Thema des Tages
Wo ist das stabile Sommerhoch?
Der Sommer 2020 auf Schlingerkurs und damit typisch mitteleuropäisch.
Zwischenhocheinfluss und Tiefs mit deren Ausläufern spielen
hierzulande Ping-Pong. Von stabilen und somit stationären
Luftdruckverteilungen fehlt jede Spur. Doch wo ist denn das
Sommerhoch geblieben?
Das Sommerwetter gestaltet sich weiter eher unbeständig und auch von
den Temperaturen her teils wenig sommerlich. Der typische und von
vielen schon nicht mehr gekannte mitteleuropäische Sommer hat also
das Land weiter voll im Griff. Doch wo ist denn nun das Sommerhoch,
das Wärme und Sonne verspricht?
Das kräftige Hoch ZEBEDÄUS hat es sich über dem Atlantik gemütlich
gemacht und verspürt irgendwie nur wenig Lust, seine Position
nachhaltig zu verändern. Warum auch, Sonne und Meer, was will man
mehr? Aber auch ihm wird es in diesem Sommer nicht leicht gemacht.
Denn wiederholt muss er sich gegen zahlreiche Tiefdruckgebiete
erwehren, die sich von Neufundland aufmachen, um Europa zu erobern.
Vor allem auf seiner Nordseite sind die Regionen, also etwa die
Britischen Inseln sowie das Meeresgebiet westlich davon, hart
umkämpft. Manchmal muss er dann notgedrungen auf das Festland
ausweichen und einen Ableger Richtung Mitteleuropa schicken. So auch
in den kommenden Tagen.
Nachdem Tief YVONNE am heutigen Donnerstag und am morgigen Freitag
über Polen und dem Westen und Südwesten Weißrusslands ihr Unwesen
treibt und dabei ihre Ausläufer sogar bis in den Osten und Südosten
Deutschlands wirbelt, kann von Westen her danach zumindest
vorübergehend der Hochdruckeinfluss von ZEBEDÄUS auch hierzulande mal
alle Tiefs und deren Fronten verdrängen. Seinen Hauptwohnsitz behält
das stabile, quasistationäre Hoch jedoch auf dem Atlantik, wo es jede
Möglichkeit nutzt, sich wieder zu alter Stärke aufzuplustern.
In Deutschland geht es schon ab Sonntag zunehmend wieder unbeständig
weiter. Von Nordwesten nutzt der Tiefausläufer des Tiefdruckkomplexes
um Tief ZANARIN über Skandinavien bzw. dem Nordostatlantik gleich die
erste Schwachstelle von ZEBEDÄUS im Bereich der Britischen Inseln und
der Nordsee und greift im weiteren Verlauf schließlich auch auf
Deutschland über. Nachfolgend übernimmt somit erneut tiefer Luftdruck
das Zepter in der deutschen Wetterküche, während das Sommerhoch bei
viel Sonnenschein weiter im Atlantik planscht.
Entsprechend der Wechsel zwischen tiefem Luftdruck und
Zwischenhocheinfluss geht auch der Zick-Zack-Kurs der Temperaturen
weiter. Nach einem verbreitet eher unterkühlten Donnerstag gehen die
Temperaturen wieder auf Klettertour. Vor allem am Sonntag stehen
verbreitet sommerliche Werte zwischen 25 und 30 Grad auf der
Speisekarte. Am Montag kommt von Norden aber schon wieder die kühle
Dusche. Während der Südwesten nochmals bei Werten bis oder um 30 Grad
schwitzt, braucht man an der Nordsee bei 16 bis 20 Grad schon wieder
einen dünnen Pulli. Im Verlauf kann sich wohl nur der Südwesten
gerade so im sommerlichen Temperaturbereich über 25 Grad halten,
sonst sind wohl eher wieder mäßig warme Werte im Angebot.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.07.2020
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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