Thema des Tages
Im Süden hui, im Norden pfui...
...so könnte man das Wetter der kommenden Tage in wenigen Worten
zusammenfassen. Doch weshalb sind Sonne, Wind und Regen so ungleich
verteilt?
In den vergangenen Tagen war in Bezug auf Sonnenschein und Wärme der
Norden bereits häufig benachteiligt und manch einem Leser mag diese
Wetterzweiteilung aus dem Juli bekannt vorkommen. Bevor der Norden
Anfang August eine historische Hitzewelle erlebte, schoben sich dort
im Juni im Vergleich zum sonnenverwöhnten Süden deutlich häufiger
Wolken vor die Sonne. Sonnenliebhaber im Norden werden die folgende
Nachricht wohl nicht gerne hören - auch in den kommenden Tagen ist
das Wetter dort oft grau, zeitweise regnerisch und windig, der Süden
bekommt hingegen mal wieder reichlich Sonne und Wärme.
Wie lassen sich diese ungleichen Wetterverhältnisse erklären? Dazu
werfen wir einen Blick auf die Wetterkarten. Am Montag sieht auch für
Nord- und Ostseeurlauber die Welt noch ganz in Ordnung aus. Eine
schier unendlich erscheinende Hochdruckzone erstreckt sich von
Neufundland quer über den Atlantik bis nach Mitteleuropa und weiter
bis nach Russland. Die Achse dieser Hochdruckzone (grün gestrichelte
Linie in beigefügter Grafik) liegt dabei quer über der Mitte von
Deutschland. Daher zeigt sich am morgigen Montag der Himmel meist
blau, garniert mit ein paar bauschigen weißen Quellwolken. Im
äußersten Süden sind die Wolken anfangs kompakter und im östlichen
Alpenraum regnet es noch. Im großen Rest des Landes kann man den
Regenschirm getrost zuhause lassen. Auch im Norden erscheinen die
Quellwolken anfangs etwas mächtiger und zahlreicher am Himmel, sie
bieten der Sonne aber reichlich Lücken, um sich zu zeigen. Allerdings
ist es dort mit nur rund 18 Grad recht kühl und der Wind weht spürbar
aus westlichen Richtungen, sodass man besser zur Übergangsjacke als
zu Bikini oder Badeshorts greifen sollte. In der Mitte und im
Südwesten wird es mit bis zu 23 Grad schon recht angenehm warm.
Als Gegenspieler zur langgestreckten Hochdruckzone agiert das
kräftige Tief PIA, das sich bereits am morgigen Montag über dem
Europäischen Nordpolarmeer befindet. Dabei reichen PIAs
Frontensysteme bis nach Großbritannien. Damit kommen wir dem Grund
für die Wetterzweiteilung allmählich auf die Spur. Während sich PIA
dort oben über dem Nordpolarmeer richtig wohl fühlt, nehmen ihre
Fronten in der westlichen Strömung Kurs auf den Norden Deutschlands.
Schon in der Nacht zum Dienstag greift die Warmfront auf den Norden
und Nordwesten über. Die Folge sind dichte Wolkenfelder und
nachfolgend im äußersten Norden auch etwas Regen.
Am Dienstag liegen dann Kalt- und Warmfront über dem Norden von
Deutschland. Etwa nördlich einer Linie Ruhrgebiet - Berlin ist der
Himmel daher meist bedeckt. In Küstennähe und generell in
Schleswig-Holstein regnet es immer wieder mal, üppig fällt der Regen
aber nicht aus. Die Sonne hat also kaum eine Chance und mit rund 20
Grad ist es eher kühl. Ein mäßiger, an der Küste frischer Westwind
mit starken bis stürmischen Böen trägt auch nicht gerade zum
Wohlfühlen bei.
Ganz anders gestaltet sich das Wetter hingegen im Süden. Die
Hochdruckzone ist nämlich immer noch da, allerdings ist die Achse nun
weiter nach Süddeutschland verschoben. Mit jedem Kilometer weiter
südlich werden die Wolkenlücken zahlreicher. Südlich von Main und
Mosel scheint den ganzen Tag die Sonne. Einzelne harmlose
Schönwetterwolken lassen den Himmel weiß-blau erscheinen, teils ist
er sogar wolkenlos. Während der Wind im Norden aus westlichen
Richtungen bläst, weht er südlich der Hochdruckachse aus östlichen
Richtungen und ist weniger stark als im Norden. Entlang der Achse ist
es nahezu windstill. Zudem erwärmt die Sonne die Luft auf
spätsommerliche 23 bis 26 Grad.
Am Mittwoch ändert sich am Wetter wie auch an der Großwetterlage
wenig. Weiterhin ist im Süden schwacher Hochdruckeinfluss
wetterbestimmend, während sich der Norden in einer westlichen
Strömung befindet und von den Tiefs über Nordeuropa beeinflusst wird
- der Fachmann oder die Fachfrau spricht hierbei von einer
antizyklonalen Westlage. Im Norden und Nordwesten ist das Wetter
demnach erneut trist, gelegentlich regnet oder tröpfelt es ein wenig
und der Wind weht spürbar aus westlichen bis südwestlichen
Richtungen. Südlich des Mains steht wieder "Sonne pur" auf dem
Programm und es ist kaum ein Windhauch zu spüren. Die Temperaturen
steigen gegenüber dem Vortag landesweit etwas an. Im Süden klettern
die Temperaturen verbreitet über die Marke von 25 Grad für einen
Sommertag, in den wärmsten Regionen sind sogar um 28 Grad zu
erwarten. Doch auch im trüben Norden wird es mit 21 bis 24 Grad nicht
mehr ganz so kühl.
Noch ein kurzer Blick zu den Nächten. Wo zuvor die Sonne geschienen
hat, zeigen sich nachts meist die Sterne. Da die Nächte immer länger
werden, kann es am Morgen ziemlich frisch werden. Die Frühwerte
liegen vielerorts im einstelligen Bereich, in Tälern der
Mittelgebirge geht es bis 2 Grad runter. In einigen Kältelöchern
macht sich der Herbst sicherlich auch mit leichten Frost in Bodennähe
bemerkbar, sodass Wiesen und Autodächer einen weißen Hauch bekommen
könnten. Bemerkbar macht sich der Herbst auch mit Nebelfeldern,
prädestiniert sind hierfür die Flussniederungen im Süden. Auch
Nebeltröpfchen auf Spinnennetzen können für einen weißen Hauch auf
Wiesen sorgen (Altweibersommer). Unter den Wolken spielen kalte
Temperaturen und Nebel hingegen keine Rolle.
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.09.2020
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
Diesen Artikel und das Archiv der "Themen des Tages"
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema
Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon