Thema des Tages

Die ringförmige Sonnenfinsternis - hierzulande partiell

Heute steht ein kleines astronomisches Highlight auf dem Programm: 
Eine partielle Sonnenfinsternis zeigt sich in Deutschland 
vorübergehend am Himmel. Aber was hat es damit auf sich?

Seit Tausenden Jahren faszinieren astronomische Ereignisse die 
Menschheit. Eine Sonnenfinsternis, die man auch als Eklipse 
bezeichnet, löste seit jeher große Emotionen aus und blieb den 
Beobachtern noch lange in Erinnerung. Kein Wunder, denn bei einer 
Sonnenfinsternis wird der Tag plötzlich vorübergehend zur Nacht und 
die eintretenden Lichtverhältnisse wirken ungewohnt und besonders. 
Dabei kann die Temperatur um mehrere Grad abfallen und der Wind 
auffrischen. Auch die Natur scheint still zu werden, denn Tiere und 
Pflanzen reagieren auf das fehlende Sonnenlicht: Vögel verstummen, 
tagaktive Tiere suchen ihren Unterschlupf auf und die Blumen 
beginnen, ihre Blüten wieder zu schließen. 


Aber was passiert bei einer Sonnenfinsternis genau? 

Bei einer irdischen Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond auf seiner
Bahn um die Erde zwischen Erde und Sonne. Wird dabei die Sonne aus 
Sicht eines Beobachters auf der Erde vom Mond vollständig verdeckt, 
spricht man von einer "totalen Sonnenfinsternis". Auf der Erde nimmt 
dieser Bereich, den man als "Kernschatten" bezeichnet, in der Regel 
jedoch nur eine Breite von wenigen hundert Kilometern ein.


Da aber der Abstand Erde - Sonne sowie der Abstand Erde - Mond 
variiert, kommt es vor, dass der Mond die Sonne nicht vollständig 
verdeckt, sodass wenige Sonnenstrahlen den Beobachter auf der Erde 
dann trotzdem noch erreichen. Dann spricht man von einer 
"ringförmigen Sonnenfinsternis", denn der äußere Rand der Sonne ist 
während der Finsternis weiterhin zu sehen. 


Befindet man sich als Beobachter zum Zeitpunkt der Sonnenfinsternis 
nicht im Kernschatten, sondern im sogenannten "Halbschatten" des 
Mondes, sind noch mehr oder weniger große Teile der Sonne zu 
erkennen. Der Mond verdunkelt die Sonne also nicht vollständig für 
den Beobachter auf der Erde. In diesem Fall spricht man von einer 
"partiellen Sonnenfinsternis". 


Bei der heutigen Sonnenfinsternis handelt es sich um eine 
ringförmige. Auch heute weist der Bereich, von dem aus der 
?vollständige Sonnenring? beobachtet werden kann, lediglich eine 
Breite von wenigen Hundert Kilometern auf. Besonders (bzw. etwas 
ungewöhnlich) ist jedoch, dass das Sichtbarkeitsgebiet sehr weit 
nördlich verläuft. Denn der Kernschatten überstreicht den halben 
Globus von Ost nach West und überquert dabei den Nordpol. Gegen 09:53
Weltzeit (UTC), also 11:53 Uhr MESZ, startet er zunächst in Ontario 
(Kanada) und setzt sich weiter über die Hudson Bay, Baffin Island und
die Baffin Bay fort, überstreicht dann den Nordwesten Grönlands gegen
10:35 UTC sowie den Nordpol und endet schließlich in Sibirien 
(Russland) gegen 11:30 UTC. Dabei wird der vollständige Sonnenring 
jeweils nur wenige Minuten zu sehen sein. Davor und danach steht der 
Mond dann von den Orten aus gesehen nicht mehr mittig vor der Sonne. 



Deutschland liegt nur im Halbschatten, entsprechend erleben wir 
hierzulande lediglich eine partielle Finsternis. Die Abdunklung 
variiert dabei hierzulande je nach Region, hält sich insgesamt jedoch
in Grenzen. Während die Bedeckung der Sonne durch den Mond in München
zwischen 11:37 Uhr und 13:22 Uhr (MESZ) lediglich 6,3% beträgt, wird 
in Hamburg zwischen 11:28 Uhr und 13:41 Uhr eine Abdunklung von 17,3%
erreicht. 


Im Vergleich zur partiellen Sonnenfinsternis aus dem Jahr 2015 fällt 
der Effekt jedoch nicht allzu stark aus. Damals lag die Bedeckung 
zwischen 65 und 80%. Entsprechend sollten auch die Auswirkungen auf 
die Netzsicherheit (Stichwort ?Solarstrom?) wenig kritisch sein. 
Zudem spielen die Wolken sowohl dem Solarstrom als auch den 
Sonnenfinsternis-Beobachtern heute in Deutschland nicht wirklich "in 
die Karten". Vielerorts muss man auf eine Lücke zwischen den dichten 
Quellwolken hoffen. Am ehesten ergeben sich größere Wolkenlücken noch
im Nordwesten und Nordosten. Sonst dominiert eher "dichtes Grau" den 
Himmel. (weitere Details in der Grafik zum Thema des Tages unter 
www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/6/10.html). 


Gerade bei ringförmigen oder partiellen Sonnenfinsternissen muss (!) 
man beim Blick zur Sonne durchgehend eine Sonnenfinsternisbrille 
tragen. Auch das Smartphone ungeschützt auf die Sonne zu richten, um 
vielleicht ein Foto zu schießen, ist gefährlich und sinnlos. Wer ein 
Fernglas oder Teleskope benutzen möchte, muss bei der Beobachtung 
ebenfalls spezielle Filter verwenden oder das Bild der Sonne durch 
die Optik hindurch auf einen weißen Karton projizieren. 


Die nächste partielle Sonnenfinsternis wird man im Oktober 2022 in 
Deutschland erleben können, aber auch hier wird die Bedeckung nur 
mäßig ausfallen. Spektakulärer dürfte hingegen eine partielle 
Sonnenfinsternis im Jahr 2026 ausfallen: Die Bedeckung der Sonne 
durch den Mond wird dann um einiges höher liegen (je nach Region etwa
85 bis 90%). Bis sich Deutschland allerdings wieder im Kernschatten 
einer totalen Sonnenfinsternis wiederfindet, dauert es noch bis zum 
Jahr 2081. Wer nicht ganz so lange warten möchte, um eine 
Sonnenfinsternis zu beobachten, findet sicherlich einige Livestreams 
der heutigen ringförmigen Finsternis im Netz (siehe auch Rubrik 
"Links" weiter unten).

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 10.06.2021

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