Thema des Tages
Was Polarlichter mit der Pandemie zu tun haben
Der Coronavirus hält die Welt weiter in Atem. Doch was hat die
Pandemie mit den wunderschönen Polarlichtern am Hut?
Der Coronavirus Sars-CoV-2 ist derzeit weiter aktiv und die Pandemie
leider noch nicht ausgestanden. Polarlichter hingegen entfalten seit
Jahrtausenden eine wunderschöne Optik am Nachthimmel. So
verwunderlich es erscheint, gibt es tatsächlich eine Verbindung
zwischen diesen beiden Dingen.
Um diese Verbindung zu ergründen, betrachten wir zunächst den
Coronavirus. Beim Wort Corona dachte der Meteorologe bisher meist an
die Korona (lateinisch ?corona? von Kranz, Krone), die eine optische
Erscheinung in der Atmosphäre ist und die sich durch bis zu drei
farbigen Ringen um den Mond oder die Sonne und häufig einem Hof dazu
zeigt (weitere Informationen im Lexikon des DWD unter: https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?nn=10334
6&lv2=101334&lv3=101504). Bei der Namensgebung des Virus spielte
diese Verknüpfung allerdings keine Rolle.
Vielmehr hatten die Entdecker bzw. Namensgeber der Coronaviren eine
andere Ähnlichkeit im Sinn. So beschrieben sie 1968 in einem Artikel
in der Nature das Aussehen eines Coronavirus als ?rundlich im
Querschnitt, mit einem gewissen Maß an Polymorphismus, mit einem
charakteristischen Saum aus 200 Å (Ångström) langen Fortsätzen,
welche rundlich oder blütenblattförmig sind statt kantig oder spitz?
(Nature Vol. 220, S. 650, 16.11.1968). Dieses Aussehen erinnerte sie
an die Sonnenkorona, womit aber nicht die Korona um die Sonne des
vorherigen Abschnittes gemeint ist.
Als Sonnenkorona wird die die Sonne umhüllende Atmosphäre bezeichnet.
Sie besteht aus ionisiertem Plasma und weist eine deutlich geringe
Dichte, dafür aber höhere Temperatur als das Innere der Sonne auf.
Sie hat eine Ausdehnung von mehreren Sonnendurchmessern und geht
langsam in den Weltraum über. Nur bei einer totalen Sonnenfinsternis
kann man sie mit bloßem Auge sehen.
Aus der Sonnenkorona heraus strömt permanent Sonnenwind ins All.
Dieser Strom besteht hauptsächlich aus Elektronen und Protonen, die
mit 400 m/s unterwegs sind und auch bis zur Erde vordringen. Dort
treffen sie auf das Magnetfeld der Erde, das sie zu den Polen hin
ablenkt. Dort gelangen sie dann in 70 bis 800 km Höhe in die
Erdatmosphäre und regen je nach Höhe unterschiedliche Atom- oder
Molekülarten an, Licht einer bestimmten Wellenlänge zu emittieren.
Die dadurch sichtbaren grünen, roten, blauen oder violetten
Leuchterscheinungen werden Polarlichter genannt (weitere
Informationen im Lexikon unter: https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?nn=10334
6&lv2=101996&lv3=102084).
Bei starken Sonnenwinden werden Polarlichter sogar bis nach
Deutschland sichtbar. Etwa alle 11 Jahre erreicht der Sonnenwind ein
Maximum, dann lassen sich besonders viele Polarlichter bis in
mittlere Breiten beobachtet. Nachdem es 2012 ein Maximum gegeben hat,
erwarten Forscher nun etwa 2023 ein neues Maximum. Bis dahin haben
wir die Pandemie hoffentlich überstanden und werden beim Genießen von
Polarlichtern nicht mehr an den unsäglichen Virus erinnert.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.08.2020
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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