Thema des Tages

Von Lichtsäulen und Diamantenstaub

In extrem kalten Nächten sorgt Diamantenstaub, eine besondere Form 
des Niederschlags, für eine sehenswerte optische Erscheinung: 
Lichtsäulen oder "Light Pillars".

Deutschland gleicht zurzeit einem Gefrierschrank. Heute früh wurden 
über der tief verschneiten Landschaft über der Mitte und dem Osten 
relativ verbreitet Tiefsttemperaturen von unter -20 Grad Celsius 
registriert. Der Kälte-Hotspot, sozusagen der "Coldspot", war 
Mühlhausen in Thüringen mit -26,7 Grad Celsius. Mit Blick auf die 
nächste Heizkostenabrechnung mag es dabei einigen vielleicht die 
Tränen in die Augen treiben. Aber die bitterkalten Nächte bieten 
mancherorts auch die Chance auf meteorologische und optische 
Erscheinungen, die für unsere Breiten Seltenheitswert haben. Die Rede
ist vom sog. "Diamantenstaub" und den damit in Verbindung stehenden 
Lichtsäulen, die wie bunte Jedi-Lichtschwerter aus Star Wars die 
kalten Nächte unwirklich illuminieren (siehe Abbildung 1 auf 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/2/10.html).

Diamantenstaub ist eine Form des Niederschlags und wird gerne auch 
als "Polarschnee" bezeichnet, weil dieser eigentlich für die extrem 
kalten polaren Regionen charakteristisch ist. Das Besondere dabei: 
Der Niederschlag tritt häufig bei gering bewölktem oder gar 
wolkenlosem Himmel auf. Es handelt sich um winzige Eiskristalle, die 
sich in feuchter, nahezu gesättigter Luft durch Resublimation des in 
der Luft enthaltenen Wasserdampfes (direkter Übergang vom gasförmigen
in den festen Aggregatzustand) in bodennahen Luftschichten der 
Atmosphäre niederschlagen. Da Wasser in der Atmosphäre bis zu 
Temperaturen von etwa -10 Grad Celsius im flüssigen Zustand vorkommt 
und bei wasserdampf-gesättigter Luft demnach eher zu Nebel 
kondensiert als zu Eiskristallen resublimiert, benötigt es 
entsprechend niedrigere Temperaturen von (deutlich) unter -10 Grad 
Celsius. Je reiner die Luft, also je weniger kleine Staub- bzw. 
Schmutzpartikel in der Luft als "Eiskeime" zu Verfügung stehen, desto
kälter muss es sein. Die Bezeichnung "Diamantenstaub" rührt von dem 
Umstand her, dass die Eiskristalle die Luft vor allem tagsüber bei 
Sonnenschein zum "Funkeln" bringen.

In der Nacht führt der Polarschnee zu einer ganz anderen optischen 
Erscheinung, den Lichtsäulen oder "Light Pillars". Es sind scheinbare
Lichtstrahlen, die sich ausgehend von hellen, punktförmigen 
Lichtquellen am Boden (z. B. einer Straßenlaterne) senkrecht bis weit
in den Himmel erstrecken können. Tatsächlich handelt sich dabei aber 
nicht um einen Lichtstrahl, sondern um eine optische Illusion durch 
kollektives Reflektieren des Lichtes an den kleinen Eiskristallen. 
Diese wirken durch ihre "Plättchenform" und relativ glatten 
Oberflächen nämlich wie viele kleine Spiegel in der Luft. Die 
Illusion des Lichtstrahles ergibt sich schließlich durch die 
gleichzeitige Reflektion der Lichtquelle an Eiskristallen aus 
unterschiedlichen Höhen (siehe Abbildung 2 auf 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/2/10.html).

Die Bedingungen für Lichtsäulen sind regional auch in den kommenden 
Nächten günstig: Starke Auskühlung der bodennahen, noch recht 
feuchten Luft in klaren Nächten, insbesondere über Schnee! Es lohnt 
also vor allem in den Frühstunden vor Sonnenaufgang ein Blick in den 
Himmel.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 10.02.2021

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