Thema des Tages

Streuselkuchenwetter in der letzten Woche


Die "sumpfige" Gewitterlage ist vorbei. Lokal fiel dabei in der 
vergangenen Woche durch starke Gewitter einiges an Niederschlag, 
häufig in kurzer Zeit. Doch wie war die Niederschlagsverteilung? Dies
erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.


Bilder von vollgelaufenen Kellern, überfluteten Straßen und 
Unterführungen prägten die Medien in den vergangenen Tagen. Schuld 
daran waren schwere Gewitter, die sich gar nicht oder nur sehr 
langsam von Ort und Stelle bewegten. Teils mussten die Feuerwehren in
einem Ort Keller auspumpen, weil sich beispielsweise kleine Bäche in 
reißende Ströme verwandelten, während man es im Nachbarort zwar 
donnern hörte, aber es kaum regnete. Verantwortlich hierfür waren die
Tiefdruckgebiete "Peter" und "Olger". Sie führten warme und sehr 
feuchte Luftmassen nach Deutschland. In der kräftigen Junisonne 
konnten dann vor allem tagsüber rasch Quellwolken in die Höhe 
schießen, die sich schnell zu ausgewachsenen Gewittern formierten. 
Dadurch, dass in der Höhe kaum Wind herrschte (teils unter 20 km/h), 
verlagerten sich diese Gewitter nur sehr langsam und brachten lokal 
hohe Niederschlagssummen.

Am 5.6.2021 fielen beispielsweise in Wertingen in Bayern 138 l/qm, 
davon 71 l/qm innerhalb von nur einer Stunde. Wenn man bedenkt, dass 
in etwa 100 l/qm der mittlere Monatsniederschlag im ganzen Juni für 
diese Gegend ist, dann wird einem sehr schnell klar, wie stark die 
Regenfälle in kurzer Zeit tatsächlich gewesen sind. Auch in Dillingen
an der Donau, ebenfalls in Bayern, regnete es am selben Tag heftig. 
Hier prasselten rund 100 l/qm vom Himmel. In etwa die Hälfte fiel 
davon innerhalb von zwei Stunden. In Niederstetten 
(Baden-Württemberg), Waltershausen (Thüringen) und Bautzen (Sachsen) 
trat vor allem zur Wochenmitte heftiger Starkregen auf. Dort kamen in
kurzer Zeit zwischen 40 und 50 l/qm zusammen. 

Dies waren exemplarisch nur wenige Orte, an denen tatsächlich auch 
offiziell anerkannte Messstellen des Deutschen Wetterdienstes stehen.
Lokal kann durchaus auch noch mehr Niederschlag gefallen sein. Selten
halten sich nämlich die Niederschläge genau an die Messstandorte. Um 
eine Abschätzung in der Fläche tätigen zu können, gibt es jedoch ein 
Radarprodukt, mit dem man aus Radarmessungen, die an Messstationen 
angeeicht sind, Niederschlagssummen berechnen kann. In der Grafik 
(siehe auch: https://bit.ly/3xlFAp5) sind dabei die 
Niederschlagssummen vom 04.06, 06 UTC bis 11.06, 06 UTC dargestellt. 
Besonders im Süden und Teilen der östlichen Mitte sind einige 
Hotspots auszumachen. Rein aus dem Radarprodukt fielen hierbei bis zu
170 l/qm innerhalb einer Woche. Das Muster, das einem Streuselkuchen 
ähnelt, zeigt aber auch teilweise die Kleinräumigkeit der Schauer und
Gewitter auf. Besonders deutlich wird dies im Nordosten 
Baden-Württembergs oder an der Grenze zwischen Hessen und Thüringen 
(jeweils in der Grafik rot eingekreist), wo es innerhalb von 30 km 
Unterschiede von 90 l/qm gibt. Im Nordosten des Landes und in einigen
Gebieten im Westen gab es kaum Niederschläge in den vergangenen 
Tagen. Dort herrscht also eine größere Trockenheit. Wer sich ein Bild
über die aktuelle Bodenfeuchte machen will, der wird unter: 
https://bit.ly/3iDOmuS fündig. In den kommenden Tagen bleibt es 
landesweit trocken und es wird zunehmend heiß. Im Süden können die 
Pflanzen dabei noch von den gefallenen Niederschlägen profitieren, 
während sie besonders im Nordosten unter zunehmendem Trockenstress 
leiden werden.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 13.06.2021

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