Thema des Tages

Maifrost kontra Maisommer im Duett - Mai aber mittelfristig ohne 
Wetter-Wonne?!

Ist der diesjährige Mai ein typischer April? Diese Frage könnte man 
sich derzeit durchaus stellen. Das Wetter zeigt sich unterkühlt mit 
Regen-, Schneeregen oder Schneeschauern und Graupelgewittern sowie 
auch sonnigen Abschnitten. Nun gesellen sich Sonne pur und 
sommerliche Temperaturen hinzu. Doch der Rückfall droht auch schon 
wieder.

Der Wonnemonat Mai strapaziert derzeit einige Nerven und zeigt sich 
zumindest in seiner ersten Hälfte abwechslungsreich und untypisch. 

Die erste Maiwoche war im Vergleich zu den Referenzperioden 1961 bis 
1990 und 1991 bis 2020 deutlich unterkühlt. Die negative Abweichung 
im Mittel über Deutschland liegt derzeit bei über 5 Grad. In diese 
Kerbe schlägt dann auch die letzte Nacht, die abgesehen vom 
Küstenumfeld sowie Nordostdeutschland verbreitet Tiefstwerte um oder 
unter dem Gefrierpunkt brachte. Ohne Berücksichtigung der Hochlagen 
(über 800 m) wurden z.B. in Merklingen (BW) -3,9 Grad, in 
Nürnberg-Netzstall (BY) -3,7 Grad, in Lechfeld (BY) -3,2 Grad, in 
Zwiesel (BY) -3,1 Grad und in Eslohe (NRW) -3 Grad beobachtet. Am 
Boden purzelten die Werte sogar auf -9,2 Grad in Carlsfeld, -6,5 Grad
in Merklingen (BW) oder -6,3 Grad in Arnsberg-Neheim (NRW) (vgl. Abb.
1). Der Grund für die vergangenen kühlen Tage und Nächte lag im 
Zusammenspiel von Tief GREGOR und Hoch UTINE. Zunächst zog GREGOR 
über Deutschland hinweg und zapfte auf der Rückseite Polarluft an, 
die er dann, natürlich unter leichter Erwärmung, nach Deutschland 
schickte. Nun ist Tief GREGOR abgezogen und dreht über Nordosteuropa 
seine Kreise. Stattdessen rückte Hoch UTINE nach Mitteleuropa (vgl. 
Abb. 2). Absinkende Luft sorgte und sorgt schließlich für 
Wetterberuhigung und Wolkenauflösung. Somit konnte sich in der Nacht 
die eingeflossene kühle Luft noch weiter, teils bis in den 
Frostbereich abkühlen. 

Nun verlagert UTINE ihren Schwerpunkt aber rasch in die Balkanregion,
von wo sie ihr Zepter über eine Region vom zentralen Mittelmeerraum 
bis in den Ostseebereich schwingt. Deutschland liegt demnach auf der 
Westflanke des Hochs und somit gleichzeitig auf der Ostseite des 
Tiefs HUBERTUS westlich von Irland. Einhergehend dreht die Strömung 
hierzulande nun auf südliche Richtungen, sodass warme Luft 
subtropischen Ursprungs von der Iberischen Halbinsel bzw. aus dem 
westlichen Mittelmeerraum den Weg nach Deutschland findet. Mit 
Sonnenunterstützung können die Temperaturen am Sonntag ordentlich 
klettern und verbreitet einen Sommertag bringen. Selbst im 
Küstenumfeld wird es bei Werten zwischen 19 und 25 Grad angenehm 
mild. Am Oberrhein kratzt die Temperatur sogar an der heißen Schwelle
von 30 Grad. Demnach stehen die Höchstwerte am Sonntag von 20 bis 30 
Grad, Höchstwerten von 5 bis 13 Grad, also um rund 10 bis 15 Grad 
geringeren Werten am Freitag gegenüber. Abgesehen vom Westen und 
Nordwesten reicht der Einfluss von Hoch UTINE auch noch aus, ein 
vielfach sonniges Wochenende zu generieren. Im Westen und Nordwesten 
zeigen sich dagegen wiederholt dichte Wolkenfelder, die Tief HUBERTUS
mit seinen Ausläufern verfrachtet und die dort etwas Regen bringen 
können. Diese Wolken führen aber auch dazu, dass die Temperaturen 
nachts kaum zurückgehen und eine sehr milde Nacht zum Montag möglich 
machen. Von der Kölner Bucht und dem Aachener Raum bis nach 
Ostwestfalen und das Emsland sollen die Tiefstwerte zwischen 15 und 
18 Grad liegen (vgl. Abb. 3). Somit wäre es der erste Anlass unter 
einer überdachten Terrasse (es könnte etwas regnen) lange im Freien 
zu verweilen. 

Das Wochenende inklusive der recht milden Nächte sollte für 
Freizeitaktivitäten im Freien auch ausgenutzt werden, denn der Mai 
zeigt sich mittelfristig höchstens für die Pflanzenwelt als 
Wonnemonat. Ab Montag wird, teilweise mit Pauken und Trompeten alias 
kräftigen Gewittern, der Maisommer schon wieder beendet. Tief 
HUBERTUS schiebt nämlich mit Macht eine Kaltfront von Westen ins 
Land, die am Montag vom Saarland bis zum Niederrhein im Vergleich zum
Sonntag die Höchstwerte schon wieder um 5 bis 10 Grad nach unten 
drückt. Die Osthälfte bleibt zwar noch auf der sommerlich warmen 
Seite des Tiefausläufers, allerdings soll dort eine sogenannte 
Konvergenz ihr Unwesen treiben und erste kräftige, vielleicht auch 
schwere Gewitter bringen. Am Dienstag ist es dann auch im Osten mit 
dem Maisommer zunehmend vorbei. In der Folge sollen sich 
deutschlandweit die Temperaturen bei Tiefdruckeinfluss und somit 
einem unbeständigen Wettercharakter tagsüber zwischen 14 und 20 Grad 
und nachts bei 3 bis 10 Grad einpendeln (vgl. Abb. 4).


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 08.05.2021

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