Thema des Tages

Einwinterung

In Russland zeigen sich aktuell erste Tendenzen eines 
Einwinterungsprozesses. Wie diese genau aussahen, schildert das 
heutige Thema des Tages. 

Dass das aktuelle Wetter bei uns in Mitteleuropa aktuell keine 
besonderen Auffälligkeiten zu bieten hat, wurde ja bereits im 
gestrigen Thema des Tages thematisiert. Aber wie verhält es sich in 
anderen Ecken Europas? Insbesondere dort, wo sich der Winter schon 
jetzt deutlich zu Wort melden sollte?

Der Norden Skandinaviens hat derzeit ganztags durchweg negative 
Temperaturen zu bieten. Das verwundert nicht, denn so dort die Sonne 
überhaupt noch aufgeht, ist die Tageslänge nur sehr kurz (im 
nordschwedischen Kiruna beispielsweise liegen zwischen Sonnenauf- und
untergang nur noch 3 Stunden und 30 Minuten). Die dortigen 
Temperaturen passen dabei recht gut in den klimatologischen 
Normalbereich. Das gilt auch für die geschlossene Schneedecke, die 
dort verbreitet eine Dicke von 10 bis 20 cm aufweist. Lokal sind es 
sogar um oder etwas über 30 cm, nicht nur im (ganz) hohen Norden, 
sondern auch in den Hochlagen Südnorwegens.

Etwas anders sieht es dagegen in weiten Teilen des westlichen und 
nordwestlichen Russlands aus. Während die Schneehöhen auf der 
Kola-Halbinsel mit denen im Norden Skandinaviens vergleichbar sind, 
sucht man weiter südlich meist vergeblich nach der weißen Pracht. 
Etwas Schnee liegt immerhin in einem Streifen von der finnischen 
Grenze bis in den Großraum Moskau, ganz lokal reden wir dabei von bis
zu 5 cm, das ist es dann aber schon gewesen. Dabei sollte dort 
aktuell die Einwinterung mit der Ausbildung einer 
großräumig-geschlossenen Schneedecke beginnen. 

Und diesbezüglich tut sich was! In den kommenden Tagen sieht es so 
aus, als solle der Einwinterungsprozess so allmählich in Gang kommen.
Der Grund hierfür ist ein hochreichendes Tiefdruckgebiet, das auf den
Namen TANJA hört. Es befindet sich aktuell (Fr. 27.11.2020, 09 MESZ) 
noch über dem äußersten Nordwesten Russlands. In den kommenden Tagen 
zieht es nach Süden und hat neben einer ordentlichen Portion Kaltluft
auch Schnee im Gepäck. 

Dies zeigt auch die beigefügte Grafik 
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/11/27.html). 
Dargestellt sind die Schneehöhen, wie sie das DWD-Modell ICON in der 
Nacht zum kommenden Dienstag (1.12.) vorhersagt. Geringe 
Schneemengen, die aber für die Ausbildung einer geschlossenen 
Schneedecke reichen sollten, erwartet das Modell im östlichen 
Mitteleuropa sowie angrenzend in Belarus und der Ukraine. Während die
östliche Ukraine und der Süden Russlands laut ICON wohl nur wenig 
oder keinen Schnee abbekommen, soll sich in einem breiten Streifen 
von Nordwestrussland bis an die kasachische Grenze recht verbreitet 
eine Schneedecke ausbilden, die bis zu 10, lokal auch bis zu 15 cm 
hoch werden könnte. Zu den beschriebenen ersten 
Einwinterungstendenzen passen auch die Höchsttemperaturen. Liegen 
diese heute zwischen Ladogasee und der südlichen Wolga meist noch 
leicht über dem Gefrierpunkt, so dominieren am Dienstag in der Spitze
die negativen Werte, wenngleich diese meist nur knapp unter null 
liegen werden. 

Und was ist mit Deutschland? Für uns hat ICON dann am Dienstag, 
insbesondere im Süden und Osten, etwas Schnee im Gepäck. Das ist zwar
noch etwas hin und die Prognose ist entsprechend unsicher, sie deckt 
sich aber mit der Sichtweise des Modells IFS des Europäischen 
Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage.  

Dipl.-Met. Martin Jonas 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 27.11.2020

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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