Thema des Tages

Verknüpfung von operationellem Dienst und gezielter Forschungsarbeit

Die Digitalisierung macht auch vor den Wetterdiensten nicht halt. So 
werden doch immer mehr Vorhersageprodukte zumindest 
teilautomatisiert. Wo und wie die Synoptik auch noch punkten kann, 
soll kurz erläutert werden. 

Ziel des vorliegenden Textes ist ein kurzer Abriss über den 
Know-how-Transfer aus der operationellen Vorhersagepraxis 
(synoptischer Ansatz) in die angewandte und theoretische Forschung 
(und umgekehrt, nur angedeutet). 

Die Ausarbeitung von differenzierten Fallstudien auf synoptischer, 
meso- und sub-skaliger Ebene soll dabei durch deren Interpretation 
mit unterschiedlichen konzeptionellen Modellen sowie aktueller 
Modellphysik und entsprechender Parametrisierung (Verwendung von 
zusätzlichen Parametern und Algorithmen, um komplexe physikalische 
Phänomene wie z.B. Turbulenz mathematisch exakter darzustellen) für 
die Evaluierung und Verifizierung von globalen und vor allem 
hochaufgelösten Vorhersagemodellen genutzt werden.
 
Kurz um geht es um (doppeltes) Feedback aus der theoretischen und 
praktischen Meteorologie und die Nutzung von Synergien zwischen 
konzeptionellen Modellen und parameterbasierten Vorhersagen 
einerseits und die Anwendung des Standes der aktuellen Modellphysik 
andererseits.

Ein solcher Ansatz kann mitunter zur Einführung neuer oder Anpassung 
bestehender Parameter führen. Dies geschieht u.a. mit diversen 
physikalischen und mathematischen Methoden zur Verbesserung der 
operationellen Vorhersage. Basis dafür sind differenzierte 
synoptische Analysen auf der einen Seite und die physikalische 
Interpretation synoptisch relevanter Abweichungen sowie zeitlicher 
und räumlicher Inhomogenitäten der Vorhersagefelder auf der anderen 
Seite. 

Die Ergebnisse können z.B. eine verbesserte Parametrisierung oder 
neue explizite Modellrechnungen (d.h. unterschiedliche oder 
angepasste meteorologische Antriebe, auch Forcings genannt) und damit
eine verbesserte Wettervorhersage (vor allem für kurz- und auch 
mittelfristige Wettervorhersagen) sein. Idealerweise ergibt sich dann
auch ein besseres Verständnis der physikalischen und chemischen 
Prozesse und der komplexen Wechselwirkungen zwischen sowie innerhalb 
von Atmosphäre und Ozean.

In der beigefügten Grafik ist mal beispielhaft der Prozessablauf 
dieser Methodik dargestellt. Enthalten sind jeweils auch mehrere 
Rückkopplungen und Querbeziehungen, die der Prozessoptimierung dienen
sollen.

Beim Deutschen Wetterdienst (DWD) wird diese Methodik u.a. durch 
regelmäßige Evaluierungssitzungen zwischen der Abteilung Forschung 
und Entwicklung (FE) und der Vorhersage- und Beratungszentrale (VBZ) 
umgesetzt, d.h. konkret werden interessante synoptische Fälle in 
Zusammenhang mit der Qualität und Konsistenz von diskreten 
Modellprognosen gebracht.

Aktuell laufen dazu Arbeiten und Fallstudien zur verbesserten 
Böen-Parametrisierung mit Hilfe zusätzlicher dynamischer Parameter.

Ebenso werden derzeit Vorschläge für eine verbesserte (erweiterte) 
Mittelfristvorhersage (ab Vorhersagetag 10 bis Tag 15) diskutiert, 
auch um die Lücke zu sub-saisonalen und Langfristvorhersagen zu 
schließen. Dabei geht es u.a. um die verstärkte Einbeziehung 
diagnostischer und prognostischer Parameter aus der Stratosphäre. 

Abschließend lässt sich festhalten, dass sich die Prognosegüte in den
letzten Jahren gerade durch exaktere Modellberechnungen bereits 
erheblich verbessert hat. Auch die Fernerkundungsmethoden sowie die 
so genannte Datenassimilation (Datenerhebung, um den Ist-Zustand der 
Atmosphäre besser darzustellen) schreiten immer schneller voran. 

In diesem Sinne sind weitere Synergien zu nutzen, um die optimale 
Verknüpfung von angewandter und theoretischer Forschung einerseits 
und der operationellen Praxis andererseits weiter zu verstetigen.


Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 11.07.2020

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