen Presse, worauf die Menschen dort 
sicherlich gut und gerne hätten verzichten können.

Der Grund des plötzlichen Ruhms liegt nämlich in den 
Temperaturrekorden, die Lytton in den letzten Tagen gleich mehrmals 
hintereinander aufstellte: Während die durchschnittliche 
Tageshöchsttemperatur im Juli dort bei 24,3 °C liegt, wurden am 
vergangenen Sonntag 46,6 °C erreicht - ein bis dahin neuer 
kanadischer Höchstwert. Direkt tags darauf wurde dieser mit 47,9 °C 
übertroffen und schließlich am Dienstag mit 49,6°C sogar nochmals 
getoppt. Zuvor lag der historische Höchstwert in Kanada bei 45 °C, 
der im Jahre 1937 in der Provinz Saskatchewan gemessen wurde. Die 
Temperaturen der vergangenen Woche sind nicht nur die höchsten, die 
jemals in Kanada gemessen wurden, sondern sogar die höchsten jemals 
gemessenen Werte nördlich des 50. Breitengrades. 

Die Hitzewelle betraf neben der kanadischen Provinz British Columbia 
auch die US-Bundesstaaten Washington und Oregon, sowie Teile von 
Kalifornien, Idaho und Nevada, in denen ebenfalls Temperaturen von 
über 40 °C herrschten und die dort teils die höchsten Werte seit 
Beginn der Wetteraufzeichnungen darstellen. Inzwischen sind die 
Temperaturen zwar etwas zurückgegangen, aber immer noch 
überdurchschnittlich hoch.

Auslöser für die tagelang andauernde Hitze war eine sogenannte 
blockierende Omega-Wetterlage, bei der sich ein stabiles 
Hochdruckgebiet etabliert und das Strömungsfeld an den griechischen 
Buchstaben Omega erinnert (siehe Grafik). Zunächst konnte dadurch 
Warmluft aus dem Süden nordwärts vordringen und sich durch die 
stationäre Lage des Hochs dort "festsetzen". Durch Absinken der 
Luftmassen innerhalb des Hochdruckgebiets, die hohe 
Sonneneinstrahlung und gleichzeitig geringer Bewölkung erwärmte sich 
die Luft dann immer weiter. Die angrenzende Gebirgskette war ein 
weiterer Mitspieler für die richtige Kombination aus ungewöhnlichen 
Bedingungen, denn mit Herabströmen der Westhänge der Kaskadenkette 
schnellten die Lufttemperaturen - ähnlich dem Föhneffekt in den Alpen
- nochmals in die Höhe.

Das Omega-Strömungsfeld wird dabei maßgeblich durch die Lage des 
Jetstreams beeinflusst, ein Starkwindband, das sich in mehreren 
Wellen ostwärts einmal um die Erde spannt, quasi wie ein 
mäandrierender Fluss. Der Jetstream fungiert dabei sozusagen als 
Motor unserer wetterbestimmenden Hoch- und Tiefdruckgebiete. 
"Stottert" der Motor, bleiben die Wellen des Jetstreams also quasi 
stehen, kann es folglich zu länger andauernden, sogenannten 
stationären Wetterlagen kommen - so geschehen zum Beispiel auch im 
Sommer 2018 in Deutschland.

Natürlich lässt sich eine einzelne Hitzewelle nicht eindeutig dem 
Klimawandel zuschreiben. Allerdings gehen Klimawissenschaftler davon 
aus, dass die globale Erwärmung, oder genauer gesagt der geringer 
werdende Temperaturkontrast zwischen der Arktis und südlicheren 
Breitengraden (da sich die Arktis deutlich schneller erwärmt) 
Auswirkungen auf die Stärke des Jetstreams und die Häufigkeit solcher
stationärer Wellen haben könnte. Und damit neben dem generellen 
Erwärmungstrend eben auch aus diesem Grund die Wahrscheinlichkeit für
Hitzewellen steigen könnte. Oder um es mit den Worten des kanadischen
Meteorologen Jeff Berardelli auszudrücken: "Der Klimawandel macht das
Unmögliche nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich." 

Und wären knapp 50 °C nicht schon verheerend genug für Menschen, 
Tiere, Landwirtschaft und Infrastruktur, haben sich in der Folge auch
noch zahlreiche, immer noch andauernde, Brände entwickelt, wodurch 
Lytton inzwischen zu 90% zerstört wurde. Ein trauriger Ruhm, den das 
kleine kanadische Dorf da erleben musste... 

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 04.07.2021

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