Thema des Tages
Der Ostasiatische Sommermonsun
Das große asiatische Sommermonsunsystem kann in zwei Subsysteme
unterteilt werden: Der indische (auch südasiatischer) und der
ostasiatische Monsun. Letzterem widmen wir im heutigen Thema des
Tages etwas mehr Aufmerksamkeit.
Nachdem im gestrigen Thema des Tages mit der Mei-yu Front bereits ein
für die Regenzeit in Ostasien prägendes Wetterregime vorgestellt
wurde (siehe: https://t1p.de/o9aj), schauen wir heute auf die
Gesamtzirkulation des Ostasiatischen Sommermonsuns und seinen
saisonalen Verlauf.
Lange wurde angenommen, dass der Ostasiatische Sommermonsun nur eine
Erweiterung des tropischen Indischen Monsuns nach Osten und Norden
ist. Doch tatsächlich sind beide Systeme zu einem größeren Teil
voneinander unabhängig, interagieren aber gleichzeitig miteinander.
Der Ostasiatische Sommermonsun lässt sich als subtropisches
Monsunsystem beschreiben, welches vor allem die Regionen vom
östlichen China über Korea und Japan beeinflusst. Es führt im Sommer
in jenen Gebieten zu starken Niederschlägen und liefert bis zu zwei
Drittel des Jahresniederschlages. Daher nimmt der Ostasiatische
Sommermonsun enorme Einflüsse auf die verfügbaren Wasserressourcen,
die Landwirtschaft und somit auch auf das Leben von einem Drittel der
Weltbevölkerung.
Der Ostasiatische Sommermonsun ist durch einen ausgeprägten
Lebenszyklus charakterisiert, der aus einer aktiven Phase, einer
Unterbrechungs- und einer Reaktivierungsphase besteht. In jeder Phase
herrschen unterschiedliche Wettersysteme vor, die dem Wechsel von
großräumigen Strömungsregimes folgen. Der Hauptantrieb für den Monsun
entsteht durch die Temperaturunterschiede zwischen dem sich im
Frühling und Frühsommer schneller erwärmenden Ostasiatischen
Kontinent und dem kühleren Pazifischen Ozean bzw. seiner Randmeere.
Mit Einsetzen und Vordringen des Sommermonsuns strömt feuchte,
tropische Luft vom Südchinesischen Meer nordwärts und trifft auf
kontinentale, trockene Luft, die aus westlichen Richtungen vom
Tibetischen Hochlandsplateau ins östliche China vordringt (siehe
beigefügte schematische Abbildung: https://t1p.de/j2m3).
Der saisonale Verlauf des Ostasiatischen Sommermonsuns zeigt ein
deutlich schrittweises Vorrücken nach Norden und Nordosten, mit zwei
abrupten Sprüngen und drei stationären Phasen. Die stufenweise
nordwärts gerichteten Sprünge sind vor allem mit saisonalen
Änderungen in der Zirkulation über Ostasien verbunden. Speziell
spielen hier die Lage der Frontalzone, des Westwindjets und das
subtropische Hoch über dem Westpazifik eine Rolle. Der Monsunregen
beginnt über der Region von Indochina bis zu den Philippinen im
Zeitraum von Anfang bis Mitte Mai und initiiert auch über Südchina
den Beginn der Regenzeit, bleibt aber bis Anfang Juni in seiner
ersten stationären Phase. Anschließend verschiebt sich die
Hauptaktivität bis Mitte Juni in das Jangtsekiang Becken, das
westliche und südliche Japan. Diese zweite stationäre Phase initiiert
die Mei-yu Regensaison in Zentralchina bzw. die Baiu-Regenzeit in
Japan. Entlang der quasistationären Mei-yu Front kann es teils zu
länger anhaltenden, konvektiv durchsetzten Niederschlägen kommen, die
häufiger zu Überschwemmungen in den erwähnten Regionen führen (siehe
https://t1p.de/o9aj). Diese Phase erstreckt sich etwa über 20-30
Tagen von Mitte Juni bis in die erste Julidekade. Anschließend dringt
die aktive Regenzone nach Nordchina, Korea sowie weitere Teile
Zentraljapans vor und erreicht seine nördlichste Position. In diesen
Regionen halten die Regenfälle bis etwa Anfang/Mitte August an,
kommen dann aber zu einem raschen Ende. Dafür bzw. auch die
Unterbrechungsphase im südlichen und zentralen China bzw. in der
Region bis nach Japan ab Anfang Juli zeichnet sich die Hochdruckzone
verantwortlich, die sich vom Nordpazifik bis auf das Festland
ausdehnt und die Entwicklung von Tiefdrucksystemen weitgehend
unterbindet. In dieser Periode verstärkt sich allerdings die
tageszeitliche Erwärmung und die Niederschläge sind vor allem an
Konvektion gebunden, die sich im Tagesverlauf entwickelt. Allerdings
sind dann meist nur kleinräumige Regionen von den konvektiven
Niederschlägen betroffen.
Von August bis September/Oktober wird vor allem in den Regionen von
Südchina bis nach Südjapan eine Reaktivierung des Sommermonsuns
beobachtet. Dabei verdrängt tieferer Druck den westpazifischen
Hochdruckrücken nach Norden. Insgesamt spielen in dieser
Reaktivierungsphase des Monsuns verschiedene Mechanismen für das
neuerliche Regenmaximum eine Rolle. Insbesondere die genaue Lage der
Innertropischen Konvergenzzone (siehe DWD Glossar:
https://t1p.de/cakz) aber auch die auflebende Taifunsaison im Pazifik
sind dabei entscheidende Komponenten. Auch Wettersysteme der
mittleren Breiten können Einfluss auf die Niederschlagsaktivität
nehmen.
Änderungen durch den Klimawandel auf die Zirkulationsmuster des
Ostasiatischen Sommermonsuns sind in den letzten zwei bis drei
Jahrzehnten bereits intensiver untersucht wurden. Zukünftig wird sich
der thermische Kontrast zwischen Land und Meer weiter verstärken, da
sich die Landmassen Ostasiens stärker erwärmen als die umgebenden
Ozeanflächen. Infolgedessen wird sich die Monsunzirkulation
intensivieren und weiter nordwärts ausgreifen. Bei steigenden
Temperaturen erhöht sich nicht nur die Verdunstung, sondern auch der
Wassergehalt in der Atmosphäre, was extremere Niederschlagsereignisse
wahrscheinlicher machen dürfte.
M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.04.2021
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
Diesen Artikel und das Archiv der "Themen des Tages"
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema
Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon