Thema des Tages

Weiße Weihnachten? Ein oft unerfüllter Wunsch!

Für Meteorologen ist es die im Jahresverlauf wohl am häufigsten 
gestellte Frage. Gibt es weiße Weihnachten oder feiern wir "im 
Grünen"? Die Chancen auf eine verschneite Weihnacht stehen schlecht -
zumindest statistisch gesehen.

Wir Meteorologen fühlen uns dieser Tage ein bisschen wie Schauspieler
Bill Murray, dessen "Geist der zukünftigen Weihnacht" uns "täglich 
grüßt" (Filmfans werden es verstehen). Alle Jahre wieder wollen uns 
einige "Experten" an ihren tollkühnen "Prognosen" für das noch 
verhältnismäßig weit in der Zukunft liegende Weihnachtswetter 
teilhaben lassen, die dann beinahe tagtäglich als neue Schlagzeilen 
in den Medien herumspuken und die Hoffnung auf schneereiche 
Weihnachtstage nähren. Die meisten dieser Vorhersagen dürfen gerne 
als völlig unseriös bezeichnet werden, zumindest dann, wenn konkrete 
Aussagen über den Wetterablauf an einzelnen Tagen getroffen werden. 
So sind vage Prognosen meistens erst binnen Wochenfrist möglich. 

Das einzige Werkzeug, das uns Meteorologen bei der Beantwortung der 
Frage nach weißer Weihnacht schon vor Beginn des seriösen 
Vorhersagezeitraumes zur Verfügung steht, ist die sogenannte 
Klimatologie oder auch Statistik. Blickt man in die Vergangenheit, 
lassen sich über die Häufigkeit weißer Weihnachten 
Wahrscheinlichkeiten für eben diese ableiten. Eine Übersichtskarte 
(zu finden auf 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/12/10.html) zeigt 
die Wahrscheinlichkeit für eine schneebedeckte Landschaft über das 
gesamte Weihnachtsfest (24.12 bis 26.12.) auf Grundlage der Jahre 
1951 bis 2008. So gibt es beispielsweise im Flachland und in den 
Flussniederungen im Westen und Südwesten sowie im nordwestdeutschen 
Tiefland nur in 10 % der Fälle eine geschlossene Schneedecke über 
Weihnachten. Nach Norden und Nordosten zu liegt die 
Wahrscheinlichkeit meist auch nur zwischen 15 und 25 %. In den 
Mittelgebirgen sieht die Situation aus Sicht der Schneefans etwas 
rosiger aus, die Wahrscheinlichkeiten für durchweg verschneite 
Weihnachten liegt dort vielfach zwischen 30 bis 50 %. In den 
Kammlagen der Mittelgebirge sowie in den Alpen (ab etwa 800 bis 1000 
Meter Höhe) verläuft statistisch gesehen das Gros der Feiertage weiß.


Alles in allem lässt sich also festhalten, dass in den meisten 
Regionen Deutschlands ein weißes Weihnachtsfest häufig ein 
unerfüllter Wunsch bleibt. Und es kommt noch "schlimmer": Das 
berühmte "Weihnachtstauwetter" gehört zu den verlässlichsten 
Witterungsregelfällen in Deutschland. Ersten Kaltluftvorstößen mit 
Schneefällen bis in tiefere Lagen zwischen November und Mitte 
Dezember folgt oft ein Wetterwechsel, bei dem milde Atlantikluft von 
Westen herangeführt wird. Regenfälle zehren dabei den noch 
vorhandenen Schnee zusätzlich rasch auf. Wenigstens lässt sich die 
Aussage, dass es früher "zu Großmutters Zeiten" viel öfter weiße 
Weihnachten gegeben hat, entkräften. Die Häufigkeiten haben sich bis 
heute nicht signifikant verändert. Weiße Weihnachten bleiben einfach 
länger im Gedächtnis.

Dass sich das sehr variable Wetter selten an statistisch ermittelte 
Mittelwerte hält, sollte allerdings noch Anlass zur Hoffnung geben. 
Wenn sich ein verlässlicher Trend abzeichnet, wird an dieser Stelle 
sicherlich darüber berichtet werden. Wir halten Sie diesbezüglich auf
dem Laufenden.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 10.12.2020

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