Thema des Tages
Wichtige meteorologische Größen im Flugbetrieb
Das Wetter spielt in der kommerziellen sowie in der allgemeinen
Luftfahrt eine zentrale Rolle. Dabei stellt jedes Luftfahrzeug seine
ganz eigenen Anforderungen an die Flugmeteorologie und die benötigten
meteorologischen Informationen. Welche meteorologischen Parameter
sind dabei von besonderer Bedeutung für die Flugmeteorologie?
Die Flugmeteorologie ist ein Teilgebiet der Meteorologie, das sich
mit der Bereitstellung von für die Durchführung des Flugbetriebes
relevanten meteorologischen Informationen und entsprechenden
Vorhersagen beschäftigt. Das Wetter kann sowohl in der kommerziellen
als auch allgemeinen Luftfahrt ein Stör- und Sicherheitsfaktor sein.
Bei kritischen Wetterbedingungen muss der Pilot gute meteorologische
Kenntnisse besitzen, um in solchen Fällen die richtige Entscheidung
treffen zu können. Auch die Kosten durch wetterbedingte Verspätungen
sind nicht zu vernachlässigen und verursachen inzwischen jährlich
weltweit Milliardenbeträge. Zunächst betrachten wir heute die
meteorologischen Einflüsse an und auf den Rollwegen an den
Flugplätzen. Analog zum Straßenverkehr wirken Parameter wie
Niederschlag, Sichtweite aber auch Temperatur auf den Rollverkehr von
Start- und Landebahnen ein.
Niederschlag hat einen Einfluss auf den Zustand der Start- und
Landebahn. Schnee, Eis oder Aquaplaning haben eine ganz erhebliche
Wirkung auf die Sicherheit und Effizienz in den Betriebsabläufen am
Airport. Schnee und Eis auf den Verkehrswegen erlauben weder Starts
noch Landungen und müssen erst mit erheblichem Aufwand geräumt
werden. Besonders gefährlich für die Luftfahrt ist dabei unterkühlter
Regen, der auf der kalten Flugzeugaußenhaut gefriert. Nicht nur wird
dadurch die Aerodynamik verschlechtert und die Masse des Flugzeugs
erhöht, sondern auch die Sicht behindert. Bei solchen Lagen müssen
die Flugzeuge vor dem Start aufwendig enteist werden. Die am
Flughafen notwendigen geänderten Abläufe bei solch einem
Winterbetrieb beeinflussen auch die Abflugsequenzen, indem
beispielsweise entweder Flüge entfallen oder die Abstände zwischen
den Flugzeugen erhöht werden müssen. Aber auch konvektive
Wettererscheinungen wie Schauer und Gewitter am Flugplatz oder in
dessen Nähe und die damit verbundenen Gefahren wie Hage, Blitzschlag,
Turbulenz und Fallwinde können die Abfertigung auf dem Rollfeld sowie
die angesetzten Starts und Landungen ausbremsen oder verhindern.
Die Sichtverhältnisse an einem Flugplatz und in seiner Umgebung sind
einerseits für Starts und Landungen und andererseits für die Art des
Flugbetriebes von essentieller Bedeutung, da je nach Flugzeugtyp nach
Sichtflug- oder Instrumentenflugregeln operiert werden kann. Weil die
Sicht vom Erdboden aus in horizontaler und vertikaler Richtung bzw.
vom Cockpit eines Luftfahrzeuges aus in Flugrichtung und zum Boden
hin bestimmt werden kann, unterscheidet man zwischen Bodensicht,
Vertikalsicht, Flugsicht und Schrägsicht. Sichtminderungen treten vor
allem durch flüssige und/oder feste Hydrometeore auf. Dazu zählen
feuchter Dunst, Nebel, Wolken, Niederschläge sowie Schneefegen oder-
treiben. In manchen Regionen können aber auch Staub- und Sandstürme
zu markanten Sichteinschränkungen führen.
Die Temperatur am Boden hat einen Einfluss auf die Länge der
benötigten Rollstrecke beim Start, da sich die Luft mit der
Temperatur und Höhe über Meerespiegel ändert und somit auch
entsprechend die Leistung der Triebwerke. Bei höheren Temperaturen
nimmt die Luftdichte ab und das Flugzeug benötigt beim Start entweder
eine längere Startbahn oder muss seine Nutzlast verringern. Auch der
Taupunkt spielt eine Rolle in der Flugmeteorologie. Der Taupunkt ist
die Temperatur, bei der die Kondensation des in der Luft gelösten
Wassers gerade einsetzt. Die Taupunktsdifferenz (Temperatur-
Taupunkt), auch Spread genannt, gibt Aufschluss darüber, wie
wahrscheinlich die Bildung von Wolken und/oder Nebel ist. Die
Untergrenze der Bewölkung ist vor allem am Flugplatz entscheidend, um
zu wissen, wann mit dem Durchstoßen der Wolkendecke zu rechnen ist.
Außerdem ist sie für die Definition der Sichtflugbedingungen von
Bedeutung.
Flugzeuge starten und landen im Normalfall gegen den Wind. Beim Start
erhält das Flugzeug so mehr Auftrieb und bei der Landung eine
zusätzliche Abbremsung. Daher ist die genaue Beobachtung und
Vorhersage des Bodenwindes am Flugplatz von großer Bedeutung.
Besonders die Komponenten des Windes entlang und quer zur
Pistenrichtung sind dabei entscheidend. Bei Rückenwindkomponenten von
6 (10 km/h) oder mehr Knoten wird in aller Regel die Betriebsrichtung
gedreht. Starke Querwinde bei der Landung können hingegen das exakte
Aufsetzen auf der Landebahn erschweren.
Dipl.-Met. **
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.08.2020
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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