Thema des Tages

Hoch YOANN liebt das Meer!


Unbeständiges Sommerwetter bleibt Trumpf! Dürre und Hitze scheinen 
weit entfernt und kommen nur kurzzeitig auf Besuch in Mitteleuropa 
vorbei. Daher trügt der Schein am heutigen Sonntag und morgigen 
Montag, wo Sommersonne die Temperaturen wieder über 25 Grad hieven 
kann.

Am heutigen Sonntag lässt Hoch YOANN alle Sommer- bzw. Sonnenanbeter 
frohlocken. Aus größeren Höhen sinkt Luft ab, erwärmt sich und macht 
den Wolken vielerorts den Gar aus. Verbreitet kann demnach die Sonne 
länger scheinen, wobei der Südwesten des Landes besonders bevorzugt 
ist. Allenfalls der Nordosten hinkt bei der potentiellen 
Sonnenausbeute teils deutlich hinterher. Dort ist teils noch tiefer 
Luftdruck über Skandinavien wetterwirksam und schickt dichtere Wolken
vorüber, die hier und da auch einen kurzen Schauer im Gepäck haben. 

Leider ist das Hoch YOANN zumindest über Mitteleuropa nicht so stabil
wie vielleicht von dem einen oder anderen gewünscht. Ihr gefällt es 
vielmehr auf dem Ostatlantik, wo sie sich in den kommenden Tagen 
bevorzugt einnistet. "Das Meer als YOANNs Wohlfühloase". Wenn dann 
der Druck nahender atlantischer Tief wächst, gibt YOANN, wie ab 
Montag zu beobachten, zuerst Nordwest- und dann Mitteleuropa auf. 
Schlecht für Sommerfans in diesen Regionen.

Von Neufundland bis nach Skandinavien und teilweise weiter bis nach 
Russland tummeln sich zahlreiche, mehr oder weniger stark ausgeprägte
Tiefdruckgebiete, die mit ihren Frontensystemen umher wirbeln. Da 
sich Hoch YOANN auf dem Ostatlantik festsetzt, stellt sich über 
Nordwest- und Mitteleuropa schließlich wieder eine westliche bis 
nordwestliche Strömung ein, die wiederum nur mäßig warme Meeresluft 
nach Deutschland steuert. Die ersten Ausläufer nahender 
Tiefdruckgebiete werden demnach ab Dienstag auch wieder in 
Deutschland erwartet. Über das Land soll sich eine Tiefdruckrinne 
legen, in die nach einigen Wettermodellen auch eine sogenannte 
Konvergenzlinie leingebettet ist. Konvergenzlinien beschreiben dabei 
eine bestimmte Zone von zusammenfließender (konvergierender) Luft in 
Bodennähe. Der resultierende Massenüberschuss am Boden wird dabei 
durch kompensierendes Aufsteigen ausgeglichen. Im Gegensatz zu den 
Luftmassengrenzen wie Warm- oder Kaltfront handelt es sich bei 
Konvergenzlinien um Phänomene, die innerhalb einer Luftmasse 
auftreten und somit nicht zwingend thermische Gegensätze abtrennen. 
Grundsätzlich soll durch diese Konvergenzlinie sowie durch 
nachstoßende Tiefausläufer von Nordwesten her erneut ein 
unbeständiger Wettercharakter auf Deutschland übergreift. 

Die Sommerfreunde sollten daher den heutigen Sonntag und den Montag 
nochmals ausgiebig genießen. Ok, im Süden und Südosten dauert es 
etwas länger mit der Umstellung, sodass auch der Dienstag noch 
freundlich und meist trocken daherkommt. Vor allem dort können die 
Temperaturen unter Zufuhr subtropischer Luft auch wieder ordentlich 
klettern und zu Wochenbeginn Werte zwischen 25 und 29 Grad erreichen.
In diesem Kontext sind die Küstenurlauber deutlich im Nachteil. Dort 
sind eigentlich immer auch Wolken unterwegs und die Höchstwerte 
schaffen kaum die 20 Grad Marke. 

Auch der Blick in die Mittelfrist, also in die Vorhersagetage 3 bis 
10 zeigt kein beständiges Sommerhoch. Allerdings scheint sich das 
Hoch auf dem Atlantik zum kommenden Wochenende nochmals ostwärts 
Richtung Mitteleuropa auszudehnen. Einhergehend sollten die 
Sonnenanteile als auch die Temperaturen wieder steigen. Vielleicht 
könnte lokal auch wieder mal die 30-Grad-Marke ins Visier genommen 
werden. Schauen wir mal. Die Vorhersagen sind auf dieser Zeitskala 
naturgemäß mit größeren Unsicherheiten behaftet, sodass alles auch 
anders kommen kann.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 12.07.2020

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