Thema des Tages

Zwei Hurrikane für die USA

Die Hurrikansaison ist in voller Fahrt und so, wie es aussieht, 
ziehen gleich zwei Hurrikane kurz nacheinander durch den Golf von 
Mexiko auf die USA zu. Wir werfen einen Blick auf beide Systeme.


Die atlantische Hurrikansaison geht vom 01. Juni bis zum 30. 
November. In diesem Jahr gibt es eine Besonderheit nach der anderen. 
Bereits vor dem offiziellen Start bildeten sich Hurrikane und auch 
die nachfolgenden Stürme gingen teilweise als die frühesten in der 
Saison in die Wettergeschichte ein. Doch nun gibt es eine weitere 
Besonderheit: Gleich zwei Stürme formierten sich Ende der letzten 
Woche und beide werden den Golf von Mexiko durchqueren und im Süden 
der USA aufs Festland treffen. Es ist das erste Mal seit 
Wetteraufzeichnungsbeginn, dass zwei Wirbelstürme zeitgleich durch 
den Golf ziehen. Und auch diese beiden sind die frühesten in ihrer 
jeweiligen Buchstabenserie.

Bereits am Mittwochabend zeigten Satellitendaten einen Bereich mit 
erhöhter Konvektion über dem Atlantik nahe den kleinen Antillen, die 
die Bildung eines tropischen Tiefs nahelegten. Am Freitag 
intensivierte sich das Tief und erste Berechnungen deuteten eine 
Verstärkung in der kommenden Woche bis hin zu einem Hurrikan an, 
sodass es den Namen LAURA bekam. 

Währenddessen bildete sich über dem Karibischen Meer ein weiteres 
tropisches Tief, das 14. der laufenden Hurrikansaison. Es tauchte am 
Donnerstag zum ersten Mal in den Berichten des NHC (Nationale 
Hurricane Center) auf. Am Freitagabend wurde das Hurrikan-Potenzial 
des Tiefs erkannt und es bekam den Namen MARCO.

Das tropische Sturmtief MARCO liegt derzeit im südwestlichen Golf von
Mexiko und soll den Berechnungen zufolge mit einer Geschwindigkeit 
von 20 km/h nord-nordwestwärts ziehen. Es wird erwartet, dass das 
warme Golfwasser rasch die Entwicklung des Tiefs zu einem Hurrikan 
forciert, der dann auf seiner vorausberechneten Zugbahn (siehe Grafik
im Thema des Tages: 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/8/23.html) am 
Montag den US-Bundesstaat Louisiana erreicht. Einzig der aktuell noch
herrschende kräftige Höhenwind wirkt der Entwicklung ein bisschen 
entgegen. Möglich wäre bei anhaltender Stärke des Höhenwindes, dass 
MARCO "nur" als "hurrican-like" Sturm auf die US-Küste trifft.

LAURA ist gestern und in der vergangenen Nacht als tropischer Sturm 
über die nördlichen Inseln der kleinen Antillen, die Jungferninseln 
und Puerto Rico hinweggezogen und bewegt sich mit einer 
Geschwindigkeit von etwa 26 km/h westwärts auf die Dominikanische 
Republik zu. Auf ihrem weiteren Weg west-nordwestwärts liegen Haiti, 
Teile der Bahamas, Kuba und die südlichen Florida Keys. Dann soll 
LAURA in den Golf von Mexiko ziehen und sich dort voraussichtlich am 
Dienstag zu einem Hurrikan verstärken. Mit einer Norddrift könnte 
LAURA am Mittwoch den US-Bundesstaat Louisiana treffen. Aktuelle 
Berechnungen legen eine Zugbahn (siehe Grafik) knapp westlich der 
Stadt New Orleans nahe.

In beiden Systemen wurden Windgeschwindigkeiten von etwa 55 Knoten, 
also rund 100 km/h, gemessen. Die Vorhersagen geben für MARCO 
maximale Windböen von 85 kn (158 km/h) für Montag an. LAURA soll am 
Mittwoch Windgeschwindigkeiten bis zu 90 kn (195 km/h) erreichen. 
Beide Stürme bringen kräftige Schauer und Gewitter, teils auch über 
längere Zeit. Damit können sich örtlich Überflutungen ergeben. Durch 
die hohen Windgeschwindigkeiten sind auch Sturmfluten an den Küsten 
möglich. Für MARCO wird aktuell eine Seehöhe/Wellenhöhe von 12 ft 
(3,60 m) angegeben.

Bisher brachte LAURA Regenmengen bis zu 100 Liter pro Quadratmeter in
24 Stunden, der größte Teil davon fiel in wenigen Stunden. Die 
Wetterstation Lamentin auf Guadeloupe verzeichnete eine stündliche 
Regenmenge von 51,6 mm. Auf der Insel St. Johns wurden Böen bis zu 94
km/h gemessen.
Auch Marco brachte teils heftigen Regen und Sturmböen. Auf der 
Halbinsel Yucatan beispielsweise fielen in 3 Stunden 51 l/qm.

Spannend bleibt die Entwicklung der Systeme. Erreichen beide volle 
Stärke, bedeutet das für den Süden der USA zwei Hurrikane innerhalb 
kürzester Zeit in der gleichen Region. Das gab es noch nie. Das 
Ausmaß der Schäden eines solchen Ereignisses lässt sich noch gar 
nicht abschätzen. Drei Tage heftigen Regen, dazu Sturmfluten und 
Windgeschwindigkeiten jenseits der Orkanstärke könnten den Süden 
Louisianas und die Stadt New Orleans an die Grenzen des Erträglichen 
bringen.


Dipl.-Met. Jacqueline Kernn 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 23.08.2020

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