Thema des Tages

Ostergrüße aus der Arktis

Das Osterfest macht aus meteorologischer Sicht traditionell einiges 
her. Zu dieser Jahreszeit kann man bei uns in Mitteleuropa die volle 
Bandbreite des Wettergeschehens abgreifen - vom Sommergewitter bis 
zum Wintereinbruch. Auch in diesem Jahr wird es gewiss nicht 
langweilig, denn ein markanter Kaltluftausbruch steht ins Haus.

Wenn man einen Meteorologen fragt, welches die zweithäufigste Frage 
nach "Bekommen wir weiße Weihnachten?" ist, die er gestellt bekommt, 
dann lautet die Antwort meistens: "Wie wird das Wetter zu Ostern?". 
Diese Frage ist manchmal schwerer zu beantworten als die nach Schnee 
zu Heiligabend, denn gerade in der Übergangsjahreszeit im März und 
April zeigt sich das Wetter oft von einer sehr launischen Seite. Das 
liegt begründet in zunehmenden Temperaturgegensätzen. Während die 
Sonne in Südeuropa schon kräftig einheizt, ist es in Nordeuropa auch 
im Frühling meist noch ziemlich kalt. Das führt dann beim stets um 
Ausgleich bemühten Wettergeschehen zu einer gewissen Turbulenz, die 
bei uns weitläufig als typisches "Aprilwetter" bekannt ist. Je 
nachdem, ob bei uns in Deutschland die "warme" oder die "kalte" Seite
gewinnt, kann das Wetter zu Ostern dementsprechend äußerst 
unterschiedlich ausfallen. Von sommerlichen 25 Grad und Sonnenschein 
bis zu jeder Menge Neuschnee war schon alles dabei. 

In diesem Jahr wird die "kalte Seite" das Spiel gewinnen. Wobei man 
nicht vergessen darf, dass die "warme Seite" bereits zum Zuge kam, 
und uns Ende März sogar neue Temperaturrekorde beschert hat. Aber was
passiert nun genau in der Wetterküche? Nördlich von Großbritannien 
liegt auf dem Atlantik das umfangreiche Hoch "Odette", das seine 
Fühler bis nach Mitteleuropa ausgestreckt hat und damit am heutigen 
und morgigen Osterwochenende zunächst verbreitet für Sonnenschein 
sorgt. Allerdings macht "Odette" im Laufe des Sonntags zunehmend 
einen Rückzieher Richtung Norden. Das führt dazu, dass die 
Luftströmung am östlichen Rand des Hochs, unter dem wir dann liegen, 
zunehmend auf Nord dreht. Gleichzeitig befindet sich über 
Nordskandinavien noch ein Tiefdruckgebiet, das auf seiner Rückseite 
ebenfalls die Luft nach Süden schaufelt. Freie Bahn also für die dort
befindliche kalte Polarluft, die nun in der Nacht zum Montag zwischen
diesen beiden Druckgebieten ungehindert nach Süden rauschen kann und 
uns am Ostermontag fluten wird. 

Das Ganze bleibt natürlich nicht folgenlos. Mit diesem 
Kaltlufteinbruch geht eine markante Kaltfront einher, die am 
Montagmorgen Norddeutschland erreicht und im Laufe des Ostermontags 
nach Süden durchzieht. An dieser Kaltfront frischt zunächst einmal 
der Wind kräftig auf. An den Küsten und im Bergland muss dann mit 
teils schweren Sturmböen gerechnet werden. Gleichzeitig hat die Front
eine Menge Niederschlag im Gepäck. Zunächst regnet es in einem 
breiten Streifen, der sich im Laufe des Tages von Nord nach Süd 
verlagert. Dabei fließt dann die Polarluft ein und sorgt für ein 
schlagartiges Absinken der Schneefallgrenze, sodass auf der Rückseite
der Front im Tagesverlauf vor allem in höheren Lagen bereits der 
erste Schnee fallen kann. Am Abend erreicht die Kaltfront dann auch 
den süddeutschen Raum und die Alpen. Mit dem tagesgangbedingten 
Temperaturrückgang sinkt die Schneefallgrenze noch weiter ab, so dass
am Montagabend in Süddeutschland nahezu überall Schnee fällt. An den 
Alpen können dabei die Schneefälle staubedingt auch länger anhalten 
und durchaus nennenswerte Neuschneemengen von 10 bis 20 cm bringen. 

Auch nach dem Durchzug der Kaltfront bleibt es weiter spannend, denn 
die kalte Polarluft legt ihren Weg unter anderem über die 
vergleichsweise warme Nordsee zurück. Manch Leser kann sich sicher 
jetzt schon denken, was passiert: Es bilden sich dadurch jede Menge 
Schauer und Gewitter, die ihren Weg ins Landesinnere suchen. Und 
dadurch, dass die Luftmasse sehr kalt ist (in 5000 m Höhe sinken die 
Temperaturen teils auf unter -40 Grad), fallen diese dementsprechend 
kräftig aus. Wenn sich die Polarluft dann am Dienstag endgültig 
überall durchgesetzt hat, bekommen wir somit einen Aprilwettertag wie
aus dem Bilderbuch. Es wird alles geboten: Sonne, Wolken, Regen, 
Schneeregen, Schnee, Graupel, Gewitter und kräftiger Wind im ständig 
wechselnden Takt.

Das Ganze hält anschließend noch bis zum Mittwoch an, erst ab 
Donnerstag beruhigt sich das Wettergeschehen etwas. Bis die 
Temperaturen aber wieder steigen, muss man voraussichtlich noch bis 
zum nächsten Wochenende warten. Bis dahin bleibt es vorerst bei 
Höchstwerten im einstelligen Bereich und verbreitet auftretenden 
Nachtfrösten. Mit Pflanzen und Sommerreifen sollte man also 
vielleicht noch etwas warten.

Mit diesen aus unserer Sicht spannenden Aussichten wünschen wir 
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein frohes Osterfest.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 03.04.2021

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