Thema des Tages 

Höhentief über dem westlichen Mittelmeer 

Im westlichen Mittelmeer herrscht gerade alles andere als 
Urlaubswetter, denn hier zieht ein Höhentief seine Kreise und darauf 
soll im heutigen Thema des Tages eingegangen werden. 

Während sich das Wetter bei uns in Deutschland derzeit aus 
meteorologischer Sicht eher von seiner unspektakulären Seite zeigt, 
ist dies im westlichen Mittelmeerraum ganz anders. Seit Tagen hat 
sich hier ein sogenanntes Höhentief positioniert und treibt sein 
Unwesen. Ein Höhentief ist ein Tiefdruckgebiet, das in höheren 
Atmosphärenschichten auftritt, zum Beispiel in 5,5 km Höhe. Dabei ist 
es in den üblichen Bodenwetterkarten nicht zu finden, da diese die 
Drucksituation auf Bodenniveau darstellen. Im Zentrum des Höhentiefs 
ist die Luft dabei relativ kalt, während sie am Boden vergleichsweise 
warm ist. Dieser Temperaturkontrast führt dazu, dass die Luftsäule 
labilisiert (instabil) wird, wodurch sich hochreichende Regen- und 
Gewitterwolken bilden können. Besonders im Herbst kann sich die Luft 
im Mittelmeerraum in Verbindung mit dem noch sehr warmen Wasser mit 
Feuchtigkeit anreichern und somit für heftige Niederschläge sorgen. 
Durch die oftmals nur sehr langsame Verlagerung eines Höhentiefs sind 
regional große Regenmengen möglich. 

Genau solch eine Konstellation zeigt sich derzeit über dem westlichen 
Mittelmeerraum. Die Wassertemperaturen liegen dort meist bei 24 bis 
27 Grad und die Luft in etwa 5,5 km Höhe ist mit -15 Grad recht kalt. 
Dies ergibt eine Temperaturdifferenz von etwa 40 Grad, was geradezu 
prädestiniert ist, dass sich heftige Schauer und Gewitter bilden 
können. In den letzten zwei Tagen kamen in manchen Orten auf den 
Balearen 60 bis 100 l/qm Regen, stellenweise auch noch etwas mehr vom 
Himmel. Ein Großteil davon fiel dabei innerhalb weniger Stunden. 
Schwere Überschwemmungen und teilweise Felsrutschungen waren die 
Folge. Lokal traten auch Sturmböen auf. 

Dadurch, dass sich das angesprochene Höhentief nur ganz langsam von 
West nach Ost verlagert, sind in den nächsten zwei Tagen die Regionen 
vom Löwengolf, über Nordostspanien und die Balearen bis an die 
algerische Mittelmeerküste von teils heftigen Regenfällen sowie 
Sturmböen betroffen. In den genannten Regionen muss innerhalb von 24 
Stunden mit Regenmengen zwischen 50 und 100 l/qm gerechnet werden. 
Aufsummiert über zwei Tage sind lokal sicherlich um 150 l/qm möglich. 
Die Grafik 
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/9/8.html) zeigt 
dabei die aufsummierten Niederschlagsmengen bis Donnerstagmorgen. Die 
Hotspots scheinen dabei meist über dem Meer zu liegen, aber ein 
Höhentief ist bezüglich seiner genauen Position meist schwer für die 
Modelle zu erfassen. Die vom hochauflösenden Lokalmodell Euro4 
aufgeführten Summen (in der Grafik nicht dargestellt) von teils über 
300 l/qm scheinen zu hoch auszufallen, während die Mengen von GFS 
voraussichtlich zu niedrig angesetzt sind. 

Am Donnerstag und Freitag zieht das Höhentief dann ganz allmählich 
weiter in Richtung Sardinien und Korsika und sorgt von Südfrankreich 
und Nordwestitalien über das Tyrrhenische Meer bis ins nördliche 
Tunesien für unwetterartige Schauer und Gewitter mit ähnlichen 
Begleiterscheinungen wie die Tage zuvor weiter westlich. Eine 
Abschwächung deutet sich dann zum Wochenende hin an. 

Dipl.-Met. Marcel Schmid 
Deutscher Wetterdienst 
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 08.09.2020 

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

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