Thema des Tages

Eine unwetterträchtige Woche geht zu Ende

Zahlreiche Unwetter ereigneten sich in der vergangenen Woche in 
Deutschland. Neben kräftigen Gewittern mit Starkregen und Hagel 
traten auch vereinzelte Tornados auf. Im heutigen Thema des Tages 
gibt es eine kleine Auswahl verschiedener Ereignisse.

Mit dem aktuell dominierenden Hoch "Afra" geht eine unwetterreiche 
Woche zu Ende. Bereits am Freitagnachmittag, dem 18.06.2021, deuteten
erste Gewitter an, was in der einfließenden Luftmasse steckt. Lokal 
eng begrenzt fielen bei Diemelstadt in Nordhessen um 40 Liter pro 
Quadratmeter (l/qm) in nur 38 Minuten. 


Am vergangenen Wochenende folgten dann weitere unwetterartige 
Entwicklungen, die sich in der Nacht zum Sonntag (20.06.2021) 
zunächst vom Westen bis in den Norden verlagerten. In der Nacht zum 
Montag zog dann ein weiterer Gewitterkomplex von Frankreich und der 
Schweiz her über weite Teile des Landes nordwärts (wir berichteten im
Thema des Tages von 21.06.2021). 


Ab Montag verlagerten die kräftigen Gewitter ihren Schwerpunkt dann 
in den Süden Deutschlands, wo sie wiederholt auftraten und für 
erhebliche Schäden sorgten. Immer wieder gab es Nachrichten von 
Überschwemmungen. In Tübingen muss nun beispielsweise ein 
Corona-Impfzentrum neu aufgebaut werden, da dieses durch die 
eingedrungenen Wassermassen stark beschädigt wurde. Wie heftig sich 
das Wasser vom Himmel ergoss, zeigen einige Messwerte: am 
Dienstagabend gegen 18:30 Uhr fielen in Wurmannsquick-Egelsberg 
(Bayern nahe Mühldorf) in nur 30 Minuten 47 l/qm, am Mittwochabend 
(23.06.2021) um 22 Uhr registrierte die Station Bad Saulgau 
(Baden-Württemberg bei Biberach) eine Stundensumme von 77 l/qm, am 
Donnerstagnachmittag (24.06.2021) meldete die Station in 
Speichersdorf (Bayern, Oberfranken) gegen 14 Uhr 28 l/qm in nur 20 
Minuten. 


Dass die Niederschlagssummen lokal bei wiederholten Gewittern über 
die Woche hinweg deutlich höher ausfallen, lässt sich leicht der 
Grafik zum Thema des Tages 
(www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/6/26.html) entnehmen. 
Dabei fällt unter anderem ein Bereich südlich von München ins Auge. 
Dort zogen mehrere Superzellen mit sintflutartigen Starkregenmengen 
über die Region. Das RADAR-Niederschlagssummenbild lässt dort sogar 
Mengen von bis zu 200 l/qm erahnen. 


Neben dem Starkregen kam es auch zu Schäden durch Hagelschlag. 
Wiederholt kursierten Bilder von Hagel mit Korngrößen von drei bis 
vier Zentimetern im Internet. Diese haben durchaus eine enorme 
Durchschlagskraft und können Häuser und Autos beschädigen. Für einen 
Menschen können die eiergroßen Geschosse auch tödlich sein. Aber 
nicht nur großer Hagel war ein Problem. Teilweise wurde ganzen 
Landschaften ein winterlicher Anstrich verpasst. Zwar fielen die 
Hagelkorngrößen dann deutlich kleiner aus, die Masse an Hagelkörnern 
sorgte aber nicht nur im Straßenverkehr für größere Behinderungen.  


Auch Tornados waren in den vergangenen Tagen immer wieder ein Thema. 
So gibt es mittlerweile seit Freitag, dem 18.06.2021, rund 15 
Verdachtsfälle alleine in Deutschland. Nicht überall kam es dabei zu 
offensichtlichen Schäden, teilweise handelte es sich vermutlich um 
Trichterwolken (engl. Funnelcloud; siehe dwd.de/lexikon), deren 
Wirbel sich jedoch nicht bis zum Boden hin durchsetzte. In Sundern 
(Nordrhein-Westfalen) wurde der Verdacht mittlerweile jedoch 
bestätigt. Dort sorgt ein Tornado am vergangenen Sonntag (20.06.2021)
vor allem in einem Gewerbegebiet für Schäden. Teilweise wurden Bäume 
abgeknickt oder entwurzelt, einige Dächer wurden beschädigt. 


Weniger glimpflich verlief ein tornadisches Gewitter über Tschechien.
Am Donnerstagabend (24.06.2021) hinterließ ein Tornado im Südosten 
Tschechien eine Schneise der Verwüstung. Mehrere Menschen mussten 
dabei ihr Leben lassen, Hunderte Menschen wurden verletzt. In den 
Ortschaften Hrusky und Moravska Nova Ves wurde nahezu alles zerstört,
was sich dem Tornado in den Weg stellte. Mittlerweile wird der 
Tornado nach der Schadensskala von Ted Fujita mindestens als F3 mit 
Windgeschwindigkeiten von rund 250 bis 330 km/h eingeschätzt. 


Das mag die eine oder den anderen erstaunen, denn meist hört man von 
schadenträchtigen Tornados nur aus den USA. Jährlich werden alleine 
in Deutschland jedoch etwa 20 bis 60 Tornados nachgewiesen, die 
Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Meist ist deren Ausdehnung von
wenigen bis einigen Hundert Metern relativ gering, ihre Andauer 
schwankt von wenigen Sekunden bis etwas mehr als eine Stunde. 
Hauptzeit für Tornados in Deutschland ist das Frühjahr und der 
Sommer.


Auch hierzulande können Tornados der Stärke F3 oder größer auftreten,
allerdings sind sie seltener als zum Beispiel in den USA, wo es vor 
allem im Frühjahr deutlich bessere Voraussetzungen für ein Auftreten 
gibt. Vielleicht erinnert sich manch einer noch an den F3-Tornado in 
Bützow aus dem Jahr 2015. Nach einer Recherche von Thomas Sävert 
(www.tornadoliste.de) sind auch schon Tornados der stärksten 
Kategorie F5 in Deutschland aufgetreten. So ereignete sich im Jahr 
1764 in Mecklenburg ein Tornado, der sogar Stümpfe zuvor abgesägter 
Bäume aus dem Boden riss. Ein weiterer F5-Tornado soll sich im Jahr 
1800 bei Hainichen in Sachsen zugetragen haben.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 26.06.2021

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