Thema des Tages

Mei-yu Front - Die Niederschläge verändern sich

In Ostasien ist von Mai bis in den Hochsommer hinein Regenzeit. Der 
Auslöser für länger anhaltende kräftige Regenfälle ist die sogenannte
"Mei-yu Front". Forscher stellten nun fest, dass sich die 
Niederschläge verändern. 

In Ostasien ist bald wieder Regenzeit. Der Ostasiatische Sommermonsun
beginnt in der Regel Anfang Mai und kommt im Hochsommer Ende Juli zum
Erliegen. Geprägt wird er von der sogenannten "Mei-yu Front" oder 
auch "Baiu-Front". 

Eine Regenzeit, eine Front, aber zwei Namen? Wie kommt's? 

Die Mei-yu Front ist eine fast stationäre Luftmassengrenze, die sich 
meist von der Küste Ostchinas über Taiwan bis nach Japan erstreckt. 
In China spricht man von der "Mei-yu Front", in Japan wird sie 
"Baiu-Front" genannt. Gemeint ist aber ein und dasselbe System.

Wie bildet sich die Mei-yu Front aus?

Die Entstehung der Mei-yu Front ist relativ komplex und auch noch 
nicht in Gänze verstanden. Die einfachste Beschreibung ist jene: Das 
Hochland von Tibet wird im Norden von kontinentalen, trockenen 
Westwinden überquert, während im Osten warme, feuchte Luft aus dem 
Südchinesischen Meer nordwärts strömt. Dort, wo die beiden Luftmassen
aufeinanderprallen, bildet sich eine Luftmassengrenze aus. 
Erstaunlich ist, dass es an der Mei-yu Front üblicherweise so gut wie
keinen Temperaturunterschied gibt, wie es für ausgeprägte 
Luftmassengrenzen in unseren Breiten typisch ist. Vielmehr ist die 
Mei-yu Front durch einen veritablen Feuchtegradienten definiert. An 
der Front kommt es häufig zu kräftigen konvektiven Niederschlägen. 
Werden zudem mit einer starken Südwestströmung vermehrt tropische 
Luftmassen nach Norden geführt, können sich insbesondere im Frühjahr 
und Sommer im Bereich der Mei-yu-Front großräumige Gebiete mit 
schauerartig verstärkten, von Gewittern durchsetzten Niederschlägen 
ausbilden (sog. "mesoskalig konvektive Systeme"). Diese bringen nicht
selten katastrophale Überschwemmungen mit sich.

Lebensgrundlage für Milliarden Menschen

Ungeachtet der heftigen Regenfälle ist die Regenzeit in Ostasien 
dennoch ein wichtiger Teil des globalen Klimasystems und spielt für 
das asiatische Klima eine entscheidende Rolle. Denn der Monsun dient 
als größte Wasserquelle in dieser Region und bildet die 
Lebensgrundlage von über einer Milliarde Menschen. Aber die 
Niederschläge verändern sich, in ihrer Intensität sowie Quantität. 
Forscher untersuchten täglich gefallene Niederschläge von 1958 und 
2009 an über 750 Wetterstationen in China und fanden heraus, dass 
sich die mit der Mei-yu Front einhergehenden Niederschläge sowie 
auftretenden Hochwasserereignisse in den späten 1990er Jahren nach 
Norden verschoben haben. Während zuvor vornehmlich die Regionen 
südlich des Jangtsekiang betroffen waren, regnet es seit der 
Jahrtausendwende nun mehr im Bereich des Einzugsgebiets des Huai 
Flusses, etwa 200 bis 300 Kilometer weiter im Norden Chinas. Zudem 
sind langanhaltende mäßige Niederschläge signifikant seltener 
geworden, wohingegen 2- bis 4-tägige Regenereignisse zugenommen 
haben. Auch zeigen die Studien, dass sich die Häufigkeit extremer 
Niederschlagsereignisse erhöht hat. Ebenso haben sich 
Hochwasserereignisse im Vergleich zum klimatologischen Mittel nahezu 
verdoppelt. Die exakte Vorhersage der Niederschlagsextreme wird mit 
zunehmender Variabilität der Niederschläge immer schwieriger, obwohl 
dies dringend notwendig und entscheidend für die Katastrophenvorsorge
in den betroffenen Regionen ist.

Die Forscher gehen davon aus, dass hierbei der Klimawandel mit der 
einhergehenden Erderwärmung eine gewaltige Rolle spielt. Vieles ist 
diesbezüglich aber noch unklar. So ist die Mei-yu Front immer noch 
Gegenstand der Forschung vor allem unter Berücksichtigung des 
Einflusses der Regenfälle des Sommermonsuns auf Milliarden Menschen, 
die davon abhängig bzw. aufgrund der zunehmenden Hochwassergefahr 
gefährdet sind. 

Zur Veranschaulichung ist dem Thema des Tages eine Grafik beigefügt 
(siehe https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/4/19.html). 
Diese zeigt die aus Satellitendaten abgeleiteten Niederschlagsmengen 
über Ostasien im Juni und Juli 2020. Laut chinesischem Wetterdienst 
begann die Mei-yu Saison vergangenes Jahr früher als üblich am 29. 
Mai 2020 und endete später als normal am 2. August 2020. Dies führte 
zu den höchsten Niederschlagsmengen der letzten 60 Jahre während 
einer Mei-yu Regenzeit.


Dipl.-Met. Julia Fruntke 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 19.04.2021

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