Thema des Tages
Vom Spätsommer in den Frühwinter?
Viele haben es bemerkt: Es ist deutlich kälter als noch zu Beginn der
Woche. Wie kalt genau und warum eigentlich?
In den vergangenen 36 Stunden ist die Temperatur in Deutschland
kräftig zurückgegangen. Am Mittwoch gab es verbreitet noch einen
heißen Tag und nun örtlich eine frostige Nacht. Grund für das alles
sind Hochdruckgebiete. Nun werden sich einige Fragen, wie ein Hoch
einmal den Sommer und einmal den Winter bringen kann und das
innerhalb von nicht mal zwei Tagen. Die Antwort darauf ist ganz
einfach: Es kommt auf die richtige Lage an.
Die Luft umströmt ein Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn. Je nachdem wo
sich das Hoch vom Betrachter aus befindet, kann diesen Luft aus
tropischen oder polaren Regionen erreichen. In unserem Fall lag
zunächst ein Hoch über Osteuropa. Die Luft strömte also aus Süden
oder Südwesten zu uns und war entsprechend warm, da sie ihren
Ursprung in den Subtropen hatte.
Aktuell liegt das Hoch aber über der Nordsee und Norddeutschland.
Entsprechend strömt Luft aus Nordost bis Ost ein. Das Hoch holt sich
die Luft aus den höheren Breiten, die durch den tiefen Sonnenstand
bereits abgekühlt sind, und lenkt diese dann über Osteuropa zu uns.
Die Luft hat nun ihren Ursprung also eher in den subpolaren Gebieten,
kann sich auf dem langen Weg zu uns über der relativ gesehen warmen
Ostsee und den noch warmen Landmassen Osteuropas aber deutlich
erwärmen.
Der Temperaturrückgang in Deutschland in den vergangenen zwei Tagen
war signifikant. Betrachtet man die Höchstwerte von Mittwoch und
Donnerstag, so fällt einem vor allem im Nordosten und über der Mitte
ein Unterschied von mehr als 10 Grad auf. In diesen Regionen wurde am
Mittwoch eine Maximumtemperatur von mehr als 30 Grad gemessen. An der
Wetterstation in Perl-Nennig wurde der Höchstwert des Tages mit exakt
34 Grad registriert. Am Donnerstag hingegen hat sich im Norden und
über der Mitte die kühlere Luft bereits durchgesetzt und sorgte "nur"
noch für Höchstwerte zwischen 19 und 21 Grad. Temperaturbegünstigt,
wenn man denn ein Freund von Wärme ist, war und ist der Südwesten
Deutschlands. In diesen Regionen kann sich die Luft durch Sonne und
warme Erdböden deutlich erwärmen und schafft so Tag für Tag
sommerliche Höchstwerte. So wurden am Donnerstag dort Höchstwerte von
26 bis 28 Grad erreicht, mit dem höchsten Wert in Rheinfelden (28,1
Grad).
Bei den Tiefstwerten ist ebenfalls ein spürbarer Temperatursturz
aufgetreten. In der Nacht zum Mittwoch gab es örtlich noch
Tropennächte, also Nächte mit Tiefstwerten über 20 Grad. In der Nacht
zum Donnerstag sickerte bereits kühlere Luft in den Norden und die
Mitte Deutschlands und so lagen die Tiefstwerte nur noch bei 15 bis 8
Grad. In der Nacht zum Freitag aber gab es einen weiteren Abfall der
Temperatur bis auf Werte um 0 Grad über dem Osten und Nordosten
Deutschlands. Dabei war es in Quickborn mit einem Tiefstwert von -0,3
Grad am kältesten. Im Süden hielten sich in der vergangenen Nacht
Restwolken der am Donnerstag dort langsam verhungerten Kaltfront, und
so war es dort mit Tiefstwerten von 12 bis 7 Grad am mildesten.
Wie geht es weiter? Der Südwesten bleibt am Wochenende
temperaturtechnisch auf sommerlichem Niveau mit Höchstwerten bis zu
28 Grad. Im übrigen Bundesgebiet liegen die Maxima bei 20 bis 25
Grad. An den Küsten kann es bedingt durch die kühlere See auch
Höchstwerte knapp unter 20 Grad geben. In der Nacht zum Samstag ist
es in der Osthälfte Deutschlands erneut empfindlich kühl. Tiefstwerte
von 5 bis 2 Grad sind dort keine Seltenheit. Gebietsweise droht Frost
in Bodennähe. Nach Westen und Südwesten hin bleibt es etwas milder,
vor allem, wenn sich Wolken halten oder bilden. Die folgenden Nächte
sind dann auch in der Osthälfte weniger kalt. Frost wird
unwahrscheinlicher, wenn auch die Minima meist unter 10 Grad liegen.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.09.2020
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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