Thema des Tages

"Herbst kontra Spätsommer" - mit Vorteilen für den Herbst 

Der Herbst prägt mittlerweile nicht nur die Meteorologen oder den 
Kalender, sondern auch das aktuelle Wettergeschehen. Über Deutschland
verteilt sind zahlreiche herbstliche Phänomene zu beobachten. 
Sommerliches Feeling kommt nur noch regional auf. 

Am 1. September hat nach meteorologischer Zeitrechnung der Herbst 
begonnen und letzten Dienstag, dem 22. September, folgte der 
Herbstanfang auch aus kalendarischer Sicht. In der Grauzone der 
Herbstanfangsdefinitionen pendelt das Wetter im September häufig noch
zwischen Herbst und Spätsommer hin und her. So auch in diesem Jahr, 
als der September spätsommerliche Phasen genauso lieferte, wie 
herbstliche Episoden mit teils sogar winterlichem Touch in den Alpen.


In dieser Woche neigt sich nun der September dem Ende entgegen und 
der nach den Definitionen erste komplette Herbstmonat beginnt. 
Zumindest was das Wettergeschehen betrifft, schlägt das Pendel in 
Deutschland zunehmend auch in Richtung Herbst aus. Allenfalls der 
Osten und Südosten des Landes können sich zumindest bis zum 
Wochenende noch gegen das eher unbeständige und teils windige 
Herbstwetter wehren. Teils sehr milde Temperaturen zwischen 17 und 23
Grad und längere sonnige Abschnitte sorgen nochmals für sommerliches 
Feeling. Nachts führt der gering bewölkte oder wolkenlose Himmel 
jedoch zu kräftigem Auskühlen und somit bei Tiefstwerten im mittleren
bis unteren einstelligen Bereich und örtlichem Nebel zu einem 
herbstlichen Touch. 

Anders sieht es in der Westhälfte aus. Dort gewinnt zunehmend ein 
Tiefdruckkomplex über West- und Nordwesteuropa an Einfluss. 
Deutschland verbleibt zwar zunächst auf der Ostseite des 
Tiefdruckkomplexes, wird aber wiederholt von Tiefausläufern 
heimgesucht, die von den Tiefs von Südwesten und Westen her ins Land 
gewirbelt werden. Unter den Wolken bleiben die Nächte dann milder. 

Egal ob Osten, Westen, Süden oder Norden, eines haben alle Regionen 
gemeinsam. Überall beginnen derzeit auch die Blätter an den Bäumen 
zunehmend die Farben gelb und rot anzunehmen, sofern diese aufgrund 
der regionalen Trockenheit im Sommer nicht schon früher das Zeitliche
gesegnet haben und zu Boden fielen. Im Südwesten und an der See sowie
ab Freitag auch an und in den Alpen vollendet schließlich stark 
böiger, exponiert auch stürmisch auffrischender Wind das herbstliche 
Feeling.  

Ein typisches Anzeichen für den Herbst, dass in den nächsten Tagen in
Deutschland unabhängig von den Regionen gut zu erkennen ist, ist der 
zunehmende Tagesgang der Temperaturen. Während am Tag mit 
Sonnenunterstützung die Höchstwerte oft noch angenehme Werte zwischen
15 und 23 Grad erreichen, sinken die Temperaturen in der Nacht 
verbreitet in den einstelligen Bereich. Der Grund liegt im 
abnehmenden Tageslicht. Zum kalendarischen Herbstanfang steht die 
Sonne mit etwas mehr als 12 Stunden genauso lange am Himmel wie zum 
Frühlingsanfang am 20. März, zum Sommeranfang am 21. Juni waren es 
dagegen noch knapp 16,5 Stunden. Die geringste Menge an Tageslicht 
erwarten wir dann zum Winteranfang am 22. Dezember. 

Mit dem abnehmenden Sonnenlicht nehmen, wie oben schon angedeutet, 
auch die herbstlichen Wetter- und Umwelteigenschaften und somit auch 
Gefahren zu. So kann fallendes Laub insbesondere bei feuchten oder 
nassen Wetterbedingungen auf den Straßen für eine gefährliche 
Rutschbahn sorgen. 

Anders sieht es mit dem Nebel aus. Besonders der sogenannte 
Strahlungsnebel hüllt die Landschaften in bodennahen Schichten 
zunehmend in einen weiß-grauen Schleier. Der Strahlungsnebel beruht 
dabei im Wesentlichen auf bodennahes Auskühlen. Bei klarem Himmel 
gibt der Boden viel Wärme an die Luft ab und kühlt somit stark aus. 
Umso länger die Nacht dauert, desto stärker kann der Boden bei 
wolkenlosen Verhältnissen auskühlen. Zeitlich verzögert kühlt der 
Boden schließlich auch die unteren Luftschichten ab. Verfügt die 
Luftschicht über eine ausreichende Menge an Feuchte, kann diese ab 
einer bestimmten Temperatur (Sättigung der Luft mit Wasserdampf) zu 
kleinen Tröpfchen kondensieren. Nachfolgend bilden sich bodennahe 
Wolken, die wir als Nebel wahrnehmen. Für Autofahrer können diese 
Nebelfelder aufgrund einer raschen Verschlechterung der 
Sichtverhältnisse sehr tückisch sein. Oftmals können die Sichtweiten 
lokal sogar unter 100 Meter sinken.

Erst wenn die Sonne im Tagesverlauf am Himmel höher steigt und die 
Luft wieder erwärmt, löst sich der Nebel wieder auf. Die dann wieder 
wärmere Luft kann eine größere Menge an Feuchte aufnehmen, sodass die
kleinen Nebeltröpfchen verdunsten und der Luft wieder als Wasserdampf
erhalten bleiben. 

Auch in den nächsten beiden Nächten muss vor allem im Osten und Süden
erneut mit Nebelbildung gerechnet werden. Gebietsweise sind dabei 
auch wieder Sichtweiten unter 150 Meter zu erwarten. Entsprechend 
sollte in den betroffenen Regionen die Fahrgeschwindigkeit den 
Verhältnissen angepasst werden. 

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 29.09.2020

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