Thema des Tages

Die Glätte

Es ist Ende Januar und somit Winter. Ein täglicher Geselle sowohl im 
Leben als auch in den Warnungen ist die Glätte. Wir schauen uns heute
die 4 Arten und ihre Entstehung an.


Im Winter ist es eigentlich normal, dass es glatt wird. Jedoch haben 
die Winter der letzten Jahre dafür gesorgt, dass man sich der Glätte 
entwöhnt. In diesem Winter sind wir mit wiederholten Niederschlägen 
und Temperaturen teils auch tagsüber im Frostbereich besonders 
glättegeplagt. Fast jeden Tag warnt der Deutsche Wetterdienst vor 
Glätte, sei es durch Schnee, Reif oder überfrierende Nässe. An 
einzelnen Tagen gab es sogar Glatteis, also Eisbildung durch auf 
kalten Böden gefrorenen Regen.

Am einfachsten zu erkennen ist die Schneeglätte. Sie bildet sich, 
wenn der gefallene Schnee zusammengepresst wird, sich dadurch kurz 
verflüssigt und diese Flüssigkeit (Wasser) wieder an der Oberfläche 
gefriert. Besonders häufig lässt sich diese Schneeglätte bei altem 
Schnee finden. Diese Glätteart ist im Allgemeinen gut vorhersagbar 
und aufgrund ihrer Offensichtlichkeit auch leicht zu umgehen.

Schon etwas weniger deutlich zu erkennen und nur großflächig 
vorhersagbar ist Reifglätte. Das Prinzip ist ähnlich der 
Schneeglätte. Der Reif wird durch Kompression kurz verflüssigt und 
friert dann an Oberflächen fest. Tückisch ist die Reifglätte, weil 
sie oft nicht so flächig auftritt. Zudem entscheiden die Belagsart 
sowie der Randbewuchs an Straßen und Wegen über die Glättebedingungen
und können so auf relativ kurzen Wegen zu verschiedenen 
Glättesituationen führen. 

Reif selbst entsteht auf zwei Arten: durch Strahlung und durch 
Advektion. Strahlungsreif tritt nachts bei wolkenlosem oder 
wolkenarmem Himmel auf, also bei nahezu ungehinderter langwelliger 
Ausstrahlung. Dabei kühlt die Temperatur am Boden oder in Bodennähe 
unter den Gefrierpunkt ab. Der in der Luft enthaltene Wasserdampf 
lagert sich in Form von Eisnadeln an der Oberfläche ab. Beim 
Advektionsreif wird feuchte und verhältnismäßig milde Luft über 
Flächen geführt, die sich bereits unter den Gefrierpunkt abgekühlt 
haben. An der Grenzfläche setzt sich dann der Wasserdampf als Eis ab.


Glatteis zählt zu den gefährlichsten Glättearten und ist meist nur 
sehr kurzfristig vorhersagbar. Es entsteht durch spontanes Gefrieren 
von Regen oder Sprühregen am Erdboden oder an Gegenständen. Dabei 
muss zumindest entweder der Niederschlag oder aber die Oberfläche 
unterkühlt sein, damit sich beim Zusammentreffen Eis bilden kann. Ist
der Regen verhältnismäßig warm und "nur" die Oberfläche unterkühlt, 
taut der weiter fallende Regen die Eisschicht oft schnell wieder auf 
und die Glätte ist nur von kurzer Dauer. Beim Fallen von unterkühltem
Regen, also Regen mit einer Wassertemperatur unter 0 Grad, kann sich 
jedoch auf dem Erdboden eine dickere Eisschicht bilden, die dann 
längere Zeit für glatte Straßenverhältnisse sorgt. 

Die wohl gefährlichste Glätteart, und nicht zu verwechseln mit 
Glatteis, ist die Eisglätte. Sie lässt sich schwer vorhersagen und es
muss auch nicht unmittelbar vorher Regen gefallen sein. Eisglätte 
entsteht, wenn Wasser auf Straßen und Wegen gefriert. Dabei muss sich
die Oberfläche unter den Gefrierpunkt abkühlen, was durch nächtliche 
Ausstrahlung oder Zufuhr deutlich kälterer Luft geschieht. Oft 
rechnet man nicht mit Eisglätte. Sie tritt nicht verbreitet auf und 
hängt von der Art und Menge des Wassers ab. Nicht selten bildet sich 
eine ordentliche Eisschicht, die unter Umständen auch nur schwer 
wieder taut.

Egal welche Art von Glätte, die Folgen können schmerzhaft und teuer 
sein. Daher ist ein Blick in den Wetterbericht oder auch die Warnlage
nicht verkehrt. Eine angepasste Verhaltensweise sowie eine 
funktionale Winterausrüstung können vor unangenehmen Überraschungen 
schützen.


Dipl.-Met. Jacqueline Kernn 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 31.01.2021

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