Thema des Tages

Ehemaliger Tropensturm "Ex-Edouard" - ein Steckbrief

In den vergangenen Tagen konnte man häufiger in den Medien die 
Schlagzeile "Tropensturm nimmt Kurs auf Europa" lesen. Nun ist er da!
"Ex-Edouard" zieht heute über Deutschland und wir schauen uns seinen 
Steckbrief an.

Name:   Sein Name "(Ex-)Edouard" stand schon lange fest. Denn dem 
National Hurricane Center in Miami (Florida), das für die 
Namensgebung tropischer Wirbelstürme auf dem Atlantik zuständig ist, 
liegen Namenslisten vor, die für die Benennung von Wirbelstürmen über
6 Jahre hinweg ausreichen. Im Anschluss sortiert man die Namen von 
besonders schweren Stürmen, die wohl in die Geschichte eingehen 
werden, aus, die restlichen Namen werden in den Folgejahren 
weiterverwendet. Entsprechend war bereits im Jahr 2015 klar, dass der
5. Sturm auf dem Atlantik in der Hurrikan-Saison 2020 den Namen 
"Edouard" tragen würde. 


Geburtsort:   Geboren wurde "Ex-Edouard" bereits am vergangenen 
Samstag, dem 04.07.2020, zunächst als tropische Depression mit dem 
Namen "Five" im westlichen Atlantik vor der Ostküste der USA. In der 
Nacht zum Sonntag streifte diese dann knapp die Bermuda-Inseln und 
organisierte sich in der Folge weiter zum tropischen Sturm mit dem 
Namen "Edouard". Am Montagabend, also knapp 24 Stunden später, nahm 
der Tropensturm dann zunehmend außertropische Züge an und wurde 
seither in den Wetterkarten als außertropisches Tief mit dem Zusatz 
"Ex" geführt. 


Alter:   Insgesamt ist "Ex-Edouard" mittlerweile knapp fünf Tage alt.

Lage und Zugrichtung: Bereits ausgangs der vergangenen Nacht griff 
"Ex-Edouard" auf Deutschland über und zog über Niedersachsen 
ostwärts. Am heutigen Freitagmittag (10.07.2020) liegt "Ex-Edouard" 
mit seinem Kern über Mecklenburg und verlagert sich allmählich 
nordostwärts über Vorpommern hinweg in die Ostsee.


Aktueller Luftdruck:   Dieser beträgt zurzeit etwa 1005 hPa. 
Besondere Eigenschaften: Zwar fiel "Edouard" als tropischer Sturm 
nicht gerade durch seine außergewöhnliche Stärke auf. In der Tat 
gehörte er eher der Kategorie "schwache Tropenstürme" an. Dennoch 
konnte "Edouard" einen Rekord aufstellen: Er geht als frühster 
fünft-benannter tropischer Sturm in die Geschichtsbücher ein. Das 
heißt, noch nie gab es im Satellitenzeitalter seit 1966 so früh in 
der Hurrikan-Saison fünf benannte Stürme. Bisher wurde der Rekord von
"Emily" gehalten, die am 12. Juli 2005 auftrat. Im Durchschnitt sieht
man den ersten benannten Sturm auf dem Atlantik erst um den 9. Juli 
herum.   


Weitere Eigenschaft:   "Ex-Edouard" dreht, wie andere 
Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel auch, zyklonal, das heißt 
gegen den Uhrzeigersinn. 


Auswirkungen:   Was hat der ehemalige tropische Sturm nun für 
Deutschland im Gepäck? Um eines vorweg zu nehmen: Die Ankündigung 
eines ehemaligen Tropensturms in unseren Breiten hört sich meist 
schlimmer an, als sie am Ende ausfällt. Und auch am Beispiel von 
"Ex-Edouard" sieht man, dass er für Teile der Mitte und des Nordens 
zwar etwas Regen mitbringt, dieser aber vor allem in 
landwirtschaftlich geprägten Regionen eher auf Freudensprünge treffen
dürfte, als auf traurige Gesichter oder Sandsäcke vor dem Keller. 


Gebietsweise wird auch der Wind auffrischen. Vom Südwesten und Westen
bis in den Osten können im Tagesverlauf Windböen auftreten, im 
Bergland muss mit Sturmböen gerechnet werden. 


Ganz ungefährlich bleibt das Wettergeschehen dann aber doch nicht. 
Auf seiner Südflanke steuert "Ex-Edouard" einen Schwall schwül-heißer
Luft in den Süden und Südosten des Landes. Dort muss ab dem heutigen 
Nachmittag bis in die Nacht hinein mit teils kräftigen Schauern und 
Gewittern gerechnet werden. Lokal eng begrenzt können diese auch den 
Unwetterbereich mit heftigem Starkregen, einzelnen schweren Sturmböen
und Hagel erreichen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 10.07.2020

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