Thema des Tages

Überflutete Keller und Trockenheit nah beinander


Der eine pumpt seinen Keller leer und beim anderen vertrocknen 
weiterhin die Pflanzen im Garten. Die Gewitter und Niederschläge der 
letzten Tage waren sehr ungleichmäßig verteilt. Mehr dazu im heutigen
Thema des Tages.


Die eingefahrene Wetterlage der letzten Tage, bei der sich Tief HEIKE
über Westeuropa und Sommerhoch EMIL über Skandinavien auch weiterhin 
gegenüberstehen, bescherte einigen Regionen des Landes hohe 
Niederschlagsmengen. Wie so oft bei sommerlichen Gewitterlagen, 
liegen Orte, in denen förmlich die Welt untergeht und Orte, an denen 
es nicht einmal für den Tropfen auf den heißen Stein, reicht sehr eng
beieinander. Dies war auch in den vergangenen Tagen der Fall. Durch 
die gradientschwache Lage, d.h. es fehlt einfach der Wind sowohl am 
Boden als auch in der Höhe, haben sich einmal gebildete Gewitter oder
Starkregengebiete über Stunden hinweg kaum verlagert. Die Folge 
daraus lässt sich gut in den Abbildungen erkennen (siehe 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/8/16.html). 

Abbildung 1 zeigt dabei die 72-h Radarsumme von Do, dem 13.08.2020, 
08 MESZ bis zum heutigen Sonntag, dem 16.08.2020, 08 MESZ quer über 
der Mitte Deutschlands. Sofort fallen dem Betrachter einige Hotspots 
(rot umrandet) auf. Was Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ins Auge 
sticht, war für die dort lebenden Menschen mit Keller auspumpen und 
Wohnung vom Schlamm befreien verbunden. In den rot und violett 
eingefärbten Bereichen fielen nämlich teils um 100 mm innerhalb einer
oder wenigen Stunden. Dies entspricht gebietsweise dem 
anderthalbfachen der Monatssummen. Häufig trennen überflutete Keller 
und verdorrte Felder nur wenige Kilometer. Zur Linderung der 
Trockenheit kann sturzflutartiger Regen aber auch kaum beitragen, 
denn häufig fließt der Niederschlag oberirdisch ab und kann nicht in 
den Boden eindringen. In manchen Regionen, wie beispielsweise 
nordöstlich von Nürnberg fielen innerhalb der drei Tage nicht einmal 
2 mm Regen, während es drum herum 30 bis 50 mm oder sogar noch mehr 
waren. 

Besonders deutlich wird der Unterschied von lokal hohen 
Niederschlagsmengen auf der einen Seite und nahezu kein Niederschlag 
auf der anderen Seite in Abbildung 2. Dabei soll dieser Unterschied 
exemplarisch für mehrere Regionen Deutschlands gelten. In Abbildung 2
sind sowohl die 24-h Radarsummen, als auch Stationsmeldungen 
dargestellt. 116 mm innerhalb von 24 h wurden dabei in 
Ilmenau-Gräfinau-Angstedt (Thüringen) gemessen. Dieser Niederschlag 
fiel als extrem heftiger Starkregen überwiegend zwischen Freitag, dem
14.08.2020, 20 MESZ und Samstag, dem 15.08.2020, 04 MESZ. Im nur 15 
km entfernten Stadtilm-Dienstedt wurden hingegen nur 4 mm innerhalb 
von 24 h registriert. Somit wird sehr deutlich wie nah 
Wasserüberschuss und Wassermangel beieinander liegen.

Auch ab dem heutigen Sonntagnachmittag sowie in den folgenden Tagen 
treten weiterhin kräftige Schauer und Gewitter mit teils großen 
Niederschlagsmengen auf. Der teils lang ersehnte Landregen fällt aus,
eher muss lokal wieder mit vollgelaufenen Kellern und überfluteten 
Straßen gekämpft werden. Der Sommer 2020 zieht also gewittertechnisch
nochmals alle Register.


Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 16.08.2020

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Diesen Artikel und das Archiv der "Themen des Tages"
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema

Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon