Thema des Tages

Der sumpfige PETER lässt es i weiter knallen


Wir kennen es schon aus zahlreichen vergangenen Jahren: den 
Tiefdrucksumpf! Nachdem sich in diesem Jahr der sonnige Sommer mal 
nachhaltig zeigen konnte, übernahm der sumpfige PETER rasch die 
Wetterregie und sorgte nach einem kalten Frühjahr vielerorts für 
beständig unbeständiges und schwülwarmes Wetter mit 
Unwetterpotential!

Nach einem zu kühlen Frühling konnte sich der sonnige Frühsommer nur 
kurz halten. Seit einigen Tagen dominiert derzeit, wie schon im 
gestrigen Thema des Tages beschrieben, feuchtwarme Luft das 
Wettergeschehen. Entgegen der Frühlingsmonate kann die Heizung nun 
wirklich abgestellt werden, ein Spaziergang ohne Schirm ist in vielen
Teilen des Landes aktuell aber ebenso wenig vorteilhaft wie ein 
undichter Keller. Denn das sumpfige Tief PETER sorgt vielerorts für 
Schauer und Gewitter. Dabei werden gebietsweise die Himmelsschleusen 
so richtig geöffnet, sodass lokale Sturzbäche und Überschwemmungen 
häufiger auftreten können. Aber was macht den sumpfigen PETER denn im
Detail aus?

Wenn man auf der Wetterkarte hohen Luftdruck sucht, muss der Blick 
derzeit auf den Atlantik wandern oder nach Nordosteuropa schwenken. 
Von Neufundland bis nach Norwegen sowie auch über dem Nahen Osten hat
dagegen tiefer Luftdruck das Sagen. Deutschland liegt somit genau 
zwischen den Luftdruckzentren im "Niemandsland". Nicht ganz! Denn 
hierzulande hat sich bei schwachen Luftdruckgegensätzen in einer 
feuchtwarmen Luft das Tief PETER eingenistet. Die Kombination von 
feuchtwarmer Luft und schwachen Luftdruckgegensätzen wird in der 
Vorhersage dabei gern als Tiefdrucksumpf bezeichnet, was schließlich 
den sumpfigen PETER erklärt. 

Tief PETER weist aber noch eine Besonderheit auf. Er enthält eine 
sogenannte Konvergenzlinie, also einen Bereich, wo am Boden die Luft 
zusammenströmt und zum Aufstieg gezwungen wird. Wenn wir nun mal die 
Zutatenmethode für die Gewitterentwicklung betrachten (vgl. auch 
Thema des Tages vom 09.05.21), so sind nahezu alle Puzzleteile 
vorhanden. Sowohl diabatische, also thermische Prozesse, als auch die
beschriebenen dynamischen Prozesse an der Konvergenzlinie lassen die 
feuchte Luft aufsteigen und setzen somit kräftige vertikale 
Umlagerungen in Kraft. Teilweise kommt auch noch etwas Unterstützung 
aus höheren Luftschichten hinzu. Am Ende stehen kräftige, teils 
unwetterartige Gewitter. Als Begleiterscheinungen stehen, wie am 
gestrigen Tag schon beschrieben, der Starkregen und der Hagel im 
Fokus. Die Luft verfügt über einen sehr hohen Wassergehalt, der 
umgewandelt und schließlich zum Boden gelangen kann. Da es an starken
Höhenwinden fehlt, können keine größeren Windgeschwindigkeiten aus 
höhen Luftschichten zum Boden gelangen, sodass in Gewitternähe 
allenfalls stürmische Böen oder einzelne Sturmböen auftreten. Zudem 
sorgen die schwachen Höhenwinde dafür, dass sich die Gewitter nur 
sehr langsam bewegen und daher viel Regen an gleicher Stelle abladen 
können. 

Am gestrigen Freitag, 04.06.21, traten die schweren Gewitter mit 
heftigem Starkregen vor allem von Nordrhein-Westfalen und 
Rheinland-Pfalz bis nach Thüringen und dem südlichen Sachsen-Anhalt 
sowie von der Mitte bis zum westlichen Alpenrand auf (vgl. Abb. 2). 
In der Nacht kam es dann auch im Nordwesten zu kräftigen Gewittern 
mit Starkregen. Die Spitzenwerte bezüglich der stündlichen 
Regensummen meldeten die Stationen Adenau (RP) mit 58 l/qm/h, 
Weiskirchen (SL) mit 51 l/qm/h, Kall-Sistig (NRW) mit 48 l/qm/h und 
Tönisvorst (NRW) mit 40 l/qm/h. Abseits der doch inhomogen verteilten
Wetterstationen wurden aber wohl noch höhere Summenerreicht, was 
wiederum durch abgeleitete Radarsummen gestützt wird (vgl. Abb. 3). 
Demnach sollen nördlich von Nordhausen an der Grenze von Thüringen 
und Sachsen-Anhalt sowie im Nordschwarzwald bis 125 l/qm/12h gefallen
sein. Aber auch westlich von Leverkusen (NRW), westlich von Bad 
Kreuznach (RP), westlich von Wittlich (RP) und bei Bad Salzungen 
sollen mit Radarmengen bis 90 l/qm/12h extreme Summen aufgetreten 
sein.

Wie man sieht, macht der sumpfige PETER seinem Namen alle Ehre. 

Und auch in den kommenden Tagen werden Schauer und Gewitter das 
Wetter bestimmen. Zwar wandert der sumpfige PETER langsam Richtung 
Balkan, mit seiner Konvergenzlinie bestimmt er aber auch das Wetter 
in Teilen Deutschlands weiter nachhaltig. Da sich das Azorenhoch über
die Britischen Inseln hinweg bis vor die Küsten Norwegens ausdehnt, 
liegt Deutschland auf der Südostflanke des Hochdruckgebietes. Somit 
ist das Land wiederholt anfällig für Tiefdruckeinfluss oder 
Hebungsantriebe aus der Höhe. Bis einschließlich Dienstag heißt es 
also weiter "beständig unbeständig" auf feuchtwarmen Bedingungen mit 
Unwetterpotential. Erst ab Mittwoch scheint das Azorenhoch von Westen
langsam auch auf Deutschland überzugreifen, sodass Wetterberuhigung 
in Aussicht stehen würde. Aber auch diesbezüglich ist die letzte 
Messe noch nicht gelesen. 

Im gesamten betrachteten Zeitraum gibt es aber auch Regionen, die 
sich gegen den sumpfigen PETER mit Erfolg stemmen. Der Osten und dort
vor allem die Regionen östlich der Elbe bleiben bis auf den Dienstag 
weitgehend von den Schauern und Gewittern verschont. Dort ist dagegen
trocken warme Luft wetterbestimmend, sodass die Sonne teilweise 
ungehindert scheinen kann.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 05.06.2021

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