Thema des Tages

Kleine Synoptikkunde (7) - Die Temperatur als Maß vieler Dinge

Mit dem Begriff "Temperatur" kann wohl jeder von uns etwas anfangen. 
Aber wussten Sie auch, dass man zum Beispiel den Feuchtegehalt von 
Luft mit der Temperatur ausdrücken kann? Unser heutiges Thema dreht 
sich um Taupunkte und potentielle Temperaturen.

Luftmassen spielen eine zentrale Rolle bei der Wettervorhersage. Sie 
lassen sich dabei durch zwei elementare Eigenschaften 
charakterisieren: Temperatur und Feuchte. Ist die Luftmasse warm oder
kalt? Ist sie trocken oder feucht? Diese Fragen möchte man als 
Meteorologe möglichst schnell und einfach beantworten können. 
Bezüglich der Temperatur einer Luftmasse ist das auch kein Problem, 
diese lässt sich schließlich ziemlich einfach bestimmen. Anders sieht
das dagegen bei der Feuchtigkeit aus. 

Das allgemein bekannteste Feuchtemaß dürfte die "relative Feuchte" 
sein, die in Prozenten angegeben wird. Das wäre sicherlich ein 
einfach zu benutzendes Maß, wenn es da nicht ein Problem gäbe: Der 
maximal mögliche Feuchtegehalt der Luft hängt selber wieder von ihrer
Temperatur ab. Denn Luft verhält sich wie eine Art Schwamm. Je wärmer
sie ist, desto mehr Wasserdampf kann in ihr enthalten sein. Bei 
Abkühlung sinkt also der mögliche Gesamtgehalt an Wasserdampf der 
Luft, bis eventuell ein Punkt erreicht ist, an dem der tatsächliche 
Feuchtegehalt dem maximal möglichen entspricht. Dann beginnt der 
Wasserdampf zu kondensieren. Dieses Phänomen kennt jeder: Es bildet 
sich Nebel. Da den Meteorologen weniger der relative, sondern der 
absolute Wasserdampfgehalt der Luft interessiert, wurde man an dieser
Stelle findig und hat ein neues Temperaturmaß eingeführt: die 
Taupunkttemperatur. Dabei handelt es sich genau um ebenjene 
Temperatur, bei der Feuchte auszukondensieren beginnt und sich z.B. 
Tau an Oberflächen bildet. Daher leitet sich auch der Name ab. 

Die Taupunkttemperatur ist für die Vorhersage ein ziemlich 
praktikables Maß, denn sie lässt sich vielfältig einsetzen. Zum 
Beispiel kann man vor allem im Winter anhand des Taupunktes die 
nächtlichen Minimumtemperaturen abschätzen, denn diese können nicht 
unter den Taupunkt sinken. Im Sommer kann man am Taupunkt unter 
anderem erkennen, wie groß die Wärmebelastung wird. Taupunkte ab 16 
Grad oder mehr werden meist als belastend empfunden, die Luft ist 
dann schwül. Außerdem geht mit hohem Taupunkt auch erhöhtes 
Gewitterpotenzial einher, da Feuchte eine der nötigen Zutaten für 
Blitz und Donner darstellt. An der Differenz zwischen Temperatur und 
Taupunkt, dem sogenannten "Spread", lassen sich wiederum schnell 
Rückschlüsse auf die relative Feuchte einer Luftmasse ziehen.

Neben dem Taupunkt lassen sich noch weitere Temperaturmaße ableiten. 
Häufig im Gebrauch ist dabei die "Äquivalentpotenzielle Temperatur", 
ein kombiniertes Temperatur- und Feuchtemaß. Dabei wird ein Luftpaket
durch imaginäres Heben oder Senken auf ein Referenzdruckniveau - zum 
Beispiel 1000 hPa - gebracht. Hierbei ändert sich mit der 
Höhendifferenz auch seine Temperatur. Dieses Temperaturmaß nennt man 
"Potenzielle Temperatur". Anschließend wird der gesamte Wasserdampf 
dieses Luftpakets ebenfalls imaginär auskondensiert. Durch den 
Kondensationsprozess wird latente Wärme frei. Diese wird der 
potentiellen Temperatur des Luftpakets zusätzlich aufgeschlagen und 
man erhält die äquivalentpotenzielle Temperatur. 

Die äquivalentpotenzielle Temperatur lässt sich unter anderem gut für
die Vorhersage und die Analyse nutzen. In ihrer Kartendarstellung 
lassen sich verschiedene Luftmassen einfach voneinander abgrenzen. 
Außerdem werden mitunter Fronten, die man in normalen 
Kartendarstellungen kaum ausmachen kann, deutlicher hervorgehoben.

M.Sc. Felix Dietzsch 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 20.12.2020

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