Thema des Tages

UN-Welttag der Meere

Sie sind Kohlenstoffspeicher, riesige Wärmetanks und gigantische 
Sauerstoffproduzenten in einem: Ozeane. Der morgige World Ocean Day 
soll auf ihre Bedeutung und ihre Bedrohung aufmerksam machen. 

Meer ist für viele ein Sehnsuchtsort: Taucher sind von der 
faszinierenden Unterwasserwelt begeistert, Segler von der unendlichen
Weite, Angler freuen sich über köstliche Mahlzeiten (sofern die 
Fische denn anbeißen) und viele andere genießen einfach ein 
erfrischendes Bad, Salzwasser auf der Haut oder lauschen dem 
Meeresrauschen. Im Alltag ist einem die gigantische Bedeutung der 
Ozeane oft gar nicht bewusst, manchmal allerdings, kann man sie 
erahnen - wenn man zum Beispiel mitten auf hoher See ist und sich 
plötzlich ganz klein fühlt oder ein Blick auf den Globus sehr viel 
blaue Fläche zeigt, denn mehr als zwei Drittel unseres Planeten sind 
von Ozeanen bedeckt. Was nicht sichtbar ist, ist der Sauerstoff, den 
die Meere produzieren: Mikroalgen, das sogenannte Phytoplankton, 
setzen über Fotosynthese mindestens die Hälfte des in unserer 
Atmosphäre befindlichen Sauerstoffs frei. Neben der biologischen und 
der "persönlichen" Bedeutung ist auch die wirtschaftliche nicht zu 
vernachlässigen, denn bis 2030 werden nach Angaben der UN 
schätzungsweise rund 40 Millionen Menschen in "meeresbasierten 
Industrien" beschäftigt sein. 

Gründe, die Ozeane zu schützen, gibt es also genug; zumal 
Versauerung, Überfischung, enorme Plastikmengen und steigende 
Meeresspiegel teils massive Bedrohungen darstellen (wobei letzteres 
wohl eher für uns Menschen). Um auf die Probleme und den Wert der 
Ozeane hinzuweisen, haben die Vereinten Nationen einen "World Ocean 
Day" (Welttag des Meeres) ins Leben gerufen, der seit 2009 jährlich 
am 8. Juni begangen wird. 

Der diesjährige World Ocean Day steht unter dem Thema "Life and 
Livelihoods" (Leben und Lebensgrundlagen). Ein Grund, warum das Leben
unter Wasser bedroht ist, liegt in der oben genannten Versauerung, 
die auch in Wechselwirkung mit atmosphärischen Vorgängen steht: Denn 
Meer und Klima beeinflussen sich unter anderem durch die Aufnahme von
Gasen. Wie ein riesiger Schwamm kann ein Ozean Stoffe wie 
Kohlendioxid (CO2) aus der Luft "aufsaugen" und speichern. Forscher 
der Columbia University berechneten, dass seit Beginn der 
Industrialisierung die Weltmeere rund 140 Milliarden Tonnen 
Kohlendioxid aufnahmen. Durch die Aufnahme von CO2 aus der Luft sinkt
der pH-Wert des Meerwassers und die Ozeane werden immer saurer. Was 
Säure bewirkt, zeigt sich beim Hausputz: Säuren sind Kalklöser und so
lassen sich zum Beispiel Wasserkocher hervorragend mit Essigsäure 
entkalken. Die im Haushalt unliebsamen Kalkablagerungen sind für die 
Weltmeere bzw. deren "Bewohner" jedoch lebensnotwendig. Unter der 
Meeresoberfläche ist Kalk ein unverzichtbares Baumaterial für 
Muscheln, Schnecken, Korallen oder Plankton. Wenn die weltweite 
Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur 
vorindustriellen Zeit steigt, werden nach dem jüngsten Bericht des 
Weltbiodiversitätsrates 70 bis 90 Prozent aller Korallen auf der Erde
absterben (aktuell sind bereits 50 Prozent der Korallenriffe 
zerstört). Bei zwei Grad Celsius Erwärmung sind es 99 Prozent. 

Es sind also nicht nur die Taucher, die sich um eine schwindende 
Unterwasserwelt sorgen oder Angler, bei denen wegen leergefischter 
Bestände nichts mehr anbeißt. Irgendwie sind wir alle direkt oder 
indirekt vom Zustand der Meere betroffen. Denn im Gegensatz zum 
Wasserkocher, den man im schlimmsten Fall neu kaufen kann, haben wir 
diese Möglichkeit bei den Weltmeeren nicht.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 07.06.2021

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