Thema des Tages

DIMITRIOS hat noch nicht genug

Der Name griechischer Herkunft des zurzeit wetterbestimmenden Tiefs 
assoziiert eher sommerliche Wärme - passend zu den Strandbildern aus 
Griechenland mit 25 Grad und mehr. Hierzulande zeigt sich das Wetter 
eher von der winterlichen Seite.

Das Tief DIMITRIOS mit Zentrum im Raum Stockholm bestimmt derzeit das
Wettergeschehen über Deutschland. An dessen Südrand überqueren uns 
seine Frontensysteme, die aktuell noch in einem breiten Streifen von 
Südbrandenburg über Thüringen bis in den Südwesten Deutschlands für 
Schneefälle sorgen. In tiefen Lagen haben wir es dabei wieder eher 
mit der Kategorie "kurzes Vergnügen" oder "Matschvariante" zu tun. 
Dabei liegen Freud und Leid mitunter ganz dicht beieinander. Während 
es am heutigen Dienstagmorgen in Hanau (104 Meter über dem 
Meeresspiegel) östlich von Frankfurt am Main nahezu komplett grün 
geblieben ist, liegt im nahegelegenen Offenbach (98 Meter ü. NN) nur 
wenige Kilometer westlich einen dünne Nassschneedecke. Sobald man 
wenige Höhenmeter nach oben geht, findet man beispielsweise in Bad 
Homburg (194 Meter ü. NN) tief verschneite Winterlandschaften mit 
rund 10 Zentimeter Neuschnee vor. 

In den kommenden Stunden betreffen die Schneefälle vor allem noch die
südlichen Landesteile, wohingegen von Nordwesten vorübergehend ein 
Schwall milderer Atlantikluft einfließt. Die Bewohner vom Ruhrgebiet 
oder von Bremen und Hamburg können ein Lied davon singen, denn dort 
fiel bei deutlichen Plusgraden ohnehin "nur" Regen. Am Niederrhein 
sind es aktuell sogar bis zu 8 Grad. 

Also wieder nur ein kurzes Winterintermezzo? Naja - nicht ganz. Zur 
Wahrheit gehört zum einen, dass es zumindest im Bergland weiterhin 
heißt "Ski und Rodel gut" (so es denn überhaupt erlaubt ist) bei 
Schneehöhen jenseits von 20 Zentimeter und in weiten Teilen Bayerns 
vermehrt Dauerfrost herrscht(e). Zudem hat DIMITRIOS noch nicht genug
und hält noch einiges für uns parat. Es zieht bis zum morgigen 
Mittwochmittag in die Boddengewässer östlich von Rügen und zapft 
dabei auf dessen Rückseite polare Kaltluft aus Skandinavien an. Nach 
ebenfalls mildem Winterauftakt ist es dort nun doch 
jahreszeitentsprechend kalt geworden mit vielfach zweistelligen 
Minusgraden. Richtung Karelien lauert gar die lange auf den 
Europäischen Wetterkarten nicht mehr zu verortende sibirische, 
kontinentale Arktikluftmasse (cA, siehe Thema des Tages vom 06. 
Januar 2021) mit Temperaturen unter -20 Grad. 

Mit der auf Nord drehenden Strömung über Deutschland überstreicht die
Luftmasse allerdings noch die vergleichsweise warmen Gewässer des 
Skagerraks, Kattegats, sowie der westlichen Ostsee mit 
Wassertemperaturen 4 bis 7 Grad. Normal wären eher 2 bis 3 Grad 
weniger. Und dennoch kommen neben (teils schweren) Sturmböen an der 
Ostsee auch die berühmt berüchtigten Schauerstraßen ("Lake Effekt") 
auf, bei denen die Kaltluft aus höheren Luftschichten herabstürzt und
als Ausgleichsbewegung oberflächennahe mildere Luft aufsteigt. Bei 
anderer Vorgeschichte wäre vor allem in Teilen Vorpommerns ein 
Schneechaos mit hohen Verwehungen vorprogrammiert. In diesem Falle 
muss man etwas zurückhaltender sein, da die Böden warm sind und in 
Küstennähe durch das warme Wasser teils sogar noch die flüssige 
Niederschlagsphase auftritt. Mit jedem Kilometer landeinwärts steigt 
die Chance auf lokal kräftige Schneefälle jedoch an. So sind 
insbesondere in der Nacht zum Donnerstag lokal 10 Zentimeter und mehr
ohne weiteres möglich. Sollte es akut werden, erfahren Sie es - wie 
gewohnt - in unseren Warnlageberichten und auf der Warnkarte. 

Aber auch in den übrigen Landesteilen sinken die Temperaturen bis zum
Wochenende ab, so dass tagsüber allenfalls noch an der Nordsee und 
entlang des Rheins nennenswerte Plusgrade bis 3 Grad auftauchen. 
Vielfach bleibt das Quecksilber um 0 Grad oder im leichten 
Dauerfrostbereich hängen. In den Nächten tritt insbesondere bei 
Auflockerungen rasch mäßiger Frost zwischen -5 und -10 Grad, über 
Schnee im Süden strenger Frost unter -10 Grad auf. 

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 12.01.2021

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