Thema des Tages

Saharastaub-Erkennung mittels Ceilometer

Saharastaub tauchte in den letzten Tagen den Himmel vielerorts in ein
milchiges Licht. Heute zeigen wir, wie man die Staubwolke auch vom 
Boden aus mithilfe von Ceilometern beobachten konnte.

Nicht nur neue Temperaturrekorde für Februar und das frühlingshafte 
Wetter, sondern vor allem der Saharastaub dominierte in den letzten 
Tagen die Schlagzeilen der Wetternachrichten und schaffte es am 
Wochenende sogar in den eher nüchternen Wetterbericht am Ende der 
Tagesschau. Ausgehend von einem Staubsturm über Algerien machte sich 
der Saharastaub über dem Atlantik auf den Weg nach West- und 
Mitteleuropa und erreichte Deutschland am vergangenen Montag (siehe 
Tagesthema vom Vortag). Statt strahlendem Blau verpasste er vor allem
in der Westhälfte dem Himmel einen milchigen Schleier (gut zu 
erkennen im beigefügten Satellitenbild). Durch die verminderte 
Einstrahlung wurden zudem die Nachmittagstemperaturen etwas gedämpft 
und die Sonnenauf- und Untergänge waren regional farbenprächtiger als
üblich.

Da die Staubwolke in diesem Fall sehr viele feinste Staubpartikel 
enthielt, konnte man sie also sogar mit bloßem Auge erkennen. Noch 
viel detailreicher wurde der Saharastaub allerdings von den 
sogenannten "Ceilometern" erfasst, die unter anderem an den 
hauptamtlichen Wetterstationen des DWD eingesetzt werden.

Ein Ceilometer (engl. ceiling = Wolkenuntergrenze) ist in erster 
Linie ein Gerät zur automatischen Bestimmung der Wolkenhöhen oder, 
genauer gesagt, zur Messung der Wolkenuntergrenze (Wolkenbasis). Das 
Ceilometer basiert auf dem Prinzip eines LIDARS (LIght Detection And 
Ranging), also einer optischen Abstandsmessung von atmosphärischen 
Bestandteilen. Es dient hauptsächlich zur Detektion von Wolken, die 
aus Wassertröpfchen oder Eispartikeln bestehen. Der Wolkenhöhenmesser
sendet einen vertikal nach oben gerichteten pulsierenden Laserstrahl 
aus, der insbesondere an der Wolkenbasis von den Wolkenpartikeln 
wieder teilweise zum Messgerät zurückgestreut wird. Da sich der 
Laserstrahl mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, kann aus der Laufzeit 
vom Ceilometer zum Wolkenpartikel und wieder zurück zum Ceilometer 
dessen Entfernung und somit die Höhe der Wolkenbasis bestimmt werden.
Das Ceilometer arbeitet also nach einem ähnlichen Messprinzip wie ein
Niederschlagsradar, blickt jedoch vertikal nach oben und ist sensitiv
auf kleinste Wolkentröpfchen und Eispartikel. Das Niederschlagsradar 
hingegen dreht sich nahezu horizontal um seine Achse und sendet 
anstelle eines Laserstrahls Radiowellen aus, welche sensitiv auf 
größere Tropfen und Eiskristalle sind, die als Niederschlag zu Boden 
fallen.

Moderne Ceilometer erfassen aber noch mehr als nur die Höhe von 
Wolken, wofür sie hauptsächlich an DWD-Messstationen eingesetzt 
werden. Der Laserstrahl wird nämlich nicht nur von Wolkenpartikeln 
zurückgestreut, sondern auch von anderen Bestandteilen der Luft 
(sogenannten Aerosolen), die eine ähnliche Größe wie Wolkentröpfchen 
und Eispartikel besitzen. So eignet sich ein Ceilometer auch zum 
quantitativen Nachweis von Ruß- und Staubpartikeln in der 
Grenzschicht, der unteren Atmosphärenschicht. Ebenso kann die 
Konzentration von Vulkanasche oder Staubpartikeln in 
unterschiedlichen atmosphärischen Höhen gemessen werden, womit wir 
wieder beim Ausgangsthema wären - dem Saharastaub.

In beigefügter Grafik werden Rückstreuprofile von Ceilometern an 
mehreren Orten in Deutschland vom vergangenen Montag zwischen 0:00 
und 15:55 Uhr (GMT) gezeigt (größere Abbildungen erhalten Sie über 
unserem Facebook- und Twitter-Kanal). Sie geben jeweils die Stärke 
des zurückgestreuten Lasersignals von Partikeln in unterschiedlichen 
Höhen wieder, woraus man neben den Wolkenhöhen auch auf die 
Staubkonzentration in der Luft schließen kann. 

Das Ceilometer in Mannheim zeigt eindeutig, dass die Saharastaubwolke
gegen 5:00 GMT (6 Uhr MEZ) in einer Höhe von etwa 2 Kilometern ankam,
sich tagsüber in einer Höhe von etwa 2 bis 4 Kilometern ausbreitete 
und sich deren Staubkonzentration weiter erhöhte. Außerdem befanden 
sich ab den Morgenstunden in 8 bis 10 Kilometern Höhe Cirren 
(Schleierwolken) am Himmel, an deren Eispartikeln der Laserstrahl 
ebenfalls zurückgestreut wurde. Der genaue Betrachter erkennt sogar, 
dass sich direkt über dem Boden eine wenige Hundert Meter dicke 
Dunst- oder Aerosolschicht befand.

In Emden breitete sich die Staubwolke schon in der Nacht zum Montag 
aus. Ganz anders sieht es hingegen im knapp 200 km weiter östlich 
gelegenen Hamburg aus, wo der Saharastaub erst in den Mittagsstunden 
aufschlug. Völlig von Saharastaub (und Wolken) verschont blieb 
hingegen der Osten und Südosten Deutschlands. Beispielhaft ist das 
Rückstreuprofil von Potsdam abgebildet. Die grünlichen Farben 
belegen, dass die Aerosol- und Staubkonzentration in allen Höhen 
recht gering war.

Bei der Grafik für Bamberg könnte man auf den ersten Blick meinen, 
dass Messgerät sei über viele Stunden ausgefallen. Schaut man jedoch 
genauer hin, sieht man, dass etwa zwischen 1:00 und 12:30 GMT (2:00 
und 13:30 MEZ) eine kompakte Nebel- bzw. Hochnebelschicht (siehe 
Satellitenbild vom frühen Nachmittag) dafür sorgte, dass das gesamte 
Lasersignal nur wenige Höhenmeter über dem Boden komplett von den 
Nebeltröpfchen zurückgestreut wurde. Etwaiger Saharastaub oder Wolken
in größeren Höhen konnten nicht mehr erfasst werden. Nach Auflösung 
des Hochnebels zeigte sich dann aber auch dort eine wenn auch 
schwächere Staubkonzentration.

Zuletzt ist noch das Profil von Trier abgebildet. Neben dem 
Saharastaub in der mittleren und den Cirren in der oberen Troposphäre
erkennt man hier noch ein weiteres Phänomen. Ab den Mittagsstunden 
waren die Staubkonzentration und die Luftfeuchtigkeit sogar hoch 
genug, dass der Saharastaub in etwa 3 Kilometern Höhe die Bildung von
mittelhohen Wolkenfeldern auslöste. Die zahllosen Staubpartikel 
dienten als Kondensationskeime, also als Andockstation für Wasser- 
und/oder Eispartikel, wodurch sich ausgedehnte Wolkenfelder bildeten,
die im Westen den Blick auf die Sonne versperrten.

Wie Sie sehen, gaben uns die zahlreichen Ceilometer in Deutschland 
Aufschluss über die Konzentration, Höhe und Dicke der 
Saharastaubwolke. Nun zieht der Saharastaub aber ab, sodass wieder 
die eigentliche Aufgabe dieser Messgeräte in den Vordergrund rückt - 
die Bestimmung von Wolkenhöhen.


Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 24.02.2021

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