Thema des Tages

Lohnender Blick in den Nachthimmel


Ein Blick gen Himmel lohnt sich eigentlich immer, man kann häufig 
wunderschöne Wolkenbilder und Wetterphänomene entdecken. Derzeit 
macht sich dieser Blick aber auch vor allem nachts bezahlt. Darum 
bewegen wir uns mit dem heutigen Thema des Tages ein wenig abseits 
des eigentlichen Wettergeschehens und schauen auf das sommerliche 
Spektakel am Himmel, das in diesem Jahr durch einen Kometen 
bereichert wird.


Der Komet trägt den systematischen Namen C/2020 F3. Er wurde am 27. 
März dieses Jahres vom Weltraumteleskop "Neowise" entdeckt und da 
Kometen neben ihrem systematischen Namen meist auch nach ihrem 
Entdecker oder ihren Entdeckern benannt werden, heißt der Komet eben 
auch "Neowise". Bei entsprechenden Wetter- bzw. Sichtverhältnissen 
ist der Komet die ganze Nacht mit bloßem Auge etwa Richtung Nordosten
zu sehen. Allerdings befindet er sich nicht sehr hoch über dem 
Horizont, so dass man in die entsprechende Richtung relativ freie 
Sicht benötigt - in etwa so, wie z.B. am Meteorologischen 
Observatorium in Lindenberg (Brandenburg), wo unsere Webcam über die 
recht flache Landschaft gen Nordosten schaut (siehe beigefügtes 
Webcam-Bild unter www.dwd.de/tagesthema). Am 23. Juli soll er mit 
"nur" 103 Millionen Kilometer Entfernung den erdnächsten Punkt 
erreichen.

Kometen sind Überreste aus der Entstehung des Sonnensystems. Es sind 
im Prinzip zusammengefrorene, kugelförmige Ansammlungen aus Eis, 
Staub und Gestein, die durch das Weltall fliegen. Gelangen sie auf 
ihrer Bahn in die "Nähe" der Sonne, bildet sich aufgrund der Wirkung 
des Sonnenwindes und des solaren Magnetfeldes der Schweif. Die darin 
enthaltenen Atome bzw. Moleküle sowie eine Masse an sehr kleinen 
Staubteilchen sind dann für das Leuchten des Schweifs verantwortlich.


Der Komet "Neowise" ist seit Jahren der erste Komet, der mit bloße 
Auge gut sichtbar ist. In den 1990er Jahren gab es den sicher noch 
dem ein oder anderen geläufigen Kometen "Hale-Bopp" bzw. C/1995 O1, 
der über einen Zeitraum von 18 Monaten "freiäugig" beobachtet werden 
konnte, sowie den Kometen "Hyakutake" bzw. C/1996 B2.

Neben "Neowise" sorgen nun im Juli und August jährlich wiederkehrende
Sternschnuppenströme für ein nächtliches Himmelsspektakel. 
Sternschnuppen sind im Prinzip Abfallprodukte bzw. Staubpartikel von 
Kometen, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen und dadurch
sichtbar werden. Das sind zum einen die Aquariiden (genauer die 
Delta-Aquariiden), die jährlich zwischen dem 12. Juli und dem 23. 
August auftreten. Ihr Maximum wird für die Nacht auf den 30. Juli 
erwartet. Dann können bis zu 25 Sternschnuppen pro Stunde beobachtet 
werden. Der Radiant der Aquariiden, also der Ort am Himmel, wo sie 
ihren Ursprung zu haben scheinen, ist das Sternbild Wassermann 
(Aquarius). Nach Mitternacht sind sie am besten zu sehen. 
Beeindruckender sind aber die Perseiden, die vom 17. Juli bis zum 24.
August beobachtet werden können. Der Radiant der Perseiden liegt im 
Sternbild Perseus, das sich am Abendhimmel Richtung Nordosten, etwas 
unterhalb des Sternbildes Kassiopeia ("Himmels-W") befindet. Das 
Maximum der Perseiden soll in der Nacht vom 12. auf den 13. August 
mit über 100 Sternschnuppen pro Stunde stattfinden.

Neben den natürlichen Himmelserscheinungen gibt es auch zwei 
prominente, künstliche Leuchterscheinungen am Himmel, die mit bloßem 
Auge zu beobachten sind: die internationale Raumstation ISS, die 
aufgrund ihrer Größe das Licht der z .B. gerade untergegangenen Sonne
reflektiert und so sehr gut sichtbar ist, und die Starlink-Satelliten
des privaten US-Raumfahrtunternehmens SpaceX. Die Starlink-Satelliten
sind Teil eines geplanten, weltumspannenden Satellitennetzwerks für 
einen weltweiten Internetzugang und häufig am Nachthimmel als lange 
Reihe recht schneller Leuchtpunkte zu entdecken.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 13.07.2020

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