Thema des Tages

Kontrastreiches Wetter im Mittelmeerraum

Zu Beginn dieser Woche gab es in Teilen Spaniens tief winterliche 
Verhältnisse mit reichlich Schnee. Gleichzeitig luden in Griechenland
sommerliche Temperaturen zum Baden ein. Wie kommen solch konträre 
Wetterverhältnisse zustande?

Die Bilder von Ski oder Schlitten fahrenden Menschen im Zentrum von 
Madrid gingen durch zahlreiche Medien: Einige Regionen Spaniens 
erlebten am vergangenen Wochenende einen seit Jahrzehnten nicht 
dagewesenen Wintereinbruch. Langanhaltende Schneefälle sorgten 
teilweise für einen halben Meter Neuschnee. Vielerorts kam der 
Verkehr komplett zum Erliegen, wie beispielsweise in Spaniens 
Hauptstadt Madrid. Mittlerweile ist der Schneefall zwar vorüber. Auf 
den Schneefall folgte aber die Kälte, sodass Spanien weiterhin fest 
im Griff des winterlichen Wetters ist. Doch wie kam es zu diesen 
heftigen Schneefällen und wie lange hält die Kälte im Südwesten 
Europas noch an?

Schauen wir zunächst zurück auf den Donnerstag der vergangenen Woche 
und betrachten die großräumige Luftdruckverteilung über Europa, dem 
Mittelmeerraum sowie dem nahen Ostatlantik. Zu diesem Zeitpunkt 
erstreckte sich eine ausgedehnte Tiefdruckzone vom Europäischen 
Nordmeer über Mitteleuropa und den zentralen Mittelmeerraum hinweg 
bis vor die Westküste Nordafrikas. Gleichzeitig befand sich ein 
umfangreiches Hochdruckgebiet (Name ANTJE) über dem nahen 
Ostatlantik. Weite Teile Kontinentaleuropas waren bereits von 
Kaltluft geflutet. Ausgenommen waren bislang noch die 
Mittelmeerstaaten. Dies änderte sich schließlich als ein Tief mit dem
Namen BARTOSZ (vom span. Wetterdienst FILOMENA getauft) von Madeira 
kommend über die Straße von Gibraltar hinweg Richtung westliches 
Mittelmeer zog. Dadurch drehte die Strömung über dem Südwesten 
Europas zwischen dem Hoch und dem Mittelmeertief auf eine 
nordöstliche Richtung, wodurch die über weiten Teilen Europas 
liegende Kaltluft angezapft und Richtung Spanien gelenkt wurde. 
Dadurch gingen die mit dem Tief einhergehenden Niederschläge auf 
dessen Rückseite und damit auf der kalten Seite des Tiefs zunehmend 
in Schnee über. Aufgrund der langsamen Zuggeschwindigkeit von BARTOSZ
hielten die Schneefälle am vergangenen Wochenende über viele Stunden 
an, wodurch sich entsprechend hohe Schneeberge auftürmen konnten. 
Besonders betroffen von den starken Schneefällen waren die Regionen 
Aragón, Castilla-La Mancha, Madrid und Valencia. Auf der Vorderseite 
des Tiefs und somit auf der warmen Seite gab es in den küstennahen 
Regionen Südostspaniens keinen Schnee, sondern Dauerregen, der teils 
sogar Überflutungen nach sich zog. 

Im Laufe des Sonntags zog Tief BARTOSZ schließlich weiter ostwärts in
den zentralen Mittelmeerraum, wo es auch am Montag zunächst weiter 
verharrte. Während das Tief auf seiner Westflanke weiterhin Kaltluft 
in den Südwesten Europas lenkte und dort in den Nächten verbreitet 
Frost brachte (regional sogar Tiefstwerte unter minus 10 Grad), wurde
auf dessen Ostflanke mit einer kräftigen südlichen Strömung Luft aus 
dem Norden Afrikas gen Norden geführt. Da diese Luft auch zu dieser 
Jahreszeit vergleichsweise warm ist, kamen die Bewohner Griechenlands
in den Genuss sommerlicher Temperaturen. So wurde beispielsweise bei 
der Stadt Argos auf dem Peloponnes eine Höchsttemperatur von 27 °C 
gemessen, auf der Insel Kreta waren es an der Station Souda knapp 26 
°C. Es war also ein und dasselbe Tief, das im Mittelmeerraum für 
völlig unterschiedliche Strömungsverhältnisse sorgte und somit die 
extremen Temperaturkontraste hervorbrachte. 

Allzu lange werden diese Temperaturverhältnisse aber nicht mehr 
anhalten. Vielmehr könnten sich diese in den kommenden Tagen 
umkehren, denn die Wetterlage stellt sich im Süden Europas um. Das 
Tief BARTOSZ zieht am heutigen Mittwoch über die Türkei nordostwärts 
Richtung Schwarzes Meer. Gleichzeitig wandert das atlantische Hoch 
ANTJE südwärts, sodass der Südwesten Europas und somit auch Spanien 
heute und in den nächsten Tagen in dessen Einfluss gelangt. Weitere 
Niederschläge sind dort also nicht zu erwarten. Vielmehr kann sich 
mit einer auf westliche Richtung drehenden Strömung wieder mildere 
Atlantikluft durchsetzen. 

In Griechenland und weiten Teilen Südosteuropas ist dann hingegen mit
einem deutlichen Temperaturrückgang zu rechnen. Auslöser dafür ist 
Tief DIMITRIOS, das übrigens derzeit unser Wetter in Deutschland 
bestimmt. Es verlagert sich bis Ende der Woche mit reichlich Kaltluft
im Gepäck in den Südosten Europas. Somit sinkt auch die Temperatur in
Griechenland auf Werte meist zwischen 11 und 4 Grad ab. Zudem kann ab
Donnerstag zumindest im Norden Griechenlands Schneefall aufkommen. 


Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 13.01.2021

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