Thema des Tages

Der Winter ist doch vorbei, oder?

Am morgigen Montag (1. März) beginnt für die Meteorologen der 
Frühling. Das Wetter der vergangenen Tage erinnerte auch schon mehr 
an den Frühling als an den Winter. Hat der Winter also ausgedient?

Bei Höchsttemperaturen von zum Teil über 20 Grad über mehrere Tage 
hinweg und viel Sonnenschein ließ das Wetter in der dritten 
Februar-Dekade den starken Wintereinbruch mit gebietsweise viel 
Schnee und klirrender Kälte Mitte Februar schnell vergessen. Im 
Freien konnte das Wetter statt mit dicker Jacke, Handschuh, Schal und
Mütze nun plötzlich im T-Shirt genossen werden. Da außerdem für die 
Meteorologen der heutige Sonntag auch noch der letzte Tag des Winters
ist (der astronomische/kalendarische Frühlingsbeginn ist am 20. März 
2021), werden wohl nicht wenige denken, dass der Winter nun bereits 
vorbei ist.

Allerdings haben sie damit die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Dieser
hat nämlich noch ein Ass im Ärmel, das sich "Märzwinter" nennt und 
ziemlich regelmäßig bei uns auf dem Zettel steht. Der Märzwinter ist 
eine meteorologische Singularität, die wiederum als 
Witterungsregelfall bezeichnet wird. Damit sind Wetterlagen gemeint, 
die zu einer bestimmten Zeit im Jahr überdurchschnittlich häufig 
vorkommen und recht deutlich vom Klimamittel zu diesem Zeitpunkt 
abweichen.

Beim Märzwinter gibt es regelmäßig etwa zur Mitte des Monats hin 
einen Kälterückfall, der nicht selten auch Schnee bis ins Tiefland 
bringt. Dass es noch einmal sehr kalt werden kann, liegt an den noch 
sehr kalten Luftmassen in nördlichen oder nordöstlichen Breiten. Dort
endet die Polarnacht erst mit dem Frühlingsbeginn um den 21. März 
herum, sodass sich die Luftmasse durch fehlende Sonneneinstrahlung 
noch nicht erwärmen kann. Bei passender Strömung wird diese kalte 
Luftmasse angezapft und gelangt bis nach Deutschland.

Zuletzt gab es 2013 einen ausgeprägten Märzwinter. Damals lag die 
Durchschnittstemperatur in Deutschland etwa 3,3 Grad tiefer als der 
Klimawert der zu diesem Zeitpunkt international gültigen 
Referenzperiode von 1961 bis 1990. Vor allem im Osten und Norden fiel
dabei Schnee, aber selbst die nicht so schneeverwöhnten Gebiete im 
Westen und Südwesten Deutschlands bekamen zeitweilig eine ordentliche
Portion des "Weiß" ab.

In diesem Jahr deuten die Modelle seit einigen Tagen an, dass es um 
den 5./6. März herum (Freitag/Samstag kommender Woche) einen 
Kälterückfall geben soll. Allerdings reicht es nach derzeitigen 
Erkenntnissen nur im Bergland für etwas Neuschnee und Dauerfrost, 
während sich das Temperaturniveau im Tiefland tagsüber meist im 
leichten Plusbereich bewegt (siehe Meteogramm für Offenbach am Main 
unter 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/02/28_Bild.png). In
den Tagen nach der Abkühlung werden nur wenige Niederschläge 
angezeigt, aber vielleicht reicht es in den Nächten bei einem 
seltenen Schauer vorübergehend auch mal im Tiefland für eine dünne 
Schneedecke. Nachtfröste jedenfalls stehen verbreitet ins Haus, 
allerdings gibt es die auch schon in diesen Tagen.

Dicke Jacke, Mütze, Schal und Handschuhe können also leider noch 
nicht in den (vorübergehenden) "Ruhestand" geschickt werden. Ein 
Märzwinter ist sogar noch bis in den April hinein möglich. Es muss 
nicht nur bei einem Kälterückfall im Frühjahr bleiben: Im Mai und 
Juni drohen auch noch die "Eisheiligen" und die "Schafskälte"?

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 28.02.2021

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