Thema des Tages

Kampf der Luftmassen ante portas

Ab heute wird es in der Wetterküche richtig spannend. Eine 
Luftmassengrenze bildet sich quer über der Mitte des Landes aus und 
sorgt für enorme Temperaturunterschiede und für teils unwetterartige 
Wettererscheinungen.

Über Langeweile kann man sich bezüglich des Wetters am heutigen 
Donnerstag und auch in den kommenden Tagen wahrlich nicht beklagen. 
Dafür verantwortlich ist Tief "Olaf", das sich zwar noch auf dem 
Atlantik befindet, aber seine Fühler bereits in Form einer Warmfront 
zu uns ausstreckt. 
Das Besondere dabei ist, dass die Luft, die dadurch aus Südwesten 
heranströmt, besonders warm und sehr feucht ist. 
Das macht sich in den nächsten Tagen vor allem bei den 
Niederschlagsmengen und den Höchsttemperaturen bemerkbar. 
Letztere erreichen dabei vor allem entlang des Oberrheins 
zweistellige Werte. 

Die von Tief "Olaf" herangeführte warme Luft stößt dabei ungefähr ab 
der Mitte des Landes auf kalte Luft, die sich noch immer über dem 
nordöstlichen Teil Deutschlands befindet. 
Dieser Kaltluftblock ist ebenfalls ziemlich mächtig und erfährt 
Unterstützung von Tief "Malte" mit Zentrum über der Ostsee, das 
weitere Kaltluft von Norden auf seiner Rückseite in Richtung Süden 
führt. 
Aus dieser Konstellation heraus entfaltet sich nun ein "Kampf" dieser
beiden Tiefdruckgebiete um die Vorherrschaft der zu ihnen gehörenden 
Luftmasse. 
Das führt letztendlich dazu, dass sich quer über Deutschland eine 
relativ scharfe Linie ausbildet, die große Temperaturunterschiede auf
kleinstem Raum aufweist.
Wo genau sich diese Luftmassengrenze befinden wird, lässt sich dabei 
selbst heute noch nicht mit hundertprozentiger Genauigkeit sagen, 
denn bei diesem Kampf sind mitunter kleinste Nuancen entscheidend. 

Aber wo genau sich diese Linie auch befindet - voraussichtlich wird 
dies entlang eines Streifens von der Nordsee bis nach Franken der 
Fall sein - ziemlich sicher ist, dass bezüglich des auftretenden 
Wetters aus dem Vollen geschöpft wird. 
Vor allem am morgigen Freitag intensivieren sich die Niederschläge, 
die bereits am heutigen Tag von Südwesten her eingesetzt haben. 
Verbreitet regnet es recht kräftig, stellenweise mit über 10 l/qm 
innerhalb von 3 Stunden. 
Dabei kann es morgen früh am Oberrhein sogar gewittern. 
Entlang der eigentlichen Luftmassengrenze dominiert dagegen die 
Frage, ob die Niederschläge als Regen oder als Schnee fallen. 
Je nach Lage des Niederschlagsbandes ist es nicht auszuschließen, 
dass an dessen nördlichem Rand auf der kalten Seite erhebliche 
Neuschneemengen fallen. Bis zu 20 cm Neuschnee innerhalb von 6 
Stunden sind dabei durchaus denkbar. Diese fallen dabei meist als 
Nassschnee, sodass Schneebruch in den betroffenen Regionen ein Thema 
sein dürfte. 
Eine weitere Gefahr liegt in der Übergangszone vom Schnee zu Regen. 
Da in größeren Höhen bereits die warme Luft eingeflossen ist, es aber
bodennah noch kalt bleibt, kann es in diesen Regionen zu gefrierendem
Regen kommen, der zu starker Glatteisbildung auf den Straßen führt. 
Wo genau das der Fall sein wird, lässt sich nur sehr schwer 
eingrenzen, da es sich um einen sehr schmalen Streifen entlang der 
Luftmassengrenze handelt.
Nach aktuellem Stand ist das Risiko für gefrierenden Regen in 
Nordhessen und im Thüringer Becken am höchsten.

Im Süden und Südwesten sind Schnee und Glätte dagegen kein Thema - im
Gegenteil. Hier wird man mehr damit zu kämpfen haben, dass der 
vorhandene Schnee rapide schwindet. Regen, Wind, und hohe Plusgrade 
sorgen verbreitet für sehr hohe Abflussmengen von Schmelzwasser, die 
in den Warnungen im Schwarzwald, dem Allgäu und am Alpenrand die 
Unwetterkriterien erfüllen. Hier wird in den nächsten Tagen vor allem
die Hochwassersituation im Fokus stehen. Bemerkbar macht sich im 
Süden außerdem der Wind, denn zum Freitag rückt Tief "Olaf" immer 
näher und verschärft die Luftdruckgegensätze. Vor allem in den 
Mittelgebirgen wird es dann stürmisch mit Windgeschwindigkeiten von 
70 bis 80 km/h, in exponierten Gipfellagen muss man sogar mit 
Orkanböen von bis zu 120 km/h rechnen. Aber selbst im Flachland 
dürften sich einige Windböen bemerkbar machen. 

Einzig und allein der Nordosten bleibt bei dem ganzen Wetterspektakel
außen vor. 
Hier bleibt es in der kalten Luftmasse weitgehend ruhig, nur ab und 
an reicht es von der Ostsee her höchstens für die ein oder andere 
Schneeflocke.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 28.01.2021

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